Kambodschanische Soldaten bereiten am Donnerstag den Einsatz eines Raketenwerfers in der Grenzprovinz Preah Vihear vor.
Quelle: AFP
Nach Wochen des diplomatischen Säbelrasselns ist der Grenzkonflikt zwischen
Thailand und Kambodscha am Donnerstagmorgen in blutige Gefechte eskaliert. Beide Länder sprachen von einem aggressiven Akt der Gegenseite. Auf beiden Seiten soll es Todesopfer geben, Artillerie und Kampfjets kommen zum Einsatz.
Schäden nach Raketeneinschlägen in Thailand
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So ist der Konflikt eskaliert
Der Konflikt hat mehrere aktuelle Auslöser und eine lange Vorgeschichte. Dabei geht es um Nationalismus, das gemeinsame kulturelle Erbe und wirtschaftliche Verflechtungen zwischen Thailand und dem deutlich ärmeren Kambodscha.
Jahrhundertelang waren Vorläufer beider Staaten bedeutende Regionalmächte, die um Land und Einfluss konkurrierten. Im Grenzgebiet liegen zahlreiche Tempelanlagen aus der Zeit des Khmer-Imperiums (802 bis 1431 n. Chr.). Eine Zuspitzung des schwelenden Konflikts hatte sich seit einiger Zeit angedeutet.
- Ende Mai starb ein kambodschanischer Soldat bei einem Schusswechsel an der Grenze.
- Im Juni schloss Thailand mehrere Grenzübergänge und drohte damit, Strom- und Internetleitungen nach Kambodscha abzuschalten.
- Mitte Juni verbot Kambodscha thailändische TV-Sendungen und Filme, untersagte die Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Nachbarstaat. Thailand untersagte Grenzgängern, die in Kambodscha arbeiten, die Ausreise.
- Am Mittwoch wurden thailändische Soldaten bei einer Minen-Explosion nahe der Grenze verletzt. Der Vorwurf: Kambodscha habe die Minen jüngst neu verlegt.
- Daraufhin wies Thailand den Botschafter Kambodschas aus, rief seinen eigenen zurück und schloss weitere Grenzanlagen und grenznahe Tempelanlagen.
Thailändische Zivilisten bringen sich in Sicherheit
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Welche Rolle spielt der Kolonialismus?
Die gemeinsame Grenze beider Staaten ist rund 800 Kilometer lang. Der genaue Grenzverlauf wurde durch
Frankreich während ihres Protektorats in Kambodscha zwischen 1863 und 1953 bestimmt.
Eine zentrale Karte von 1907 und Vermessungsmethoden, die dieser Grenzziehung zugrunde liegen, wurden nach der Unabhängigkeit Kambodschas immer wieder von Thailand kritisiert.
Die Grenzregion von Thailand und Kambodscha mit der Lage des Tempels von Preah Vihear.
Quelle: ZDF
Dabei geht es insbesondere um die Lage des Preah Vihear Tempels aus dem 11. Jahrhundert. Der Internationale Gerichtshof urteilte bereits 1962, dass sich die Tempelanlagen auf kambodschanischem Staatsgebiet befinden, was den Konflikt politisch etwas entspannte.
Tourismus ein Wirtschaftsfaktor
Die Deklaration des Tempels als Weltkulturerbe 2008 heizte verschiedene Grenzkonflikte zwischen beiden Staaten jedoch erneut an. Für beide Seiten ist
Tourismus ein Wirtschaftsfaktor, wobei Kambodscha zu seinen Nachbarn noch deutlich aufholen muss. Die Kontrolle über Tempelanlagen ist dafür zentral.
Regen bleibt aus, Überschwemmungen nehmen zu: In Kambodscha macht der Klimawandel etliche Farmer zu Arbeitsmigranten. Zuflucht suchen sie in Thailand, ihre Familien bleiben zurück.08.09.2024 | 2:35 min
2011 mussten Tausende Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze wegen Gefechten fliehen. Die gegenseitigen Anschuldigungen und Gefechte von damals ähneln der aktuellen Eskalation; damals beruhigte sich die Lage nach wenigen Tagen wieder. 2013 bestätigte der Internationale Gerichtshof seine Entscheidung und sprach das Gebiet erneut Kambodscha zu.
Innenpolitisches Drama in Thailand
Die mal mehr, mal weniger freundschaftliche Rivalität beider Staaten trägt sich in den sozialen Medien und der großen Politik aus. In Thailand könnten nun auch innenpolitische Faktoren zur Eskalation und unversöhnlichen Haltung beitragen.
Anfang Juli suspendierte das Verfassungsgericht Regierungschefin
Paetongtarn Shinawatra nach kaum einem Jahr im Amt. In einem geleakten Telefonat mit dem ehemaligen kambodschanischen Premier Hun Sen hatte sie ihre eigene Armeeführung für den Umgang mit jüngsten Grenzkonflikten kritisiert – was von konservativer Seite als Landesverrat ausgelegt wurde. In Thailand hatte das Militär zuletzt 2014 gegen die Regierung geputscht und ist weiterhin ein wichtiger politischer Faktor.
Solche nationalistische Rhetorik trägt nun in beiden Staaten zur Verhärtung der Positionen bei. An einem anhaltenden und ausgewachsenen Krieg dürften beide Seiten ähnlich wie bei früheren Konfrontationen kaum interessiert sein. Es könnte vor allem darum gehen, innenpolitische Punkte zu erzielen.
An der Grenze von Thailand und Kambodscha haben sich Soldaten Schusswechsel geliefert. Beide Seiten sollen Bomben und Raketen abgeworfen haben. Mehrere Menschen kamen ums Leben.