Grünen-Bundesparteitag in Hannover: Fanclub war gestern

Analyse

Bundesparteitag in Hannover:Grünen-Fanclub war gestern

Andreas Huppert

von Andreas Huppert

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Beim Bundesparteitag in Hannover ringen die Grünen um ihren Kurs - zwischen Selbstkritik, Aufbruch und Rückbesinnung. Es ist der erste Parteitag nach der Ära Baerbock und Habeck.

Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesvorsitzende, spricht beim Bundesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen.

Die Grünen suchen nach ihrer neuen Rolle und bereiten sich mit ihrem Bundesparteitag auf die Landtagswahlen im kommenden Jahr vor.

28.11.2025 | 1:36 min

Wenn sich die Grünen heute in Hannover zu ihrem Parteitag versammeln, in der Messehalle 7 - dann ist es eine Zäsur. Vorweg: Unter Zäsur versteht der Duden einen markanten Punkt, einen Einschnitt.

Die Zäsur bei dieser Bundesdelegiertenkonferenz, wie die Grünen ihren Bundesparteitag nennen, ist, dass sie die erste nach der Ära von Annalena Baerbock und Robert Habeck ist. "Nur weil die beiden weg sind, ist ja die Illusion, die Zukunft der Grünen läge in der politischen Mitte, nicht weg", sagt Luis Bobga, Co-Chef der Grünen Jugend gegenüber ZDFheute.

Der Parteitag könne zum Aufbruch werden, "wenn die Partei den Mut aufbringt, sich wieder klarer zu äußern, und sich auf die Seite derjenigen stellt, die ihre Solidarität verdienen".

Wir glauben, es braucht eine radikaler grüne Politik und die findet sich nicht in dem ewigen Anspruch, Kompromisse zu ermöglichen und vordergründig staatstragend zu sein.

Luis Bobga, Co-Vorsitzender der Grünen Jugend

"Wir schaffen ein Update für unsere Klimapolitik"

Auftaktinterview mit Bundesvorsitzendem Felix Banaszak (B'90/Grüne) bei der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen am 28.11.2025

28.11.2025 | 10:29 min

Grüne hadern mit Ampelzeit

Ohne das Duo Baerbock und Habeck lief bei den Grünen in den letzten Jahren faktisch nichts, seitdem die beiden 2018 erst den Parteivorsitz übernahmen, dann als Spitzenkandidaten die Wahlkämpfe bestritten, um schließlich als Außenministerin und Wirtschaftsminister in der ersten deutschen Ampelkoalition zu landen.

"Die Ampel hat kein gutes Bild hinterlassen, auch wir Grünen darin nicht immer", räumt der Grünen-Bundestagsabgeordnete Michael Kellner selbstkritisch ein.

Doch ein halbes Jahr Schwarz-Rot ist fast schon ein Freispruch für die Ampel.

Michael Kellner (Grüne), Bundestagsabgeordneter

Bis heute hadern sie bei den Grünen mit der Ampelzeit - von der Basis bis hin zur Parteispitze. Seit einem Jahr sind jetzt Franziska Brantner und Felix Banaszak die Vorsitzenden - die beiden, die die glücklosen Ricarda Lang und Omid Nouripour abgelöst haben.

Britta Haßelmann: "Klimaschutz ist Menschenschutz"

phoenix-Reporterin Jeanette Klag spricht mit der Co-Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion Britta Haßelmann auf der 51. Bundesdelegiertenkonferenz der Bündnis 90/Die Grünen.

28.11.2025 | 7:52 min

Grünen wollen zurück zu Kernthemen

Das Duo Lang und Nouripour übernahm die Verantwortung, sie hielten ihre Köpfe hin für die schlechten Wahlergebnisse und die schlechte Performance der Ampelregierung. Jetzt in der Opposition wollen die Grünen zurück zu ihren Kernthemen.

"Der Regierung rennt bei vielen Themen die Zeit davon", sagte Michael Kellner, langjähriger Bundesgeschäftsführer und jetziger Bundestagsabgeordneter. Derweil "sind wir Grüne bei den Themen klar":

Klimaschutz in Zeiten der immer spürbareren Klimakrise. Soziale Gerechtigkeit, wenn die Regierung vornehmlich Reiche entlastet und Fliegen verbilligt.

Michael Kellner (Grüne), Bundestagsabgeordneter

Kellner fordert daher: "Wir haben den Rollenwechsel in die Opposition geschafft, jetzt müssen wir laut, klar und verständlich sein."

Grüne Jugend gegen Pflichtdienste

Einig sind sie sich in der Partei, dass das Thema Klimaschutz - die DNA der Bündnis-Grünen - zurück an die erste Stelle rücken muss.

Dröge: Wir lassen nicht zu, dass Herr Merz das Land spaltet

Katharina Dröge (B'90/Grüne, Fraktionsvorsitzende) zum Auftakt der 51. Bundesdelegiertenversammlung von Bündnis 90/Die Grünen

28.11.2025 | 7:07 min

Nicht ganz so einig ist sich die Partei beim Thema neuer Wehrdienst beziehungsweise bei einem verpflichtenden Gesellschaftsjahr. Hier sind die Jungen in der Partei klar auf Kurs - und der heißt: keine Pflichtdienste, egal welcher Art.

"So sehr wir auch anerkennen, dass die geopolitische Lage erfordert, dass wir uns mit Verteidigungsfähigkeit beschäftigen, legitimiert das noch lange keine Einschnitte in unsere Selbstbestimmungsrechte", sagt Luis Bobga, Co-Vorsitzender der Grünen Jugend.

Sie fordern deshalb, dass sich die Partei klar gegen Pflichtdienste ausspricht und sich gleichzeitig dafür stark macht, dass Freiwilligendienste, über den Wehrdienst hinaus, so bezahlt werden, dass es zum Leben reicht. 

Ricarda Lang: "Die Situation ist gerade verdammt ernst"

Ehemalige Parteivorsitzende Ricard Lang (B'90/Grüne) auf der 51. Bundesdelegiertenkonferenz

28.11.2025 | 4:01 min

Kellner: Mehr Grüne in ostdeutschen Parlamenten

Der Brandenburger Michael Kellner wünscht sich außerdem einen stärkeren grünen Fokus auf Ostdeutschland. Dort brauche es mehr Grüne in den Parlamenten.

Brandenburg und Thüringen zeigen, wie sehr eine grüne Position dort fehlt.

Luis Bobga, Co-Vorsitzender der Grünen Jugend

Grüne Politik brauche einen Fokus auf ländliche Räume, nicht nur auf Großstadt. "Neben dem Willen zur Zuspitzung liegt es an uns, Zukunftslust in düsteren Zeiten auszustrahlen."

Auf zu neuen Ufern - heißt bei den Grünen: zurück zu den Wurzeln - auf der Suche nach Neupositionierung und Neuausrichtung. Das Ganze jetzt in der Opposition - und ohne Baerbock und Habeck.

Eröffnungsrede: “Grüne machen das Leben gerechter”

Bundesvorsitzende Franziska Brantner (B'90/Grüne) zum Auftakt der 51. Bundesdelegiertenversammlung von Bündnis 90/Die Grünen

28.11.2025 | 26:00 min

Mehr zu den Grünen

  1. Armin Laschet (CDU) zu Gast bei "Caren Miosga"-Polittalk am 23.11.2025

    Wegen einer fehlenden Unterschrift:Ukraine-Erklärung: Laschet wehrt sich gegen Grünen-Kritik

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