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Bund verspricht Investitionen:Schwimmbad-Sanierung: Wer zahlt die Kosten?
von Leon Müller
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Eine Sanierung hätten viele Schwimmbäder in Deutschland nötig - doch die Kosten sind hoch. Die Regierung verspricht Investitionen. Opposition und Verbänden reicht das nicht aus.
Wer vor 25 Jahren in ein Schwimmbad gehen wollte, hatte weitaus mehr Auswahl als heutzutage. Damals gab es in Deutschland rund 7.800 Schwimmbäder. Heute sind es nur noch etwa 6.000 Bäder bundesweit. In gutem Zustand sind die wenigsten.
Laut Kreditanstalt für Wiederaufbau sind mehr als die Hälfte aller Bäder teils gravierend sanierungsbedürftig. Ohne notwendige Investitionen stünden 800 Schwimmbäder in den nächsten drei Jahren vor dem Aus, warnt die DLRG.
Immer weniger Kinder können schwimmen
Dabei werden Schwimmbäder dringend gebraucht. Laut einer Umfrage von 2022 können 60 Prozent der Grundschulkinder nicht sicher schwimmen, 20 Prozent können es überhaupt nicht. Damit hat sich die Anzahl der Nichtschwimmer seit 2017 verdoppelt. Ein zentraler Grund dafür ist der Mangel an Schwimm-Möglichkeiten.
Der Deutsche Olympische Sportbund warnte schon vor zehn Jahren: "Diese ausschließlich vom Sparzwang geleitete Politik zeige mittlerweile verheerende Auswirkungen. Die Zahl der schwimmfähigen Grundschulabgänger geht stetig zurück", heißt es in einer Presseerklärung des Verbands aus dem Jahr 2015.
Bund will in Schwimmbäder investieren
In der Bewertung der schlechten Lage ist man sich im politischen Berlin weitgehend einig. Es muss etwas passieren. Auch die Regierung sieht Handlungsbedarf. "Die Situation ist angespannt", sagt Jasmina Hostert, SPD-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Sportausschuss.
Fast überall gibt es zu wenig Wasserflächen und lange Wartelisten bei den Schwimmkursen. Oder der Schwimmunterricht fällt aus, weil der Mangel an Schwimmbädern den Schulsport trifft.
Jasmina Hostert (SPD), Bundestagsabgeordnete
Genaue Verteilung der Mittel bleibt unklar
Über das Sondervermögen Infrastruktur sollen weitere Gelder in die Sanierung der Schwimmbäder fließen. "Investitionen in die Sportstätteninfrastruktur, damit ebenfalls in Schwimmbäder, sind über den Länderanteil des Sondervermögens von 100 Milliarden Euro möglich", sagt Hostert ZDFheute. Verantwortlich seien aber die Länder und Kommunen, das Geld entsprechend zu investieren.
Grüne kritisieren Pläne als "fahrlässig"
Scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung kommt von den Grünen: "Wer heute Schwimmbäder schließt, verhindert, dass Kinder schwimmen lernen - und riskiert morgen Menschenleben", sagt die Bundestagsabgeordnete Karoline Otte, die Mitglied im Finanzausschuss ist. Der Verweis auf das Sondervermögen sei nichts als heiße Luft.
Dass die Bundesregierung keinen Plan zur Rettung dieser Infrastruktur vorlegt und die Verantwortung auf die Kommunen abschiebt, ist schlicht fahrlässig.
Karoline Otte (Grüne), Bundestagsabgeordnete
Auch AfD und Linke halten die Pläne für unzureichend. In einem Fünf-Punkte-Plan forderte zuletzt die Linke mindestens eine Milliarde Euro jährlich für Schwimmbäder. Was die Regierung bisher angekündigt habe, reiche vorne und hinten nicht. Die AfD fordert einen "Goldenen Plan Sportstätten" mit einem Volumen von 40 Milliarden Euro, verteilt über acht bis zehn Jahre.
Verbände fordern Milliarden für Schwimmbäder
Alarm schlägt diesen Sommer auch die "Bäderallianz", ein Zusammenschluss aus 15 Verbänden. Gemeinsam haben sie einen "Schwimmbadplan" entworfen. Es brauche demnach jährlich eine Milliarde Euro vom Bund über zwölf Jahre gegen den Sanierungsstau.
Der Geschäftsführer der Bäderallianz Christian Mankel sagt ZDFheute: "Eine Milliarde Euro aus Sondervermögen des Bundes darf nicht durch Haushaltstricks verringert werden." Immerhin habe Schwarz-Rot im Koalitionsvertrag den gesellschaftlichen Stellenwert von Sport und auch Schwimmbädern betont.
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