Neuer Gewaltausbruch:Thailand fliegt Luftangriffe im Grenzgebiet zu Kambodscha
Erst im Oktober hatten Thailand und Kambodscha ein Friedensabkommen unterzeichnet. Nun kam es im Grenzgebiet zu neuen Kämpfen. Thailand flog Luftangriffe auf Ziele im Nachbarland.
Thailand hat im Grenzkonflikt mit Kambodscha Luftangriffe auf Militäranlagen geflogen. Laut Armeesprecher seien diese eine Reaktion auf Schüsse durch kambodschanische Soldaten.
08.12.2025 | 0:21 minKeine zwei Monate nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens eskaliert erneut die Spannung in der Grenzregion von Thailand und Kambodscha. Am Montagmorgen flog das thailändische Militär Luftangriffe im Grenzgebiet unter anderem in der Nähe des Hindu-Tempels Prasat Preah Vihear, der von beiden südostasiatischen Ländern beansprucht wird.
In Thailand sollten mehr als 385.000 Zivilisten aus vier Grenzbezirken in Sicherheit gebracht werden. Auch auf der kambodschanischen Seite sollten die Bewohner mehrerer grenznaher Dörfer evakuiert werden, gab das kambodschanische Informationsministerium bekannt.
Quelle: ZDF
Seit Jahren streiten Thailand und Kambodscha über die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern. Im Juli kam es zu schweren Kämpfen im Grenzgebiet mit mindestens 16 Todesopfern.
26.07.2025 | 2:17 minThailand und Kambodscha weisen sich gegenseitig Schuld zu
Der Beschuss aus der Luft sei erfolgt als Vergeltungsschlag auf Angriffe kambodschanischer Truppen im Grenzgebiet Chong An Ma am frühen Morgen, bei denen ein thailändischer Soldat getötet worden sei, teilte Thailands Armeesprecher Winthai Suvaree thailändischen Medien mit.
Kambodscha habe zuerst militärische und zivile Ziele in Thailand mit Granaten und Raketen beschossen, mehrere weitere Soldaten seien verletzt worden. Das Feuergefecht habe etwa 20 Minuten gedauert.
Was steckt hinter den Kämpfen zwischen Kambodscha und Thailand? Könnte die Lage eskalieren? Wer könnte mäßigen? Der Südostasien-Experte Marco Bünte ordnet den Konflikt ein.
26.07.2025 | 10:26 minDas kambodschanische Verteidigungsministerium teilte hingegen mit, das thailändische Militär habe seine Streitkräfte im Morgengrauen an zwei Orten angegriffen. Dem seien tagelange Provokationen vorausgegangen.
Die Ministeriumssprecherin Maly Socheata teilte mit, die Streitkräfte ihres Landes hätten während der ersten Angriffe nicht reagiert. "Kambodscha fordert Thailand auf, alle feindlichen Aktivitäten sofort einzustellen, die den Frieden und die Stabilität in der Region bedrohen", sagte sie.
Kambodschanische Dorfbewohner brachten sich mit Motorwagen und Traktoren in Sicherheit.
Quelle: APMalaysischer Präsident mahnt Zurückhaltung an
Der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. "Wir fordern beide Seiten dringend auf, maximale Zurückhaltung zu üben", erklärte Anwar, der derzeit den Vorsitz des südostasiatischen Staatenbundes Asean innehat, auf der Plattform X.
Unsere Region kann es sich nicht leisten, dass langjährige Konflikte in einen Kreislauf der Konfrontation abgleiten.
Anwar Ibrahim, Ministerpräsident Malaysias
Thailand und Kambodscha haben sich Ende Juli auf eine Waffenruhe geeinigt. Das teilte der malaysische Ministerpräsident mit, der nach Eskalationen im Grenzkonflikt vermittelt hatte.
28.07.2025 | 0:21 minAuch der einflussreiche frühere Ministerpräsident Kambodschas, Hun Sen, mahnte die eigenen Streitkräfte zur Zurückhaltung gegenüber der "Aggression" des thailändischen Militärs. In einem Facebook-Beitrag schrieb der Vater des amtierenden Ministerpräsidenten Hun Manet jedoch auch: "Die rote Linie für eine Reaktion ist bereits festgelegt worden."
Auswärtiges Amt warnt vor Reisen ins Grenzgebiet
Thailand und Kambodscha hatten sich zuvor gegenseitig beschuldigt, eine im Oktober unterzeichnete Waffenruhe verletzt zu haben. Thailand hatte jedoch Mitte November die Umsetzung des Abkommens ausgesetzt, nachdem ein Soldat durch eine Landmine verletzt worden war. US-Präsident Donald Trump und der malaysische Ministerpräsident hatten die Waffenruhe vermittelt.
Thailand und Kambodscha streiten seit mehr als einem Jahrhundert um die Souveränität an nicht markierten Punkten entlang ihrer 817 Kilometer langen Landgrenze. Diese wurde 1907 von Frankreich kartiert, das Kambodscha damals als Kolonie beherrschte. Im Grenzgebiet liegen zahlreiche Tempelanlagen aus der Zeit des Khmer-Imperiums (802 bis 1431 n. Chr.).
Das hinduistische Tempelgebiet Prasat Preah Vihear wird von beiden südostasiatischen Ländern beansprucht, wurde jedoch 1962 mit einem Urteil des Internationalen Gerichtshofs zu kambodschanischem Staatsgebiet erklärt.
Quelle: dpa
Im Sommer 2025 spitzte sich der schwelende Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha erneut zu:
- Ende Mai starb ein kambodschanischer Soldat bei einem Schusswechsel an der Grenze.
- Im Juni schloss Thailand mehrere Grenzübergänge und drohte damit, Strom- und Internetleitungen nach Kambodscha abzuschalten.
- Mitte Juni verbot Kambodscha thailändische TV-Sendungen und Filme, untersagte die Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Nachbarstaat. Thailand untersagte Grenzgängern, die in Kambodscha arbeiten, die Ausreise.
- Ende Juli wurden thailändische Soldaten bei einer Minen-Explosion nahe der Grenze verletzt. Der Vorwurf: Kambodscha habe die Minen jüngst neu verlegt.
- Daraufhin wies Thailand den Botschafter Kambodschas aus, rief seinen eigenen zurück und schloss weitere Grenzanlagen und grenznahe Tempelanlagen.
- Seit 28. Juli ist eine Waffenruhe in Kraft, die US-Präsident Donald Trump und der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim vermittelt hatten.
- Am 26. Oktober unterzeichneten Thailand und Kambodscha ein Friedensabkommen.
- Als Anfang November thailändische Soldaten durch Landminen verletzt wurden, setzte Thailand die Umsetzung des Abkommens auf unbestimmte Zeit aus.
- Am 8. Dezember kam es erneut zu gegenseitigen Angriffen. Mindestens ein thailändischer Soldat wurde dabei getötet und Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze evakuiert.
Quelle: ZDF
Ende Juli hatten sich Thailand und Kambodscha auf einen Waffenstillstand geeinigt. Im Oktober folgte ein Friedensabkommen - im Beisein von US-Präsident Donald Trump.
26.10.2025 | 0:29 minAufgrund der anhaltend angespannten Sicherheitslage warnt das Auswärtige Amt weiterhin vor Reisen in die Grenzregion. Für das unmittelbare Grenzgebiet mit Abstand von zehn Kilometern zum Grenzverlauf sprach das Auswärtige Amt eine Reisewarnung aus.
Die Grenzübergänge auf dem Landweg blieben geschlossen, der internationale Flugverkehr zwischen Thailand und Kambodscha sei aber nicht eingeschränkt, so das Auswärtige Amt.
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