Schwimmhilfe für Kinder: Worauf Eltern achten sollten

Schwimmflügel und Co. für Kinder:Wofür sich welche Schwimmhilfe eignet

von Gunnar Fischer
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Von Schwimmflügeln über Schwimmgürtel bis zur Haifischflosse: Welche Schwimmhilfe sich für Kinder für welche Anforderungen eignet, warum sie aber keinen sicheren Schutz bieten.

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Das Angebot an Schwimmhilfen ist groß. Neben Passform, Material und Farbe sollten beim Kauf vor allem das Alter und die Funktion der Schwimmhilfe berücksichtigt werden. Zudem sollten Eltern auf CE- und GS-Prüfzeichen achten, um sicherzustellen, dass die verwendeten Materialen schadstofffrei sind und den Sicherheitsstandards entsprechen.

Klassifizierung der Schwimmhilfen in drei Kategorien




Auftriebshilfe, Schwimmhilfe oder Trainingsgerät

Die Anforderungen an Schwimmhilfen sind ganz unterschiedlich und von den Fähigkeiten des Kindes abhängig. Während Schwimmsitze für Babys lediglich zur Wassergewöhnung dienen, sollen einige Schwimmhilfen das Kind im Schwimmlernprozess unterstützen. Auch Trainingsgeräte wie Schwimmbretter und Schwimmnudel sind im weitesten Sinne Schwimmhilfen.
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Anja Geisel, stellvertretende Ressortleiterin Ausbildung bei der DLRG Rheinland-Pfalz, unterscheidet zwischen Schwimmhilfen und Schwimmlernhilfen. Klassische Schwimmflügel beispielsweise seien eher ungeeignet, um Schwimmen zu lernen. "Eine Schwimmhilfe wie Schwimmärmel hält das Kind lediglich über Wasser", erläutert Geisel.

Eine gute Schwimmlernhilfe zeichnet sich hingegen darin aus, dass das Kind in eine horizontale Wasserlage kommt und die Schwimmbewegungen in den Armen und Beinen nicht einschränkt.

Anja Geisel, stellvertretende Ressortleiterin Ausbildung, DLRG Rheinland-Pfalz

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Schwimmhilfe Haifischflosse bringt in horizontale Wasserlage

Die Idee, wie ein Hai durch das Wasser zu gleiten, motiviere die Kinder, sagt Geisel. Sie bringt Kindern seit vielen Jahren das Schwimmen bei und ist von der Rückenflosse überzeugt:

Die Haifischflosse bringt das Kind in eine horizontale Wasserlage, die Bewegungsfreiheit von Armen und Beinen ist gegeben.

Anja Geisel, DLRG Rheinland-Pfalz

So sei es möglich, dass korrekte Schwimmbewegungen ausgeführt werden können, ergänzt die Expertin.

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Bei Schwimmkissen lässt sich Luft einfach reduzieren

Auch das Schwimmkissen funktioniert aus Sicht der Expertin beim Schwimmenlernen. Wichtig sei jedoch, das breite Band unterhalb der Brustwarzen anzulegen und die beiden dünneren Bänder am Rücken mit einer Schleife festzubinden. Nur auf diese Weise sei die horizontale Wasserlage gewährleistet. Außerdem macht Anja Geisel auf die einfache Möglichkeit der Luftreduzierung bei den Schwimmkissen aufmerksam.

Was mir beim Schwimmkissen gefällt, ist, dass man das Auftriebsvermögen im Schwimmlernprozess immer mehr reduzieren kann.

Anja Geisel, DLRG Rheinland-Pfalz

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Schwimmgürtel führt zu ungünstiger Schwimmposition

Der Schwimmgürtel überzeugt Geisel dagegen nicht. Sie stuft ihn sogar als gefährlich ein. Das Problem beim Schwimmgürtel läge darin, dass er in Taillenhöhe sitzt, was eine ungünstige Schwimmposition bewirke. Damit werde das Becken hochgehoben und die Kinder seien nicht in der Lage, den großen schweren Kopf andauernd über der Wasseroberfläche zu halten, erläutert Geisel.

So besteht die Gefahr, dass das Kind mit dem Kopf ins Wasser absinkt und trotz Schwimmhilfe ertrinkt.

Anja Geisel, DLRG Rheinland-Pfalz

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Verwechslungsgefahr: Schwimmweste und Rettungsweste

Bei der Schwimmweste bemängelt die Expertin den zu starken Auftrieb. Dadurch werde die Schwimmbewegung im Schulterbereich behindert. Außerdem vermittele die Weste laut Anja Geisel ein trügerisches Gefühl von Sicherheit.

Damit eine Weste ertrinkungssicher ist, braucht sie unbedingt einen Kragen hinten im Nacken, so wie man es aus anderen Wassersportbereichen kennt.

Anja Geisel, DLRG Rheinland-Pfalz

Schwimmwesten, die als Schwimmlernhilfe angeboten werden, sollten daher nicht mit Rettungswesten verwechselt werden. Rettungswesten besitzen einen Kragen. Sie sind zudem so konzipiert, dass sie hilf- und bewusstlose Menschen über Wasser halten können.
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Schwimmhilfe bietet keine absolute Sicherheit

Anja Geisel betont, dass grundsätzlich keine Schwimmhilfe einen Schutz vor dem Ertrinken garantiert. "Eltern sollten dafür Sorge tragen, dass ihr Kind sich immer in Griffweite befindet, damit sie schnell reagieren können, wenn das Kind mit dem Kopf unter Wasser gerät."
Schwimmhilfen sind daher nur unter ständiger Aufsicht zu verwenden. Das sollten sich Eltern beziehungsweise die Aufsichtspersonen beim Schwimmbadbesuch stets vor Augen halten.

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Dieser Artikel wurde erstmals am 12. August 2023 veröffentlicht und am 3. Juni 2025 aktualisiert.

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