Nawrocki gewinnt Polen-Wahl: Ziemiak erwartet Zäsur im Verhältnis
Nach der Wahl in Polen:Ziemiak: Es wird mit Nawrocki nicht einfacher
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Der Rechtsnationalist Nawrocki hat die Präsidentschaftswahl in Polen gewonnen. Der Bundespräsident gratuliert, CDU-Politiker Ziemiak erwartet jedoch schwierigere Beziehungen.
In Polen hat der rechtsnationale Nawrocki die Präsidentschaftswahl für sich entschieden. Bei der Stichwahl konnte er sich knapp gegen den liberalen Trzaskowski durchsetzen.02.06.2025 | 1:20 min
Nach dem Sieg des Rechtsnationalisten Karol Nawrocki bei der Präsidentschaftswahl in Polen erwartet der CDU-Außenpolitiker Paul Ziemiak eine Zäsur für das deutsch-polnische Verhältnis. Im ARD-Morgenmagazin sagte er:
Es wird mit diesem neuen Präsidenten Karol Nawrocki nicht einfacher.
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Paul Ziemiak (CDU), Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe
Im Wahlkampf habe Nawrocki auch antideutsche Töne angeschlagen. Dennoch sollte man Nawrocki eine Chance geben, betonte Ziemiak.
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Bundespräsident gratuliert Nawrocki
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte Nawrocki, betonte die deutsch-polnische Freundschaft und lud ihn nach Berlin ein.
Lassen Sie uns gemeinsam die Freundschaft unserer Völker stärken.
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Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
"Ein starkes Europa braucht eine gute deutsch-polnische Zusammenarbeit", betonte er. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gratulierte und zeigte sich in einer Botschaft im Onlinedienst Bluesky "zuversichtlich, dass die EU ihre sehr gute Zusammenarbeit mit Polen fortführen wird".
Wir sind zusammen alle stärker in unserer Gemeinschaft des Friedens, der Demokratie und Werte.
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Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin
Die Präsidentschaftswahl in Polen gilt als richtungsweisend. Das Thema Sicherheit war das wichtigste Wahlkampfthema. Ursache dafür ist die Angst vor Russland.28.05.2025 | 5:59 min
Ziemiak: Vorgezogene Parlamentswahl in Polen möglich
Ziemiak sagte, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sei der festen Überzeugung, dass es ein starkes Verhältnis von Frankreich, Deutschland und Polen brauche. Die deutsch-polnische Zusammenarbeit sei "fundamental wichtig" für Europa, sagte Ziemiak. Gerade wenn es schwer werde, müsse dafür gearbeitet werden.
Der CDU-Politiker wertete das Wahlergebnis als Protestwahl. Die Wahl des politischen Neulings sei ein Protest "gegen bisher sehr bekannte Gesichter" in der polnischen Politik. Nawrocki hat nun ein Vetorecht gegen Entscheidungen des liberal-konservativen Regierungschefs Donald Tusk.
Polen rüstet auf, setzt auf Verteidigung und Abschreckung. Nicht nur das Militär bereitet sich vor, auch die Zivilgesellschaft trainiert für den Ernstfall.16.05.2025 | 21:08 min
Im Deutschlandfunk sagte Ziemiak außerdem, er rechne damit, dass es die erste Aufgabe von Nawrocki sein werde, der Mitte-Links-Regierung von Donald Tusk "Schwierigkeiten zu machen". Nawrocki werde aller Voraussicht nach die Blockadepolitik des bisherigen Präsidenten Andrzej Duda fortsetzen.
"Mir fehlt jetzt etwas die Fantasie, wie es jetzt weitergehen soll", sagte Ziemiak. Entweder gelinge es, dass der Präsident und die Regierung miteinander Kompromisse finden - "oder es gibt vielleicht sogar irgendwann vorgezogene Neuwahlen".
Polnischer Präsident mit mehr Einfluss als in Deutschland
Viele Menschen seien von der Regierung enttäuscht, weil sie wegen Dudas Kurs ihre Versprechen nicht umsetzen konnte, sagte Ziemiak, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages und Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe.
Der Präsident hat in Polen mehr Befugnisse als der Bundespräsident in Deutschland: Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte, bestimmt die Außenpolitik mit und hat das Recht, Gesetzentwürfe einzubringen oder sein Veto gegen vom Parlament beschlossene Gesetze einzulegen.
Anderthalb Jahre lang wurden Reformen der Tusk-Regierung von Präsident Duda blockiert.17.05.2025 | 1:13 min
Knapper Wahlsieg für Nawrocki
Bei der Präsidentenwahl in Polen siegte Nawrocki in der Stichwahl mit 50,89 Prozent, wie die polnische Wahlleitung in Warschau nach Auszählung aller Stimmen auf ihrer Webseite mitteilte. Auf den liberalen Kandidaten Rafal Trzaskowski seien 49,11 Prozent der Stimmen entfallen.
Nawrocki ist offiziell parteilos, trat aber als Kandidat der rechtskonservativen PiS an, Polens größter Oppositionspartei. Die PiS regierte das Land von 2015 bis 2023. Zwar kam 2023 wieder ein Mitte-Links-Bündnis an die Regierung mit dem früheren EU-Ratspräsidenten Donald Tusk als Ministerpräsident.
Doch Präsident Andrzej Duda, der ebenfalls aus der PiS stammt und nach zehn Jahren im Amt kein weiteres Mal antreten durfte, bremste Tusks Reformpläne mit seinem starken Vetorecht aus.