Israel und Iran - Wadephul: "Wirklich schwierige Situation"
Interview
Außenminister zu Iran :Wadephul: "Setzen Verhandlungskurs fort"
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Trotz einer "wirklich schwierigen Situation" will Außenminister Wadephul im Konflikt um Irans Atomprogramm auf Verhandlungen setzen. Auch ihn habe Israels Angriff überrascht.
Das Gespräch mit Außenminister Johann Wadephul in voller Länge.13.06.2025 | 6:51 min
Nach dem Angriff Israels auf Iran in der Nacht zum Freitag hat sich der deutsche Außenminister Johann Wadephul (CDU) an die Seite Israels gestellt. Die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Iran zwingt den deutschen Außenminister außerdem dazu, das Programm seiner geplanten Nahostreise zu ändern.
Im Gespräch mit dem heute journal erklärt Wadephul aus dem ägyptischen Kairo, warum in seinen Augen von Irans Atomprogramm eine "konkrete Gefahr" für Israel ausgegangen sei - und warum er trotz der schwierigen Situation weiter auf Verhandlungen setzt.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.
Israels Angriff auf Iran war "Überraschung"
Verhandlungen über die Zukunft des iranischen Atomprogramms blieben in den vergangenen Jahren erfolglos. Von Israels Bedenken diesbezüglich habe man gewusst, sagt Wadephul. Mit einem israelischen Angriff habe aber "niemand gerechnet", räumt der Außenminister ein.
Ich bin heute Nacht geweckt worden und der israelische Kollege Gideon Saar hat mich darüber informiert, dass dieser Angriff begonnen hätte und fortgeführt wird.
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Johann Wadephul (CDU), Außenminister
Seitdem sei man mit "dieser Thematik zusätzlich zu allen anderen, die es hier im Mittleren Osten gibt, beschäftigt".
Nach Angriffen auf iranische Anlagen bombardiert Teheran Ziele in Israel. Irans Staatsoberhaupt Chamenei droht mit weiteren Schlägen – und die Situation droht weiter zu eskalieren.13.06.2025 | 3:04 min
Wadephul: Kann keine "völkerrechtlich abschließende Beurteilung" vornehmen
Auf die Frage, ob der israelische Angriff völkerrechtswidrig die Schwelle zur erlaubten Selbstverteidigung überschritten habe, verweist Wadephul zunächst auf Irans Atomprogramm. Man wisse seit längerem, dass dieses nicht mehr in Übereinstimmung mit dem Atomwaffensperrvertrag sei. Das habe auch der Gouverneursrat der internationalen Atomenergiebehörde am Donnerstag festgestellt.
Insofern ist es vollkommen klar, dass hier eine konkrete Gefahr für Israel ausgegangen ist.
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Johann Wadephul, Außenminister
Israel fühlt sich seit Jahren durch Irans Atomprogramm bedroht. Nach Drohungen und Sabotage folgt heute nun ein großangelegter Militärschlag gegen iranische Ziele.13.06.2025 | 1:17 min
Deutschland habe Iran zusammen mit Großbritannien und Frankreich mehrfach aufgefordert "Verhandlungen zu führen und klar zu machen, dass eine nukleare Bewaffnung nicht angestrebt wird", so Wadephul. Trotzdem habe er "natürlich auch nicht das vollständige Bild, das die israelische Regierung hatte", räumt der Außenminister ein.
Wir wissen natürlich, dass der Iran darauf abzielt, Israel als Staat zu vernichten. Aber eine völkerrechtlich abschließende Beurteilung kann ich von hier auch nicht vornehmen.
Israel finde erst noch hinaus, wie groß die Schäden nach Irans Angriff sind, sagt ZDF-Korrespondent Thomas Reichart, der die Attacke in Tel Aviv miterlebt hat.13.06.2025 | 4:04 min
Bemühungen um Deeskalation in "wirklich schwieriger Situation"
Trotz der schwierigen Situation wolle sich Wadephul weiter um Deeskalation bemühen. Dafür werde er mit seinen Kollegen in London und Paris sprechen, betont der Außenminister.
Wir setzen diesen Verhandlungskurs fort. Wir haben Möglichkeiten in der Hand. Es gibt ein Sanktionspaket, was wir aktivieren könnten, was wir aber nicht aktivieren wollen.
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Johann Wadephul, Außenminister
Israel hat die Atomanlage Natans und militärische Stützpunkte angegriffen, außerdem Ziele in Teheran. Laut israelischen Medien fing Israel über hundert iranische Drohnen ab.13.06.2025 | 2:34 min
Es müsse dabei aber "natürlich darum gehen, dass wir verhindern, dass ein weiterer Staat nuklear bewaffnet ist", unterstreicht Wadephul. "Diese Welt hat schon zu viele Krisen, zu viele Kriege, schon zu viele Staaten, die über Atomwaffen verfügen", mahnt Wadephul und ergänzt:
Und das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist ein weiterer Staat, der darüber verfügt und deswegen seine negative Kraft entfalten kann.
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Johann Wadephul, Außenminister
Angesprochen auf einen in der Nacht zum Freitag getöteten iranischen Diplomaten, der zu den wichtigsten Figuren bei den Verhandlungen Irans mit den USA zählte, räumt Wadephul ein: "Es ist in der Tat eine wirklich schwierige Situation, in der wir jetzt drin sind. Das kann ja gar niemand leugnen und ich bin der Letzte, der das leugnet." Trotzdem, sagt Wadephul, müsse man versuchen, im Gespräch zu bleiben.
Das Interview führte heute journal-Moderator Christian Sievers am Freitagabend kurz vor Israels Angriff auf die Atomanlage in Isfahan und Irans Raketenangriffe auf Israel. Autor der Zusammenfassung ist Julian Vulturius.
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