Netanjahu im Weißen Haus:Kommt jetzt Trumps Gaza-Deal?
Mit einem 21-Punkte-Plan will US-Präsident Trump den Gaza-Krieg beenden. Vor dem Treffen mit Israels Regierungschef Netanjahu spricht er von der "ersten Chance für echten Frieden".
Donald Trump will Benjamin Netanjahu bei dessen Besuch im Weißen Haus einen Friedensplan präsentieren. (Archivbild)
Quelle: ddpFast zwei Jahre nach Beginn des Gaza-Kriegs will US-Präsident Donald Trump Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einen konkreten Plan für ein Ende des Blutvergießens vorlegen. Die Beratungen über den Plan seien "in der Endphase", sagte Trump der Nachrichtenseite "Axios". Die arabische Welt wolle Frieden, ebenso Israel.
Nach Medienberichten präsentiert er den Entwurf mit 21 Punkten an diesem Montag um 11 Uhr Ortszeit (17 Uhr MESZ) im Weißen Haus.
Gaza-Plan: Trump verlangt Zugeständnisse von Israel
Der Plan sieht demnach eine sofortige Freilassung der verbliebenen von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln vor - im Gegenzug für Hunderte palästinensische Gefangene - sowie den Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.
Die Hamas soll bei der Verwaltung des Küstenstreifens keine Rolle mehr spielen, auch Israel darf das Gebiet nicht annektieren. Stattdessen soll der Gazastreifen von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werden.
Immer wieder weitet Israel seine Angriffe in Gaza aus. Immer wieder gibt es Verletzte und Tote. Die UN wirft Israel inzwischen einen Genozid vor.
17.09.2025 | 2:27 minTeil des Plans sind den Berichten zufolge auch der Wiederaufbau und die wirtschaftliche Entwicklung des weitgehend zerstörten Küstengebiets. Die palästinensische Bevölkerung soll dazu ermutigt werden, im Gazastreifen zu bleiben und dort eine bessere Zukunft aufzubauen. Die Hamas soll entwaffnet werden und eine internationale Sicherheitstruppe zunächst für Ordnung sorgen, während eine palästinensische Polizeitruppe ausgebildet wird.
Netanjahu lehnt Palästinenserstaat ab
Netanjahu sagte dem US-Sender Fox News, man wolle den Hamas-Anführern unter Umständen freies Geleit ins Ausland gewähren. Wenn sie den Krieg beenden und alle Geiseln freilassen, werde man sie gehen lassen, sagte er. Bislang lehnt die Hamas eine Niederlegung der Waffen strikt ab.
Auch ein Weg zu einem künftigen palästinensischen Staat als Ergebnis von Friedensverhandlungen unter US-Vermittlung wird als Teil des Plans in Aussicht gestellt. Die im Westjordanland herrschende Palästinensische Autonomiebehörde soll demnach ein Reformprogramm umsetzen, um später auch im Gazastreifen die Kontrolle übernehmen zu können. Beide Punkte lehnt Netanjahu jedoch vehement ab.
Mit einer offiziellen Reaktion Israels auf den Plan wird erst nach dem Treffen gerechnet, möglicherweise erst nach Netanjahus Rückkehr nach Israel. Die Hamas teilte am Sonntag mit, sie habe noch keinen Vorschlag erhalten.
Der Nahost-Konflikt begleitet die Vereinten Nationen seit ihrer Gründung. In der Geschichte gab es bereits Bemühungen, den Konflikt durch eine Zweistaatenlösung beizulegen.
03.09.2025 | 1:19 minTrump: "Erste Chance für echten Frieden"
Trump sagte der Nachrichtenseite "Axios" mit Blick auf seine Bemühungen, die Zusammenarbeit mit den arabischen Ländern sei "fantastisch" gewesen.
Alle sind zusammengekommen, um ein Abkommen zu erzielen, aber wir müssen es noch unter Dach und Fach bringen.
Donald Trump, US-Präsident
Er gehe davon aus, dass die Hamas sich ihnen anschließen werde, sie habe großen Respekt vor der arabischen Welt. "Die arabische Welt will Frieden, Israel will Frieden und Bibi will Frieden." Wenn ein Deal gelingt, werde davon nach Trumps Ansicht nicht nur Israel profitieren.
Es wird die erste Chance für echten Frieden im Nahen Osten sein. Aber wir müssen es zuerst schaffen.
Donald Trump, US-Präsident
Bei fortwährenden israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa mindestens 41 Menschen getötet worden. Die israelische Armee teilte mit, binnen 24 Stunden seien rund 140 militärische Ziele in dem Küstenstreifen angegriffen worden.
Rund 780.000 Zivilisten sind nach israelischen Armeeangaben bereits aus der Stadt Gaza geflohen, in der sich vor Beginn der Bodenoffensive vor zwei Wochen nach Schätzungen etwa eine Million Menschen aufhielten.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 66.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Auslöser des Kriegs war das von Terroristen der Hamas und anderer Organisationen verübte Massaker in Israel, bei dem am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren. (Quelle: dpa)
Vor Treffen mit Trump: Ultrarechte erhöhen Druck auf Netanjahu
Ultrarechte Koalitionspartner und Siedlervertreter erhöhten vor dem Treffen den Druck auf den israelischen Regierungschef. Sie drängten Netanjahu, Teile des besetzten Westjordanlands zu annektieren und den Krieg im Gazastreifen nicht ohne eine komplette militärische Niederlage der Hamas zu beenden, berichtete die "Times of Israel".
Trump betonte, er werde es Israel nicht erlauben, sich das Westjordanland einzuverleiben. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Teil eines künftigen unabhängigen Staates. Mehrere wichtige westliche Länder hatten zuletzt einen palästinensischen Staat anerkannt.
Kanada, Australien, Portugal und Großbritannien haben gestern vor den Vereinten Nationen den Staat Palästina anerkannt. Frankreich will heute folgen. Geht die Wirkung über Symbolpolitik hinaus?
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