Geplante Pressekonferenz abgesagt:Verwirrung um Losverfahren beim Wehrdienst
Eigentlich wollten Union und SPD eine Einigung auf ein Losverfahren für den Wehrdienst verkünden. Doch dann wurde eine Pressekonferenz abgesagt. Was ist los in der Koalition?
Union und SPD streiten darüber, ob künftig ein Losverfahren darüber entscheiden könnte, wer in Deutschland zum Wehrdienst eingezogen wird. Diana Zimmermann mit einer Einschätzung.
14.10.2025 | 1:36 minSo etwas gibt es auch nicht alle Tage. Da wollen Union und SPD vor die Presse treten, kündigen für 17:30 Uhr ein Statement an, TV-Sender übertragen live - und dann: Nichts. Gar nichts.
Kurzfristig und völlig überraschend sagen Siemtje Möller (SPD) und Norbert Röttgen (CDU) ihre Pressekonferenz wieder ab, auf der sie eigentlich eine Einigung verkünden wollten - auf ein Losverfahren beim Wehrdienst. Auch ZDFheute wurde diese Einigung aus Fraktionskreisen bestätigt, ZDFheute live sendete bereits.
Bisher setzt der neue Wehrdienst auf Freiwilligkeit - dazu sollte eine Einberufung per Losverfahren kommen. Doch die Vorstellung des Plans sagt Schwarz-Rot kurzfristig wieder ab.
14.10.2025 | 53:32 minWieder erscheint die Koalition uneins
Doch anstatt die erwarteten Details über die Einigung einzuordnen, wird ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Andrea Maurer nun gefragt, was da eigentlich los sei in der Koalition. Maurer sagt:
Dass die Pressekonferenz so kurzfristig abgesagt wurde, das ist natürlich ein maximaler Affront.
Andrea Maurer, ZDF-Hauptstadtkorrespondentin
Offenbar hat Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in der SPD-Fraktion deutliche Worte gegen die Einigung gefunden. Offenbar ist er es, der die Pressekonferenz verhindert, so Maurer.
Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass es zwischen den beiden Fraktionen deutlich hakt, auch zwischen Kabinettsmitgliedern.
Andrea Maurer, ZDF-Hauptstadtkorrespondentin
In der Debatte um den neuen Wehrdienst werde die junge Generation nicht miteinbezogen, sagt Quentin Gärtner von der Bundesschülerkonferenz. Das sei so nicht akzeptabel.
14.10.2025 | 15:29 minEs gab schon eine Pressemitteilung
Dabei hat die Union schon eine Pressemitteilung vorbereitet. In ihr heißt es, dass alle Männer einen Fragebogen ausfüllen müssen. Danach würde "mittels eines Zufallsverfahrens bestimmt, wer zur verpflichtenden Musterung erscheinen muss."
Sollten sich allerdings nicht genügend Freiwillige finden, dann könnten - so steht es in der Mitteilung - "durch ein Zufallsverfahren ausgewählte Männer für den Wehrdienst verpflichtet werden."
Würde das bedeuten, dass künftig 18-Jährige für die Bundeswehr zwangsrekrutiert werden? Nein. Denn statt eines Wehrdienstes wäre auch ein Ersatzdienst möglich. So steht es in der Mitteilung. Und im Grundgesetz.
SPD und Union haben ein Statement zum neuen Wehrdienst kurzfristig abgesagt. Für ZDF-Korrespondentin Maurer ein Beispiel dafür, dass es zwischen den Fraktionen “deutlich hakt”.
14.10.2025 | 3:18 minUnion und SPD zeigten sich eigentlich zufrieden
Der ganze Vorgang ist aber umso überraschender, als sich SPD und Union zuvor eigentlich zufrieden mit dem Kompromiss gezeigt hatten. Die Eckpunkte seien eine "gute Diskussionsgrundlage für das parlamentarische Verfahren", hatte SPD-Fraktionschef Matthias Miersch gesagt.
Er sei sicher, dass die Koalition nach der ersten Lesung des Gesetzentwurfs am Donnerstag "sehr schnell" nach einer Anhörung zu einer endgültigen Klärung komme.
Die Diskussion um den Kriegsdienst beschäftigt die Menschen. Kann die Bundeswehr ihre Wehrfähigkeit mit einer freiwilligen Verpflichtung herstellen oder braucht es die Einführung der Wehrpflicht?
14.10.2025 | 2:34 minBeide Seiten hätten "hart gerungen", hatte auch Unionsfraktionschef Jens Spahn gesagt. Es sei aber "eine gute Lösung gefunden" worden. Dabei sei es auch um die Frage gegangen, wie ein möglichst gerechtes Verfahren bei der Auswahl der Wehrdienstleistenden gefunden werde. Ein nun vorgeschlagenes Losverfahren sei dabei aus seiner Sicht die fairste Variante.
Union tendiert zur Wehrpflicht
Der Gesetzentwurf von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sieht unter anderem vor, die Entscheidung für den Wehrdienst freiwillig bleiben solte.
Die Union hatte das jedoch nicht für ausreichend gehalten und Änderungen in Richtung einer Wehrpflicht verlangt, wenn Zielgrößen bei der Rekrutierung nicht erreicht werden.
Zum 18. Geburtstag einen Brief vom Staat bekommen, ob man bereit ist, in der Bundeswehr zu dienen. Ab nächstem Jahr soll das Realität werden. Aber wie viel Pflicht steckt da wirklich drin?
28.08.2025 | 40:52 minLosverfahren: Widerstand aus der SPD-Fraktion
Gegen das Losverfahren hatte sich in der SPD-Fraktion nach ZDFheute-Informationen nun aber auch Widerstand geregt. Eine große Anzahl von Abgeordneten sei dagegen, dafür gäbe es niemals eine Mehrheit, heißt es aus der Fraktion.
Und jetzt? Jetzt ist die Verwirrung groß. Am Ende sind zu den ohnehin schon zahlreichen offenen Fragen weitere hinzugekommen. Unter anderem auch die, wie es eigentlich um die Koalition steht.
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