Nach Weckruf bei NRW-Kommunalwahl:Findet die SPD eine neue Erzählung?
Chronisch schlecht sind die Umfragewerte der SPD im Bund. Auf die NRW-Kommunalwahl schaut sie fast erleichtert. Der Gegenwind sei hart, sagt Lars Klingbeil. Aber: Man könne kämpfen.
Die SPD-Parteichefs Bärbel Bas und Lars Klingbeil geben sich kämpferisch. (Archivbild).
Quelle: epa"Die SPD ist auf einem nicht ganz leichten Weg. Ich sage nur NRW", eröffnet die Chefredakteurin der SPD-Mitgliederzeitung "Vorwärts" den Festabend - eine jährliche Tradition, dieses Jahr zufällig direkt nach den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen. Parteichef Lars Klingbeil sagt:
Wir müssen wieder stark werden.
Lars Klingbeil, SPD
Und der SPD-Generalsekretär ruft: "Wer vorwärts heißt, der darf nicht stillstehen." Hat man das nicht alles schon mal gehört? Ein Déjà-vu drängt sich auf, und doch ist diesmal etwas anders.
NRW sei nicht gut gelaufen, aber es hätte auch schlimmer kommen können, hört man immer wieder und schwärmt an der einen oder anderen Stelle auch von einem neuen Gefühl. Da sei er wieder: der Kampfgeist.
Die SPD müsste sich auf dem Wählermarkt neu positionieren. Dass sie sich zurück zur Arbeiterpartei entwickelt, sieht Politikwissenschaftlerin Kristina Weissenbach aktuell nicht.
15.09.2025 | 11:59 minSPD in Konkurrenz zur AfD
Selten war die Parteispitze bei einer Kommunalwahl so präsent wie in NRW - und stieß dabei auf Sozialdemokraten in Kommunen und Städten, die Antworten auf drängende Fragen suchen und das einstige Stammland der SPD nicht der AfD überlassen wollen.
"Wir dürfen nicht die Partei des Status Quo sein," sagt Klingbeil an diesem Abend, an dem die Stimmung nicht gut, aber auch nicht so schlecht ist wie das Wahlergebnis vermuten lässt. "Es darf nicht sein, dass die AfD die Alternative ist," so der Parteichef. Es brauche überzeugende Persönlichkeiten wie Sören Link.
Die SPD-Spitze engagierte sich stark im NRW-Kommunalwahlkampf.
07.09.2025 | 4:10 minDuisburgs SPD-Oberbürgermeister als Vorbild?
Wer ist Sören Link? Der Mann, den Lars Klingbeil als beispielhaft preist, ist SPD-Oberbürgermeister von Duisburg. Ein Beispiel für die Bundes-SPD? Link war im Wahlkampf durch scharfe Rhetorik gegen Sozialmissbrauch aufgefallen, machte auch nicht Halt vor Kritik an seiner eigenen Partei.
In Duisburg holt er bei der Wahl 46 Prozent, verpasst die notwendige absolute Mehrheit nur knapp. Nach der Wahl sagt er:
Die SPD ist für mich die Partei der Arbeit, der Arbeitenden.
Sören Link, SPD-Oberbürgermeister von Duisburg
Die Partei müsse gemeinsam wieder dahin kommen, dass "wir bundesweit auch so wahrgenommen werden". Wer jeden Morgen aufstehe und zur Arbeit gehe oder sein Leben lang gearbeitet habe, müsse am Monatsende deutlich mehr auf dem Konto haben als jemand, der es sich im Sozialsystem bequem gemacht habe.
Klingbeil: "Davon wegkommen, nur Pflaster zu kleben"
Link spricht von Unverständnis in der Bevölkerung für ein solches Ungleichgewicht. Dann fühlten sich die Menschen "verarscht". In zwei Wochen geht er in die Stichwahl gegen den AfD-Kandidaten, der 19,7 Prozent geholt hat. Ist Link der Typ eines SPD-Politikers, der die AfD aufhalten kann?
"Wir müssen davon wegkommen, nur Pflaster zu kleben", sagt Lars Klingbeil auf dem Vorwärts-Fest, es brauche große Schritte. Neben ihm steht Bärbel Bas auf der Bühne, sie spricht als letzte. Sie liebe es, das letzte Wort zu haben.
Die Kommunalwahl in NRW galt auch als Stimmungstest für die Bundespolitik. Die CDU bleibt laut vorläufigem Ergebnis mit 33,3 Prozent die stärkste Kraft.
15.09.2025 | 1:36 minWelche neue Eigenschaft die SPD entdeckt
Als Bundesarbeitsministerin soll Bas die Bürgergeld-Reform auf den Weg bringen. "Aufrütteln" müsse das Ergebnis der NRW-Wahl, der Sozialstaat besser, effektiver werden, für die Arbeiterinnen und Arbeiter da sein.
Bärbel Bas aus Duisburg war viel im NRW-Wahlkampf unterwegs, um, wie sie sagt, verlorene Wählerschaft zurückzugewinnen. "Mir sagen viele, ich würde die SPD ja wieder wählen. Da ist ja Potenzial, wenn ihr das und das mal wieder auch sagt und macht."
Wie aber füllt die SPD dieses Wenn? Noch bleibt Bas eine konkrete Antwort schuldig. Die Partei aber ist überzeugt, wenn das Geld des Sondervermögens in den Kommunen ankommt, dass sich dann etwas ändere. Die Partei setzt auch auf eine alte, aber jetzt wieder entdeckte Eigenschaft: zu kämpfen.
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