Interview
Konflikt in Grenzregion:Thailand und Kambodscha: Tote bei Kämpfen
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An der Grenze von Thailand und Kambodscha haben sich Soldaten Schusswechsel geliefert. Beide Seiten sollen Bomben und Raketen abgeworfen haben. Mehrere Menschen kamen ums Leben.
Zerstörung in der thailändischen Grenzregion.
Quelle: AFP PHOTO /Courtesy of Facebook user Chatchak Ratsamikaeo
Ein erbitterter Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha ist dramatisch eskaliert. Nach einem heftigen Schusswechsel an der Grenze am Morgen hat das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt. In Thailand meldeten die Behörden mindestens elf Todesopfer und etwa ein Dutzend Verletzte durch kambodschanisches Artilleriefeuer.
Die Schusswechsel waren vor allem aus der Provinz Surin im Nordosten von Thailand gemeldet worden. Während die thailändische Armee erklärte, kambodschanische Soldaten hätten das Feuer auf eine Militärbasis nahe dem bekannten Khmer-Tempel Prasat Ta Muen Thom eröffnet, warf Kambodscha dem Nachbarland vor, zuerst geschossen zu haben.
Bevölkerung sucht Schutz in Bunkern
Berichten zufolge sollen sich Menschen in der Region teilweise in Bunkern in Sicherheit gebracht haben, nachdem lautes Artilleriefeuer zu hören gewesen sei. Auf im Internet verbreiteten Videos waren Explosionen zu sehen und laute Schussgeräusche zu hören.
Nach Angaben des kambodschanischen Verteidigungsministeriums warfen die thailändischen Kampfjets Bomben auf eine Straße in der Nähe des antiken Tempels Preah Vihear. Die thailändische Armee teilte hingegen mit, eines von sechs bereitgestellten F-16-Flugzeugen habe ein militärisches Ziel in Kambodscha zerstört.
Die Grenzregion von Thailand und Kambodscha
Quelle: ZDF
Umgekehrt habe Kambodscha Raketen des Typs BM-21 auf Wohngebiete abgefeuert, hieß es von Thailands Armee weiter. Sie sprach von "gewalttätigen und unmenschlichen Taten der kambodschanischen Seite". Dem thailändischen Außenministerium zufolge griff Kambodscha sowohl militärische als auch nichtmilitärische Einrichtungen in Thailand an, darunter ein Krankenhaus.
Worum geht es bei dem Streit?
Seit der Kolonialzeit schwelt ein Streit über den genauen Verlauf der mehr als 800 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden südostasiatischen Ländern. Es geht dabei vor allem um den Tempel Prasat Preah Vihear aus dem 10. bis 12. Jahrhundert.
Das Weltkulturerbe sowie das umliegende Gebiet werden von beiden Ländern beansprucht. Der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen sprach Kambodscha 2013 die Souveränität über das Gebiet zu.
Thailands Regierungschef: Keine Kriegserklärung
Thailands Interims-Regierungschef Phumtham Wechayachai warf Kambodscha vor, mit schweren Waffen wahllos Ziele in Thailand beschossen zu haben, was zu zivilen Todesopfern geführt habe. Bevor es Verhandlungen geben könne, müsse zunächst die Gewalt enden. Der Konflikt sei aber regional begrenzt und es habe keine Kriegserklärung gegeben, betonte er.
Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Manet schrieb auf Facebook:
Kambodscha hat sich stets für eine friedliche Lösung von Problemen eingesetzt, doch in diesem Fall haben wir keine andere Wahl, als mit bewaffneten Streitkräften auf bewaffnete Aggressionen zu reagieren.
Hun Manet, kambodschanischer Ministerpräsident
Diplomatische Beziehungen heruntergestuft
Kambodscha stufte die diplomatischen Beziehungen zu Thailand auf die niedrigste Stufe herab, wies den thailändischen Botschafter aus und berief alle kambodschanischen Mitarbeiter aus der Botschaft in Bangkok ab.
Zuvor hatte Thailand am Mittwoch aus Protest gegen die Explosion einer Landmine, bei der fünf thailändische Soldaten verletzt wurden, seinen Botschafter zurückgezogen und den kambodschanischen Botschafter ausgewiesen. Thailand wirft dem Nachbarland vor, die Minen erst kürzlich verlegt zu haben.
Bereits Ende Mai war es zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen. Dabei war ein kambodschanischer Soldat getötet worden. Ende Juni hatte Thailand die Grenzübergänge in sechs Provinzen geschlossen.
Quelle: dpa, AP, Reuters
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