Wehrdienst-Streit:Linnemann bei "Lanz": SPD hat Fehler gemacht
Carsten Linnemann sieht den "Fehler" im Wehrdienst-Streit bei der SPD. Der CDU-Generalsekretär fordert bei "Lanz" eine "Einigung innerhalb von 24 Stunden".
Sehen Sie hier die Sendung Markus Lanz vom 14. Oktober 2025.
14.10.2025 | 75:45 minEin auf Freiwilligkeit basierender Wehrdienst - im Kabinett beschlossen. Eine Union, die daraufhin immer wieder Pflichtelemente gefordert hatte. Die Einigung der schwarz-roten Fraktionen auf ein Losverfahren - kurz vor der angesetzten Pressekonferenz hinfällig. Ein SPD-Verteidigungsminister, der gegen den erklärten Willen der SPD-Unterhändler die Reißleine zog.
Es war ein Tag der politischen Unklarheiten, den CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann am Dienstagabend bei "Markus Lanz" zu erklären versuchte:
Dieser Punkt ist im Kabinett geeint. [In den Fraktionen] einigt man sich zwischen SPD und Union und dann kommt der Minister und sagt: 'Stopp!'
Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär
Union und SPD streiten darüber, ob künftig ein Losverfahren darüber entscheiden könnte, wer in Deutschland zum Wehrdienst eingezogen wird. Diana Zimmermann mit einer Einschätzung.
14.10.2025 | 1:36 minNeuer Wehrdienst: Zweifel an der Einigung
Was war passiert? Der schwarz-rote Kompromiss zur Einführung eines neuen Wehrdienstes schien gefunden. Der Kabinettsbeschluss vom 27. August sieht vor, dass alle 18-Jährigen angeschrieben werden sollen, um einen Eignungsfragebogen zum Wehrdienst auszufüllen. Frauen sind nicht verpflichtet, diesen zu beantworten.
Perspektivisch ist eine Musterung geplant. Laut Kabinettsbeschluss soll freiwillig bleiben, ob sich die jungen Erwachsenen für oder gegen den Wehrdienst entscheiden.
Doch an den "Fragebögen auf freiwilliger Basis" seien in der Zwischenzeit koalitionsinterne Zweifel laut geworden. Wohl auch, weil Unionsvertreter immer wieder Pflichtelemente gefordert hatten.
- Wehrdienst: Wie Union und SPD um ein Losverfahren streiten
Linnemann sagte: "Wir wollten mehr Verbindlichkeit. Wir müssen das Nato-Ziel erfüllen. Wir brauchen 90.000 mehr Wehrpflichtige bis 2035."
SPD und Union haben ein Statement zum neuen Wehrdienst kurzfristig abgesagt. Für ZDF-Korrespondentin Maurer ein Beispiel dafür, dass es zwischen den Fraktionen “deutlich hakt”.
14.10.2025 | 3:18 minLinnemann: Einig bei Losverfahren, Pistorius wollte nicht mitgehen
Die Fraktionen von Schwarz-Rot hätten in den letzten zwei Tagen zusammengesessen, um dieses Problem zu lösen: "Was passiert, wenn das nicht klappt, dass wir zu wenige Menschen motivieren, zur Bundeswehr zu kommen, für dieses Land zu dienen?"
Deutschland brauche "10.000 Wehrpflichtige pro Jahr". Um verbindlich dafür zu sorgen, hätten sich die Fraktionen von Schwarz-Rot eigentlich auf ein Losverfahren verständigt: "Wenn ungefähr 200.000 pro Jahrgang in Frage kommen und wir brauchen 10.000, würden wir ein Losverfahren [...] durchführen und dann würden wir mit den Männern reden."
Linnemann betonte:
Die Männer sind gefragt. Und dann können sie natürlich verweigern und einen Ersatzdienst machen.
Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär
Der Wehrdienst in der Bundeswehr soll weiterhin freiwillig sein, doch falls sich wenige melden, soll es verpflichtende Elemente geben. Andrea Maurer erklärt das Modell.
14.10.2025 | 1:27 minDer CDU-Generalsekretär plädiere "sehr stark" dafür, dass Deutschland eine "Dienstpflicht in der Breite" bekomme. Er sagte: "Diesen Weg wollte die SPD mitgehen, aber offenkundig der Herr Pistorius nicht, der Verteidigungsminister."
Aus Unionskreisen hieß es, Boris Pistorius habe die SPD-Fraktionssitzung am Dienstag "gecrasht", die SPD-Fraktion "angezündet" und die Einigung der schwarz-roten Fraktionen "torpediert".
Es schien, als wolle Linnemann der SPD Druck machen: "Wir wollen gerne am Donnerstag in die erste Lesung in den Bundestag." Er gehe davon aus, "dass man sich einigt".
In der Debatte um den neuen Wehrdienst werde die junge Generation nicht miteinbezogen, sagt Quentin Gärtner von der Bundesschülerkonferenz. Das sei so nicht akzeptabel.
14.10.2025 | 15:29 minLinnemann: SPD-Fraktion hat Pistorius "zu wenig mitgenommen"
Warum hält Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius einen Gesetzgebungsprozess derart auf? Linnemann sagte: "Vielleicht fühlt er sich überrumpelt oder zu wenig mitgenommen."
"taz"-Journalistin Ulrike Herrmann berichtete von einem Gerücht aus dem politischen Berlin: Pistorius habe wohl festgestellt, dass er nicht mehr der in den Umfragen beliebteste Politiker sein würde, wenn der Wehrdienst "für einige zur Pflicht würde", wenn die Zahlen nicht reichten.
Die politische Verantwortung für die Verwirrung dieses Dienstages schob Linnemann hingegen der SPD-Fraktion zu: "Das ist eine Fraktionsentscheidung. Die Fraktionen müssen sich einig werden. Offenkundig hat die SPD-Fraktion ihren Minister zu wenig mitgenommen. Sonst wäre das nicht passiert."
Und weiter:
Das hätte nicht passieren dürfen und das muss die SPD jetzt klären.
Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär
Die Diskussion um den Kriegsdienst beschäftigt die Menschen. Kann die Bundeswehr ihre Wehrfähigkeit mit einer freiwilligen Verpflichtung herstellen oder braucht es die Einführung der Wehrpflicht?
14.10.2025 | 2:34 minLanz konfrontierte Linnemann damit, dass auch die CDU-Fraktion eine bereits geeinte Entscheidung zum Platzen gebracht hatte. Der CDU-Generalsekretär räumte ein:
"Bei den Richterwahlen haben wir einen Fehler gemacht, einen richtig großen Fehler. Diesen Fehler haben wir nicht nur eingestanden, sondern wir haben ihn wieder wettgemacht."
Linnemann appellierte:
Jetzt ist ein Fehler passiert bei der SPD. Das ist nicht schlimm. Das kann man, glaube ich, innerhalb von 24 Stunden heilen. Und das sollte man machen, damit wir weiter vorankommen.
Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär
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