Trump-Putin-Treffen zu Ukraine: "Da ist nichts in Stein gemeißelt"
Interview
Trump-Putin-Treffen zu Ukraine:Experte: "Da ist nichts in Stein gemeißelt"
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Wie kann der Ukraine-Krieg beendet werden? Das beraten Donald Trump und Wladimir Putin - ohne Ukraines Präsidenten oder europäische Verbündete. Welchen Einfluss hat Europa da noch?
Um die Position der Ukraine in Friedensverhandlungen zu stärken, müsse Europa mit voller Wucht und über alle Kanäle auf Trump einwirken, sagt Sicherheitsexperte Terhalle.10.08.2025 | 8:59 min
Wenn an diesem Freitag der US-Präsident Donald Trump mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin zusammenkommt, um über ein Ende des Krieges in der Ukraine zu sprechen, werden zwei Parteien nicht anwesend sein. Weder der Präsident des angegriffenen Landes noch Vertreter Europas werden am Tisch sitzen. Europäische Staatschefs machten prompt ihren Standpunkt klar und erklärten, dass der "Weg zum Frieden" nicht ohne Kiew entschieden werden könne.
Doch sind das nur Worte aus dem Abseits? Es gehe nicht nur darum, wer öffentlich am Tisch sitze, meint Sicherheitsexperte Maximilian Terhalle von der Hoover Institution der Stanford University.
Sehen Sie oben das komplette Interview oder lesen Sie es nachfolgend in Auszügen.
Gespräche laufen auch im Hintergrund
Der Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte erklärt, dass Europa zwar nicht aktiv das Verhalten zwischen Putin und Trump am Verhandlungstisch beeinflussen könne, aber es gebe noch einen weiteren Aspekt.
Wir sehen ja, dass im Hintergrund - und da entscheidet sich, glaube ich, sehr viel - auf Hochtouren gearbeitet wird.
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Maximilian Terhalle, Sicherheitsexperte
Entscheidend sei, dass Europa in dem, was es wolle, einig sei.
In einer gemeinsamen Erklärung machen die europäischen Regierungschefs deutlich, dass eine Friedenslösung für den Ukraine-Krieg nicht ohne Kiew entschieden werden könne.10.08.2025 | 1:41 min
Druck aus Russland, Druck aus den USA
Vor dem Treffen habe man gesehen, dass sowohl Russland als auch der US-Präsident ihre Maximalforderungen mit Druck vorgetragen hätten, erklärt Terhalle. Er glaube jedoch nicht, dass es dabei "letztlich bleibt". Ein Grund: Europa stehe "robust und geeint" hinter den Forderungen der Ukraine.
Terhalle analysiert, dass es ein heftiges Ringen im Vorfeld der Verhandlungen sei, wie das Format letztlich ausgestaltet wird.
Da ist nichts in Stein gemeißelt, sondern es ist ein ganz hartes Ringen um jeden Millimeter, wie weit man geben will oder nicht geben will.
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Maximilian Terhalle, Sicherheitsexperte
US-Präsident Trump hat versprochen, den Ukrainekrieg in kürzester Zeit zu beenden. Nun lädt er Putin nach Alaska ein, um zu verhandeln - ohne die Ukraine oder Europa.09.08.2025 | 2:17 min
Terhalle: Putin gibt seine Mission nicht auf
Russland habe seine Kriegsziele, die Unterwerfung der gesamten Ukraine, nicht erreicht, doch Putin werde seine selbstdefinierte "historische imperiale Mission" nicht aufgeben, sagt Terhalle. Das sei die eigentliche Gefahr hinter all den kommenden Verhandlungen.
Der Gesamtansatz Putins hat sich nicht erfüllt. Das heißt aber nicht, dass er den aufgegeben hat. Und ich glaube, das ist die wirkliche Herausforderung, das zu verstehen.
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Maximilian Terhalle, Sicherheitsexperte
Die Ukrainer verstünden das, viele Europäer ebenfalls. Er hoffe, dass auch Trump diesen Aspekt bei seinem kommenden Treffen mit Putin verstehen werde, so der Sicherheitsexperte.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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Wie viel Einfluss hat Selenskyj?
Zwar sei Wolodymyr Selenskyj am Freitag - Stand heute - nicht anwesend, aber der Experte verweist erneut auf Hintergrundgespräche. Selenskyj sei in den vergangenen Monaten durch die Einheit der Europäer "massiv" der Rücken gestärkt worden.
Auch ein Trump kommt nicht drumherum, zu sondieren, was die Europäer wollen und was sie nicht wollen.
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Maximilian Terhalle, Sicherheitsexperte
Terhalle glaubt, dass es nach dem Trump-Putin-Treffen eventuell auch ein Treffen zwischen dem US-Präsidenten und seinem ukrainischen Amtskollegen geben werde. Das gefalle Putin zwar nicht, so Terhalle, doch Selenskyj solle man nicht ganz aus der Rechnung nehmen. "Dafür ist die Wucht, die die Europäer hinter ihn stellen, zu groß."
Welche Erwartungen hat der Kreml an das Gipfeltreffen in Alaska? Und was sagen die Ukrainer zu möglichen Gebietsabtretungen? Die ZDF-Korrespondenten in Moskau und Kiew ordnen ein.09.08.2025 | 3:26 min
Was müssen die Europäer jetzt tun?
Damit diese Wucht möglichst groß ist, müssten die Europäer nach Ansicht des Experten nun alle Kanäle zu Trump nutzen und die eigene Position wiederholt "geeint" vortragen. Wichtig im Verständnis der Europäer sei, dass Russland aber auch der große geopolitische Player China keinen Anreiz hätten, diesen Krieg zu beenden, sagt Terhalle.
China will diesen Krieg weiterhin im Gange sehen, weil es die Amerikaner davon abhält, nach Ostasien zu tendieren.
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Maximilian Terhalle, Sicherheitsexperte
Ein Waffenstillstand könnte zudem mögliche unangenehme Fragen für Europa eröffnen, so Terhalle. Etwa: "Sollte es einen Waffenstillstand geben und danach vielleicht einen Friedensvertrag, wer würde den absichern?". Da es Trump nicht machen will, würde diese Aufgabe wohl den Europäern zukommen. Doch diese machtpolitischen Fragen würden den Europäern auch - richtig formuliert - etwas geben: geopolitisches Gewicht.
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Jessica Zahedi. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteur Kai Remen.