Internationale Pressestimmen:Zeitung: Bei Merz verging Trump das Lächeln
Die internationale Presse hat den Ukraine-Gipfel von Trump und wichtigen EU-Vertretern wie Merz und Macron beobachtet - und analysiert. Die Reaktionen fallen gemischt aus.
Nach dem Mega-Gipfel von Präsident Trump mit Selenskyj und einigen europäischen Staatschefs im Weißen Haus sind noch viele Fragen offen. Nun soll es wohl bald ein direktes Treffen zwischen Selenskyj und Putin geben.
19.08.2025 | 1:35 minDie Gespräche zwischen Staats- und Regierungschefs wichtiger europäischer Staaten und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und und dem US-Präsidenten Donald Trump werden in der internationalen Presse diskutiert. Neben Lob für Trump gibt es auch Zweifel an den Ergebnissen.
War das Treffen im Weißen Haus gestern ein Hoffnungsschimmer auf dem Weg zum Frieden in der Ukraine? Oder war alles nur heiße Luft? Wie sehen das die Deutschen? Stimmen dazu aus München.
19.08.2025 | 0:55 min"The Times", Großbritannien
Der Ausgang des Krieges in der Ukraine sei trotz der "intensiven Gespräche" in Washington weiter "ungewiss", mahnt die britische Tageszeitung "The Times". Es hänge vom "politischen Willen des Westens ab, sich Putins hydraartiger Subversion zu widersetzen".
ZDF-Korrespondent Armin Coerper hat aus Moskau das Ukraine-Treffen in Washington intensiv verfolgt. Zu den Hintergründen und wie es nun weitergeht.
19.08.2025 | 2:01 minIn Washington wurden auch mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine diskutiert. Dass es zu einer Verteidigungsarchitektur ähnlich dem Artikel 5 des Nato-Vertrags für die Ukraine kommt, hält die "Times" für "eher unwahrscheinlich".
"Kollektive Verteidigung erfordert einen Pakt mit einem gemeinsamen Willen und eine übereinstimmende Einschätzung einer Bedrohung", merkt die Zeitung an.
Trumps Vorschlag nach einem Treffen zwischen Putin und Selenskyj stehe noch immer im Raum. "Ob Moskau dem zustimmen wird, ist völlig unklar", so ZDF-Reporterin Anne Brühl zu den Friedensverhandlungen.
19.08.2025 | 5:02 min"Neue Zürcher Zeitung", Schweiz
Die "Neue Züricher Zeitung" lobt den US-Präsidenten für sein Engagement, mit dem er den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine beenden will.
Bei allem Vagen und Unklaren lässt sich doch sagen, dass Trump im Falle der Ukraine eine lange komplett eingeschlafene Diplomatie geweckt hat.
Neue Zürcher Zeitung, Schweiz
Nach Analyse der Zeitung gibt es aber zwischen "den Europäern und Trump" noch "erhebliche Differenzen" bei den Themen Waffenstillstand und Gebietsabtretungen.
Es werde sich erst noch zeigen, "ob am Ende alles in sich zusammenfällt" und am Ende nichts mehr bleibt, als ein "Trumpsches Friedens-Spektakel". Für den Moment scheinen "die Beteiligten erstaunt genug, dass so etwas wie Diplomatie überhaupt in Gang gekommen ist", bilanziert die "Neue Züricher Zeitung".
"New York Times", USA
Die "New York Times" (NYT) legt ein besonderes Augenmerk auf die Rolle von Bundeskanzler Friedrich Merz. Nachdem der deutsche Regierungschef "etwas nachdrücklicher als die anderen" darauf bestanden habe, dass "ein Waffenstillstand von größter Bedeutung sei", sei Trump das Lächeln vergangen. Der "heikle Balanceakt schien vorübergehend gefährdet", beobachtet die NYT.
Trump war wenige Tage zuvor mit dem erklärten Ziel nach Alaska gereist, einen Waffenstillstand zu erreichen, doch nachdem ihm dies nicht gelang, hatte er seine Haltung geändert. "Seine öffentliche Position lautet nun, dass ein Waffenstillstand für die Fortsetzung der Verhandlungen nicht notwendig sei", schreibt die "New York Times".
Als Merz darauf bestand, dass das Gegenteil der Fall sei, verschwand das Lächeln aus Trumps Gesicht.
New York Times, USA
Ein weiterer Eklat blieb aus. Anzuzweifeln sei nun jedoch, "ob Putin das wirklich mitmacht", so ZDF-Korrespondent David Sauer zum Treffen der Europa-Delegation mit Trump.
19.08.2025 | 2:30 min"Washington Post", USA
"Glaubwürdigkeit ist der schwierigste Teil", schreibt die "Washington Post" aus den USA. Es sei "schwer vorstellbar, dass Trump zustimmen würde, amerikanische Soldaten zu entsenden".
Daraus ergibt sich für die "Washington Post" die Frage, wie lange es dauern werde, eine europäische "Truppe" aufzustellen, die "Russland ohne amerikanische Rückendeckung abschrecken kann".
Der ukrainische Präsident Selenskyj lobt vor allem die Sicherheitsgarantien durch die USA. Zu einem Gespräch mit Kremlchef Putin erklärt er sich ohne Vorbedingungen bereit.
19.08.2025 | 0:19 minEin Abkommen sei aber "möglich", schreibt die "Washington Post". Es wäre eine "willkommene Veränderung", wenn "sich Europäer und Amerikaner dazu verpflichten, Russland in der Ukraine so lange wie möglich - wahrscheinlich so lange Putin an der Macht ist - in Schach zu halten".
"Magyar Nemzet", Ungarn
Sehr kritisch bewertet die ungarische Tageszeitung "Magyar Nemzet" das europäische Engagement.
Die wirklich Großen brauchen diese zappeligen, ideologisch völlig verlorenen Kurzzeit-Streber (die EU-Staaten) nicht, die sich ihrer eigenen Interessen nicht einmal bewusst sind.
Magyar Nemzet, Ungarn
Ein "Friedensprozess" wäre ohne die Beteiligung der europäischen Staaten "viel einfacher durchzuführen", meint "Magyar Nemzet" aus Ungarn.
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