Noch im Oktober Waffenruhe unterzeichnet:Thailand und Kambodscha: Grenzkonflikt flammt wieder auf
Die erneut ausgebrochenen Kämpfe an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha dauern an. Die Länder weisen sich gegenseitig die Schuld zu und beharren auf ihrer Souveränität.
Im neu ausgebrochenen Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha hat UN-Generalsekretär Guterres zur Deeskalation aufgerufen. Tausende Menschen sind auf der Flucht.
09.12.2025 | 0:23 minDie Kämpfe zwischen Kambodscha und Thailand an ihrer umstrittenen Grenze sind erneut eskaliert. Das kambodschanische Verteidigungsministerium teilte mit, seit Montag seien sieben Zivilisten getötet und 20 weitere verletzt worden.
Thailändischen Angaben zufolge starben zwei Soldaten, 29 Menschen wurden verletzt. Die Angaben aus Phnom Penh und aus Bangkok ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die beiden südostasiatischen Länder machten sich gegenseitig für den Beginn der neuen Zusammenstöße am Montag verantwortlich.
Zuletzt hatte Thailand im Grenzkonflikt mit Kambodscha Luftangriffe auf Militäranlagen geflogen. Laut Armeesprecher seien diese eine Reaktion auf Schüsse durch kambodschanische Soldaten.
08.12.2025 | 0:21 minSie kündigten jeweils an, bei der Verteidigung ihrer Souveränität nicht nachgeben zu wollen. Damit ist unklar, ob ein von US-Präsident Donald Trump im Juli vermittelter brüchiger Waffenstillstand noch zu retten ist.
Thailand und Kambodscha weisen sich gegenseitig Schuld zu
Der einflussreiche frühere kambodschanische Staatschef Hun Sen sagte, sein Land habe 24 Stunden gewartet, um einen Waffenstillstand einzuhalten, bevor es über Nacht Gegenangriffe auf thailändische Streitkräfte gestartet habe. Auf Facebook schrieb er:
Kambodscha braucht Frieden, ist jedoch zum Gegenangriff gezwungen, um unser Territorium zu verteidigen.
Hun Sen, ehemals Premierminister von Kambodscha
Ein Fokus darauf, wo Thailand auf dem Vormarsch sei, werde es ermöglichen, "feindliche Truppen durch Gegenangriffe zu schwächen und zu zerstören", so der Ex-Ministerpräsident.
Im Sommer hatten sich Thailand und Kambodscha auf eine Waffenruhe geeinigt.
28.07.2025 | 0:21 minEin Sprecher des thailändischen Verteidigungsministeriums entgegnete, dass es sich um einen notwendigen Schritt zur Selbstverteidigung handle. Konteradmiral Surasant Kongsiri sagte: "Daher müssen die notwendigen militärischen Maßnahmen ergriffen werden".
Thailand ist entschlossen, seine Souveränität und territoriale Integrität zu verteidigen.
Surasant Kongsiri, Konteradmiral des thailändischen Militärs
Quelle: ZDF
Waffenstillstand brüchig
Noch Ende Oktober hatten Thailand und Kambodscha nach schweren Kämpfen ein Waffenruheabkommen unterzeichnet. US-Präsident Trump und der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim hatten zwischen den Nachbarländern vermittelt.
Doch bereits Mitte November hatte Thailand die Umsetzung des Abkommens ausgesetzt, nachdem ein Soldat durch eine Landmine verstümmelt worden war.
Thailand und Kambodscha streiten seit mehr als einem Jahrhundert um die Souveränität an nicht markierten Punkten entlang ihrer 817 Kilometer langen Landgrenze. Diese wurde 1907 von Frankreich kartiert, das Kambodscha damals als Kolonie beherrschte. Im Grenzgebiet liegen zahlreiche Tempelanlagen aus der Zeit des Khmer-Imperiums (802 bis 1431 n. Chr.).
Das hinduistische Tempelgebiet Prasat Preah Vihear wird von beiden südostasiatischen Ländern beansprucht, wurde jedoch 1962 mit einem Urteil des Internationalen Gerichtshofs zu kambodschanischem Staatsgebiet erklärt.
Quelle: dpa
Im Sommer 2025 spitzte sich der schwelende Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha erneut zu:
- Ende Mai starb ein kambodschanischer Soldat bei einem Schusswechsel an der Grenze. Kambodscha hatte daraufhin unter anderem ein Importverbot für Lebensmittel sowie für Treibstoff und Gas aus Thailand verhängt.
- Im Juni schloss Thailand als Reaktion Grenzübergänge in sechs Provinzen.
- Ende Juli wurden thailändische Soldaten bei einer Minen-Explosion nahe der Grenze verletzt. Der Vorwurf: Kambodscha habe die Minen jüngst neu verlegt.
- Daraufhin wies Thailand den Botschafter Kambodschas aus, rief seinen eigenen zurück und schloss weitere Grenzanlagen und grenznahe Tempelanlagen.
- Der Streit war im Juli zu einem fünftägigen Grenzkonflikt eskaliert. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, das Feuer eröffnet zu haben. Dabei wurden nach Reuters-Informationen mindestens 48 Menschen getötet und schätzungsweise 300.000 vorübergehend vertrieben.
- Seit 28. Juli ist eine Waffenruhe in Kraft, die US-Präsident Donald Trump und der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim vermittelt hatten.
- Am 26. Oktober unterzeichneten Thailand und Kambodscha ein Friedensabkommen.
- Als Anfang November thailändische Soldaten durch Landminen verletzt wurden, setzte Thailand die Umsetzung des Abkommens auf unbestimmte Zeit aus.
- Am 8. Dezember kam es erneut zu gegenseitigen Angriffen. Mindestens ein thailändischer Soldat wurde dabei getötet und Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze evakuiert.
Quelle: AP, dpa, Reuters, ZDF
Was steckt hinter den Kämpfen zwischen Kambodscha und Thailand? Könnte die Lage eskalieren? Wer könnte mäßigen? Der Südostasien-Experte Marco Bünte ordnet den Konflikt ein.
26.07.2025 | 10:26 minAuswärtiges Amt warnt vor Reisen ins Grenzgebiet
Das Auswärtige Amt warnt weiter vor Reisen in das unmittelbare Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha und rät auch von Reisen in Provinzen in Grenznähe ab. Touristen wird geraten, sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts einzutragen.
Die Grenzübergänge auf dem Landweg blieben geschlossen, der internationale Flugverkehr zwischen Thailand und Kambodscha sei aber nicht eingeschränkt, so das Auswärtige Amt.
Seit Jahren streiten Thailand und Kambodscha über die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern.
26.07.2025 | 2:17 minMehr zu Thailand und Kambodscha
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