Rom: Safeguarding-Konferenz zum Schutz von Mädchen und Frauen
Safeguarding in der Kirche:Mädchen und Frauen eine Stimme geben
von Valerie Nusser, Rom
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Safeguarding-Experte Hans Zollner hat Fachleute aus aller Welt nach Rom eingeladen. Im Zentrum stand der Schutz von Frauen vor Gewalt und Missbrauch - in und außerhalb der Kirche.
Auf der International Safeguarding Conference 2025 in Rom wurde unter dem Motto "Women of Faith, Women of Strength" über den Schutz von Mädchen und Frauen gesprochen.
Quelle: Valerie Nusser
Inmitten der Ewigen Stadt, wenige Kilometer vom Vatikan entfernt, befindet sich die päpstliche Universität Gregoriana. Sie war Ort für die International Safeguarding Conference 2025. Der Jesuit Hans Zollner hatte unter dem Motto "Women of Faith, Women of Strength" zu der Konferenz eingeladen. Zollner ist in der katholischen Kirche für seine Safeguarding-Expertise bekannt. Safeguarding meint den Schutz von Kindern und Erwachsenen vor jeglicher Art von Gewalt und Machtmissbrauch.
Klare Worte über die Gewalt an Frauen und Mädchen
Zur Safeguarding-Konferenz kamen etwa 250 Teilnehmer aus über 50 Ländern nach Rom. Unter ihnen waren Missbrauchsbetroffene, Wissenschaftler und Ordensfrauen, die in allen Teilen der Welt am Machtsystem der katholischen Kirche sowie patriarchaler Gesellschaften rütteln. In ihren Vorträgen fanden die Referentinnen und Referenten klare Worte über die Gewalt an Frauen und Mädchen. Dafür, was ihnen angetan wurde und was sich in Gesellschaft und Kirche zu ändern hat.
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Auch die weibliche Sexualität war Thema der Konferenz. Die italienische Wissenschaftlerin Federica Manfredi stellte ihr Forschungsprojekt über Vulvodynie vor. Jede siebte Frau leide an solchen Schmerzen im Genitalbereich, doch kulturelle Tabus führten dazu, dass der Schmerz der Frauen meist unsichtbar bleibe.
Laut Zollner wäre eine Konferenz in dieser Art und Sprache vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen.
Wir alle spüren hier sehr viel Energie, sehr viel Willen zusammenzuarbeiten für eine gerechtere, für eine offenere, für eine transparentere Kirche.
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Hans Zollner, Safeguarding-Experte
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Ordensfrauen begleiten Betroffene weltweit
Unter den Referenten war auch die ukrainische Ordensfrau Sr. Teodora Shulak, deren Orden der Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser in der Ukraine Frauen und Mädchen begleitet, die in russischer Kriegsgefangenschaft missbraucht wurden.
Wir sehen in der Ukraine extreme Formen von Gewalt, die oft geschlechtsspezifisch sind.
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Sr. Teodora Shulak, ukrainische Ordensfrau
Shulak sei dankbar, dass sie den in russischer Gefangenschaft missbrauchten Frauen und Mädchen eine Stimme geben dürfe sowie über die Anteilnahme, die sie während der Konferenz erfahren habe.
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Die Arbeit der Ordensfrauen, die Betroffene weltweit begleiten, dürfe auf keinen Fall pauschalisiert werden, so Johanna Streit, Safeguarding-Leiterin beim internationalen katholischen Hilfswerk Missio in Aachen. "In den Case Studies, die vorgestellt wurden, war klar zu sehen, dass die Ordensfrauen gut auf die Betroffenen eingehen, dass sie kultursensibel sind." Es sei beeindruckend, sagte Streit, "wie ihre geduldige und enge Begleitung Betroffene stärkt und auch eine Heilung bewirken kann."
Qualitativer Wandel in der Kirche bei Safeguarding
Es seien viele Wunden da, viel Schmerz, sagt Zollner.
Aber es gibt auch die Möglichkeit, die Schmerzen zu lindern.
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Hans Zollner, Safeguarding-Experte
So gebe es weltweit viele gute Beispiele, "was Frauen für Frauen machen". Und auch, was die Kircheninstitutionen für Frauen tun könnten - wenn sie es wollen, ergänzte Zollner.
Er stelle fest, dass es in den letzten Jahren einen qualitativen Wandel in Teilen der Kirche und Gesellschaft gegeben habe. Dass eine große asiatische Bischofskonferenz ihn für einen Safeguarding-Workshop anfragt, "das wäre vor drei Jahren noch unvorstellbar gewesen, da damals noch die Message war: Missbrauch gibt es bei uns nicht".
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Jeder zu Safeguarding aufgerufen
Sr. Jane Wakahiu aus Kenia, die in afrikanischen Ländern Safeguarding-Kurse leitet, lobte den Einsatz der Ordensfrauen, die "nicht darauf warten, dass jemand von der Institution kommt, um sich zu kümmern". Für Safeguarding seien jedoch nicht einzelne Personen oder Institutionen verantwortlich. Alle seien dazu aufgerufen.
Ich bin nicht sicher, solange du es nicht bist. Wir müssen die Hand ausstrecken und fragen, wie wir helfen können.
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Sr. Jane Wakahiu, Ordensfrau aus Kenia
Und dafür seien internationale Treffen wie dieses in Rom unabdingbar.
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