Erfahrener Diplomat:Wer ist der neue BND-Präsident Martin Jäger?
Martin Jäger wird neuer BND-Präsident: Der erfahrene Diplomat kennt Krisenregionen wie kaum ein anderer - nun soll er Deutschlands Nachrichtendienst durch stürmische Zeiten führen.
Martin Jäger übernimmt die Leitung des BND.
Quelle: imagoWenn Martin Jäger am heutigen Donnerstag in sein neues Amt in Berlin-Mitte eingeführt wird, dürfte er ganz in seinem Element sein. Die Welt der Diplomaten, die Rolle Deutschlands in der Welt - das ist für Martin Jäger ein Heimspiel. Und so wird der bisherige deutsche Botschafter in Kiew wohl nicht besonders viel Zeit brauchen, um sich im Chefposten des Bundesnachrichtendienstes, Deutschlands Auslandsnachrichtendienst, zurecht zu finden.
Viel Zeit wird Jäger wegen der aktuellen Weltlage ohnehin nicht haben. Russland sorgt mit Störaktionen für Unruhe im Westen, ebenso China. Zudem hat so gut wie jede Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten Auswirkungen auf die deutsche Sicherheitslage.
Jäger: Ex-Leiter der deutschen Botschaft in Kiew
Gut also, dass sich Jäger in den Krisenregionen der Welt auskennt wie wenige sonst: Bis vor kurzem leitete der 61-Jährige die deutsche Botschaft in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Seine bemerkenswerte diplomatische Laufbahn hatte ihn zuvor schon in die Botschafter-Jobs nach Kabul und Bagdad gebracht. Die Zeit in Afghanistan nannte Jäger mal die "beruflich schönste Zeit" seiner Karriere.
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09.12.2021 | 42:43 minIn seinem neuen Job an der BND-Spitze kann Jäger auf das tatkräftige Wohlwollen der Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zählen. Union und SPD haben eine Stärkung der Nachrichtendienste im Koalitionsvertrag vereinbart. An der BND-Spitze folgt Jäger auf Bruno Kahl, der als Botschafter in den Vatikan wechselt.
Jäger: In Ulm geboren, in München studiert
Wohin Jägers Reise gehen würde, zeichnete sich recht früh ab. In Ulm geboren und aufgewachsen studierte Jäger von 1989 bis 1994 in München Politikwissenschaften und Völkerkunde. Deutschland suchte damals, kurz nach der Wiedervereinigung, in einer neuen Weltordnung gerade seinen Platz. Es sind ähnliche Vorzeichen, unter denen Jäger nun den BND übernimmt.
Dem CDU-Mitglied Jäger kam in seiner Karriere oft seine Flexibilität zugute. In den 1990ern machte er Station im Auswärtigen Amt in Bonn, wo er für Außenminister Klaus Kinkel (FDP) Reden schrieb. Kinkel lobte Jäger da als "hochintelligenten Kerl".
Hat Russland etwas mit den Anschlägen im Frühjahr zu tun? Es wäre naiv, solchen Hinweisen nicht nachzugehen, so Gerhard Conrad, ehemaliger BND-Mitarbeiter.
06.04.2025 | 5:26 minKanzleramt, Prag, Daimler, Bagdad - die Stationen von Jäger
Unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde Jäger Referent im Kanzleramt in der neuen Hauptstadt Berlin. Nach einem Zwischenstopp an der Botschaft in Prag wurde er 2005 Chefpressesprecher des neuen Bundesaußenministers Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Später war Jäger Cheflobbyist für Außenbeziehungen beim Autobauer Daimler, dann wechselte er für zwei Jahre ins Bundesfinanzministerium von Wolfgang Schäuble (CDU) und ging 2016 zurück in seine Heimat Baden-Württemberg, wo er Staatssekretär im CDU-geführten Landesinnenministerium wurde.
Lang hielt es Jäger aber nicht in seiner alten Heimat: 2018 zog es ihn wieder nach Berlin ins Staatssekretärsamt im damals CSU-geführten Entwicklungsministerium - und drei Jahre später nach dem Wechsel zur Ampel-Regierung wieder raus in die Welt, diesmal nach Bagdad.
Jägers Spitzname in Berlin: "The Brain"
Den Botschafterposten in Kiew - einen der derzeit wohl wichtigsten Diplomatenjobs der Bundesrepublik - übernahm Jäger 2023, ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Regelmäßig empfing er dort deutsche Spitzenpolitiker, Kanzler, Minister, Parteichefs bei der Ankunft am Hauptbahnhof, zuletzt die Fraktionsvorsitzenden von Union und SPD.
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17.04.2025 | 2:12 minDiplomatie, Privatwirtschaft - und nun die Nachrichtendienste. In Berlin hat sich Jäger über seine vielen Stationen den Spitznamen "The Brain" (Das Hirn) erarbeitet. Hirn dürfte er in seinem neuen Job beweisen müssen - und dabei wohl auch von seiner politischen Erfahrung und Intuition profitieren.
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