DLRG fordert Investitionen:Schwimmbäder: Zu wenig, zu kaputt, zu unsicher
|
Immer mehr Schwimmbäder schließen, die Hälfte ist sanierungsbedürftig. Eine Allianz von Fachverbänden schlägt Alarm. Vom Bund fordern sie einen Milliardenzuschuss und einen Plan.
Viele deutsche Schwimmbäder sind marode und dauerhaft geschlossen. Das macht sich an der sinkenden Zahl der sicheren Schwimmer bemerkbar. Die Bäderallianz Deutschland fordert Unterstützung vom Bund. 03.07.2025 | 1:45 min
Zu viele Nichtschwimmer, erschreckend viele Badetote und sanierungsbedürftige Schwimmbäder - die Initiative Bäderallianz schlägt Alarm. Mit Investitionen von je einer Milliarde Euro über zwölf Jahre und einem Bäderförderprogramm könne auf die Misere reagiert werden, heißt es in einem Papier, das die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) an diesem Donnerstag in Hannover vorstellte.
Es ist an der Zeit, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam Verantwortung übernehmen und zusammen mit Betreibern und Nutzern der Bäder einen flächendeckenden Schwimmbadplan für Deutschland erstellen.
„
Bäderallianz
Die DLRG ist Mitglied und hat federführend mit dem Deutschen Schwimmverband und der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen den Plan ausgearbeitet.
In öffentlichen Schwimmbädern herrscht bei den hohen Temperaturen im Sommer Hochbetrieb. Dann hat Bademeister Stefan Priß im Freibad im nordrhein-westfälischen Bad Honnef alle Hände voll zu tun.02.07.2025 | 4:25 min
Zu wenige Grundschulkinder können schwimmen
Rund 58 Prozent der Grundschulkinder könnten beim Übergang in eine weiterführende Schule nicht sicher schwimmen, 20 Prozent der Kinder könnten überhaupt nicht schwimmen, führte die DLRG mit Verweis auf eine Forsa-Befragung von 2022 an. Die Zahl der sicheren Schwimmer sinkt und das Risiko von Badeunfällen in Flüssen, Meeren und Seen steigt.
Ein Grund: Seit Jahren schrumpft das Netz an verfügbaren Schwimmbädern in Deutschland; laut DLRG sei die Hälfte der derzeit vorhandenen Standorte sarnierungsbedürftig.
Schwimmen zu lernen ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
„
Ute Vogt, DLRG-Präsidentin
Die Forderung der Lebensretter: "Niemand aus der Bevölkerung soll länger als 30 Minuten mit dem Auto unterwegs sein müssen, um ein Schwimmbad zu erreichen." Laut dem "Bäderatlas" der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, die ebenfalls Teil der Bäderallianz ist, gibt es derzeit rund 6.000 Hallen- und Freibäder in Deutschland.
Die Preise für Schwimmbäder sind gestiegen um über 5 Prozent zum Vorjahr. Manche Bäder müssen an bestimmten Tagen geschlossen bleiben. Grund dafür ist der Fachkräftemangel bei den Bademeistern. 17.06.2025 | 1:50 min
Initiative: Eine Milliarde Euro als Zuschuss vom Bund nötig
Vom Bund fordert die Bäderallianz nun umfangreiche Investitionen in ein Bäderprogramm. Der Finanzvorschlag der Initiative sieht vor, dass jährlich 700 Millionen Euro als Zuschüsse für Neubau, energetische Sanierung, Digitalisierung und Substanzsanierung für Hallen-, Frei- und Kombibäder fließen sollen.
150 Millionen sind vorgesehen für den Bau und Betrieb der Spitzensportbäder, 100 Millionen für den Bau von Lehrschwimmbädern und 50 Millionen für die Förderung von bäderbezogener Forschung und Lehre.
Schwimmunterricht ist nicht nur Freizeitspaß, sondern lebenswichtig, sagt die DLRG.
Quelle: dpa
Geld vom Bund sei auch darum nötig, weil die meisten Hallen- und Freibäder in kommunaler Trägerschaft liegen, die Bädersarnierung übersteige aber die Mittel vielerorts. "Der bestehende Sanierungsstau, die hohen Betriebskosten - insbesondere die Energiekosten - stellen viele Kommunen, Vereine und private Betreiber vor massive wirtschaftliche Herausforderungen", schreibt die Bäderallianz.
Für den Bau neuer Hallen- Frei- und Kombibäder sei wichtig, dass diese "mitten in den Vierteln" entstünden, um ihre Funktion als soziale Treffpunkte zu stärken, schreiben die Experten.
Achim Gall hat im baden-württembergischen Uhingen ein Schwimmbad selbst gebaut. Das private Becken ist öffentlich zugänglich für die ganze Nachbarschaft, auch Schwimmkurse werden hier angeboten.01.07.2025 | 1:24 min
Gezielte Strategie auch für den Leistungssport
Den Ländern wird zudem empfohlen, begleitend für zwölf Jahre ein Landesförderprogramm aufzulegen. Fokus dort soll auf dem Aufbau sogenannter Vereinssportbäder in Trägerschaft der Bundesländer liegen. Gefordert wird eines je 500.000 Einwohner.
Das soll dem Nachwuchsleistungssport dienen, aber auch als Ausbildungsstätten für Spezialisten von Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk fungieren. Darüber angesiedelt sollen noch eine Hand voll Spitzensportbäder werden - zum Beispiel an Olympiastützpunkten. Sie wären auf internationale Wettkämpfe ausgelegt, Trägerschaft solle laut Verbänden beim Bund liegen.
"Ein Bad für alles"-Denken nicht sinnvoll
Aktuell kollidieren die teils unterschiedlichen Bedürfnisse von Leistungsschwimmern, Schulklassen und restlicher Bevölkerung häufig am Becken - mit Frust für alle Beteiligten. Hier machten sich auch Fehler bei der Bäder-Planung vergangener Jahrzehnte bemerkbar.
Etwa den Ansatz "Ein Bad für alle Zwecke", der nun dazu führe, dass manche Kommunen laut Bäderallianz nun für überdimensionierte Standorte bezahlen müssten. Andernorts würden Schulen und Vereine zu sehr in den Mittelpunkt gestellt, was die Angebote für die breite Öffentlichkeit zu sehr einschränke.
Die Verbände fordern darum eine klarere Differenzierung nach Bädertypen und die Erstellung eines flächendeckenden Bedarfsplans von Bund, Ländern und Kommunen.
Der Schwimmspaß in diesem Sommer wird teurer: Die Eintrittspreise für Hallen- oder Freibäder sind binnen eines Jahres deutlich gestiegen - und nicht nur die.