Tschernobyl: IAEA sieht Sicherheitsmängel an Kraftwerk-Hülle

Sanierung des Kraftwerks notwendig:Atomaufsicht warnt: Hülle von Tschernobyl nicht mehr sicher

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Die IAEA warnt, dass die Schutzhülle von Tschernobyl nach einem Drohnenangriff ihre Funktion verloren habe. Eine umfassende Sanierung sei wichtig für die nukleare Sicherheit.

Ein Blick auf den Sicherheitsbehälter, der die Überreste des Reaktors Nummer vier im ehemaligen Atomkraftwerks Tschernobyl schützt und zur Eindämmung der Strahlung gebaut wurde.

Die Reaktorhülle des stillgelegten ukrainischen Kernkraftwerks hat ihre Schutzfunktion verloren. Das zeigt eine Sicherheitsbewertung der Internationalen Atomenergiebehörde.

06.12.2025 | 0:42 min

Die Schutzhülle um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl braucht nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zeitnah eine umfassende Sanierung. Es seien nach einem Drohneneinschlag im Februar begrenzte vorläufige Reparaturen ausgeführt worden, eine zeitnahe und umfassende Wiederherstellung sei aber nötig, sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi der Mitteilung zufolge. Nur so sei eine langfristige nukleare Sicherheit gewährleistet.

Demnach ergab die jüngste Sicherheitsbewertung eines IAEA-Teams, dass die Hülle nach dem Drohneneinschlag ihre primären Schutzfunktionen verloren hatte. Das schließe auch ihre Eindämmungsfähigkeit ein.

IAEA empfiehlt Schutzmaßnahmen

Die Behörde empfehle nun weitere Wiederherstellungs- und Schutzmaßnahmen, darunter solche zur Kontrolle von Feuchtigkeit, ein aktualisiertes Programm zur Korrosionsüberwachung und eine Verbesserung des automatischen Überwachungssystems für den Sarkophag, der unmittelbar nach der Katastrophe über dem havarierten Reaktor errichtet worden war.

Weitere vorläufige Reparaturen sollen der Behörde zufolge im kommenden Jahr durchgeführt werden, um die Eindämmungsfähigkeit der Hülle zu fördern.

Drohneneinschlag im Februar

Im Februar hatte nach damaligen Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine russische Drohne die Schutzhülle des vor fast 40 Jahren havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl beschädigt. Erhöhte Strahlenwerte wurden danach nicht gemeldet. Der Kreml hatte einen russischen Angriff auf das AKW Tschernobyl dementiert.

Ukraine: Stromausfälle "bis zu 13 Stunden"

Mit seinen Angriffen auf die ukrainische Energieversorgung, darunter auch auf Atomkraftwerke, gefährde Russland die atomare Sicherheit, sagte ZDF-Reporterin Anne Brühl im Oktober.

10.11.2025 | 3:22 min

In dem seit knapp viereinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg kommt es immer wieder zu Zwischenfällen an den teilweise stillgelegten Atomkraftwerken in der Ukraine. Zuletzt war der Sarkophag über dem zerstörten Reaktorblock des Kernkraftwerks Tschernobyl nach Kiewer Angaben Anfang Oktober ohne Strom. Das abgeschaltete und seit März 2022 von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja war im Herbst rund einen Monat von der externen Stromversorgung getrennt.

Auch in der Nacht auf Samstag war Saporischschja nach Angaben der IAEA wieder für eine halbe Stunde von der externen Stromversorgung getrennt. Dies war demnach der elfte Ausfall seit Kriegsbeginn. Russland hatte die Ukraine in der Nacht erneut massiv mit Angriffen überzogen.

Quelle: dpa
Über dieses Thema berichtete ZDFheute in dem Beitrag "Tschernobyl muss saniert werden" am 06.12.2025 um 14:01 Uhr.

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