Lauterbach bei "Lanz": Schwarz-Rot erbärmlich angelaufen

Ex-Minister bei "Lanz":Lauterbach: Schwarz-Rot "erbärmlich angelaufen"

von Felix Rappsilber
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Ex-Gesundheitsminister Lauterbach kritisiert bei "Lanz" die Arbeit der schwarz-roten Koalition mit harten Worten. Und er geht noch weiter: Deutschland sei "ungerecht" geworden.

Markus Lanz vom 25. September 2025: Markus Lanz, Prof. Dr. Karl Lauterbach, Kerstin Münstermann, Prof. Dr. Martin Werding und Prof. Dr. Peter Neumann

Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 25. September 2025 in voller Länge.

25.09.2025 | 74:35 min

"Tatsächlich ist es ja erbärmlich, ist es schlecht angelaufen" - dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entglitt am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" harsche Kritik an der schwarz-roten Koalition.

Nachdem er das Wort "erbärmlich" ausgesprochen hatte, unterbrach er kurz, um seine Aussage wieder einzufangen. Nun beschrieb Lauterbach den Start der schwarz-roten Bundesregierung als "nicht gut" und "schwer".

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25.08.2025 | 1:44 min

Die geplatzte Verfassungsrichter-Wahl sei "in jeder Hinsicht komplett misslungen". Die SPD hatte die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf für das Bundesverfassungsgericht nominiert. Zunächst stand die Zusage der Unionsführung, doch die Wahl scheiterte letztlich am Widerstand der Unionsfraktion.

Beide Seiten sind jetzt bemüht, pfleglicher miteinander umzugehen.

Karl Lauterbach, ehemaliger Bundesgesundheitsminister

Die Bilder des gemeinsamen Oktoberfest-Besuchs der Koalitionsspitzen würden diese neue Einigkeit demonstrieren. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), SPD-Chef Lars Klingbeil, SPD-Co-Chefin Bärbel Bas sowie CSU-Chef Markus Söder hatten miteinander das Münchner Oktoberfest gefeiert.

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25.09.2025 | 0:28 min

Journalistin Kerstin Münstermann erklärte: "Die Koalition war nach 100 Tagen so zerstritten wie kaum eine andere vor ihr. Da war die Ampel in den ersten Monaten besser." Nach dem Sommer habe man nun versucht, gemeinsame Kommunikationslinien zu bestimmen, so Münstermann. Der Oktoberfest-Besuch der Koalitionsspitzen zeige:

Das ist die Mission: "Wir packen's gemeinsam an".

Kerstin Münstermann, Journalistin

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Die Fraktionsspitzen von Union und SPD beraten in Würzburg über die Regierungsvorhaben der kommenden Monate. ZDF-Korrespondentin Andrea Maurer ordnet das Treffen ein.

28.08.2025 | 1:29 min

Lauterbach: System ist ungerecht

Die schwarz-rote Koalition ist nicht nur durch innere Konflikte geschwächt, sondern gerät auch von außen unter Druck. Lauterbach bezeichnete die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen als "bestürzend". Bei "Lanz" lieferte er eine Erklärung für das schlechte Abschneiden der SPD:

Die Leute erleben das gesamte System einfach schlicht als ungerecht und die Wahrheit ist: Die Leute haben Recht.

Karl Lauterbach, ehemaliger Bundesgesundheitsminister

Lauterbach gab den Eindruck der Bevölkerung seines Wahlkreises Leverkusen-Köln wieder: "Die sehen, dass sie selbst (...) steigende Mieten zu bezahlen haben. Das Geld reicht nicht. Bauen kommt erst gar nicht mehr in Frage. Die Bildungschancen ihrer Kinder sind viel schlechter als noch vor 20 Jahren. Es gibt keine Möglichkeit für einen Aufstieg mehr (...)." Die SPD müsse "diese Dinge ernster nehmen".

Ausgeprägte Zweiklassenmedizin?

Die Ungerechtigkeit zeige sich auch anhand einer "ausgeprägten Zweiklassenmedizin". Die Lebenserwartungen zwischen Menschen mit hohen und niedrigen Einkommen seien in Deutschland schon jetzt "viel unterschiedlicher" als in anderen europäischen Ländern:

Die Lebenserwartung der Einkommensschwächeren (...) sinkt sogar.

Karl Lauterbach, ehemaliger Bundesgesundheitsminister

Arzt

Um "Ärzte-Hopping" zu vermeiden, schlagen die Arbeitgeberverbände eine Kontaktgebühr bei jedem Arztbesuch vor. Das stößt bei Hausärzten und Gewerkschaften auf Widerstand. Die Forderung sei unsozial und undurchdacht.

21.08.2025 | 2:04 min

Der ehemalige Bundesgesundheitsminister erklärte: "Alle westeuropäischen Länder, ausnahmslos, haben eine höhere Lebenserwartung als wir, obwohl sie weniger [für ihr Gesundheitssystem] ausgeben."

Wenn heute ein gesetzlich Versicherter einen Facharzttermin haben wolle, müsse er als Bittsteller auftreten und könne erst in ein paar Monaten zum Facharzt gehen. Hingegen sei der privat Versicherte "sofort dran".

Lauterbach fordert Gesundheits-Strukturreform

Lauterbach räumte ein: "Das Gespür der Leute, es ist ungerecht bei uns geworden, das ist einfach richtig." Der SPD-Politiker warb für eine umfassende Reform der Gesundheitspolitik: "Unser System verbraucht wahnsinnig viel Geld, ist aber ineffizient." Lauterbach forderte:

Wir brauchen Strukturreformen. Wir brauchen alles, aber nicht zusätzliches Geld.

Karl Lauterbach, ehemaliger Bundesgesundheitsminister

Symbolbild: Zu sehen sind Krankenkarten

Das Gesundheitssystem steht unter Druck: Die Ausgaben der Kassen steigen, trotz Milliardenlücke verspricht die Koalition stabile Beiträge. Wie das finanziert wird, bleibt offen.

05.09.2025 | 1:36 min

Vorbeuge-Medizin werde "sträflich vernachlässigt", dabei sei sie der "wichtigste Schritt". Der Ex-Gesundheitsminister sprach sich für Vorsorgeuntersuchungen aus, die ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre Risikofaktoren erkennen sollen:

Dann würden wir die Erkrankungen preiswert bekämpfen können, bevor sie richtig ausgeprägt sind.

Karl Lauterbach, ehemaliger Bundesgesundheitsminister

Und weiter: "Der Unterschied zwischen der Lebenserwartung der Armen und der Wohlhabenderen wird kleiner werden. Die Lebenserwartung würde auch im Durchschnitt steigen und wir würden weniger Geld ausgeben."

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