Ukraine: Was plant die EU mit eingefrorenem Russland-Vermögen?

FAQ

Ukraine-Krieg:Russisches Milliardenvermögen: Was planen die EU-Staaten?

von Miriam Hantzsche

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Die EU will festgesetztes russisches Vermögen auf unbestimmte Zeit einfrieren. Um welche Gelder geht es, was ist damit konkret geplant und welche Bedenken gibt es?

Bernd Benthin

Die EU hat russisches Staatsvermögen von circa 210 Milliarden Euro eingefroren. Die Bundesregierung will das Geld für die Ukraine einsetzen. Doch es gibt Widerstand eines Nachbarn.

04.12.2025 | 1:51 min

Die EU-Staaten haben sich laut dänischer EU-Ratspräsidentschaft grundsätzlich darauf geeinigt, festgesetztes russisches Vermögen auf unbestimmte Zeit einzufrieren. Die Gelder sollen nach einem Vorschlag von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen der angegriffenen Ukraine zugutekommen, in Form eines Reparationskredits. Was sieht der Plan konkret vor, um welche Gelder geht es und was sind die Bedenken?

Festgesetztes russisches Vermögen: Um welches Geld geht es?

Gestritten wird um russisches Vermögen in der EU im Wert von rund 210 Milliarden Euro, das unter anderem von der russischen Zentralbank, von sanktionierten Organisationen und Privatpersonen, aber auch von russischen Anleger*innen, die nicht auf den Sanktionslisten stehen, stammt. Weltweit sollen laut aktuellen Schätzungen Vermögenswerte von insgesamt rund 300 Milliarden Euro auf Eis liegen.

Mit etwa 185 Milliarden Euro wird ein Großteil der russischen Gelder derzeit von dem internationalen Finanzinstitut Euroclear mit Sitz in Brüssel verwaltet. Zinsen und Gewinne aus dem eingefrorenen Russland-Vermögen dürfen bereits genutzt werden und fließen seit 2024 an die Ukraine. Schätzungsweise 25 Milliarden Euro sind auf andere EU-Länder verteilt, außerdem verteilen sich rund 90 Milliarden auf Großbritannien, Kanada, USA, Japan, Schweiz und Australien.

Norbert Röttgen bei Maybrit Illner

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen bei "maybrit illner" zu dem möglichen EU-Beschluss zu eingefrorenem russischen Staatsvermögen.

11.12.2025 | 0:56 min

Was plant die EU mit dem Geld genau?

Geplant ist, das Geld über einen langfristigen Kredit für die Ukraine bereitzustellen. Bis 2027 sollen auf diese Weise bis zu 90 Milliarden Euro aus dem "Reparationsdarlehen" an die Ukraine gehen. Die Erträge oder späteren Reparationszahlungen Russlands sollen diesen Kredit absichern. Heißt: Nur, wenn Russland nach Kriegsende Reparationszahlungen an die Ukraine leistet, müsste der Kredit zurückgezahlt werden, so von der Leyens Plan.

Zunächst haben sich Deutschland und andere EU-Staaten mehrheitlich darauf verständigt, eine rechtliche Grundlage zur Nutzung von russischem Staatsvermögen zu schaffen. In einem ersten Schritt wurde beschlossen, eine Rückübertragung von in der EU festgesetzten Mitteln nach Russland unbefristet zu verbieten.

Konkret geht es dabei auch darum, zu verhindern, dass ein Land wie Ungarn mit einem Veto gegen EU-Sanktionsbeschlüsse die Freigabe der eingefrorenen Mittel veranlassen kann. Derzeit sind die russischen Zentralbankgelder über EU-Sanktionsbeschlüsse eingefroren, die alle sechs Monate einstimmig verlängert werden müssen.

Mark Rutte beim Empfang des NATO-Generalsekretärs zu einem gemeinsamen Gespräch mit dem Bundeskanzler mit anschließendem Pressestatement im Bundeskanzleramt.

Nato-Generalsekretär Rutte befürchtet, dass Russland es nicht bei einem Krieg gegen die Ukraine belässt. In Berlin warnt er: "Der Konflikt steht vor unserer Tür."

11.12.2025 | 3:06 min

Was sind die Bedenken?

Widerstand gegen den Plan leistet bisher Belgien, wo ein Großteil des Geldes liegt. Die belgische Regierung blockiert das Vorgehen mit Verweis auf rechtliche und finanzielle Risiken. So sieht sie unter anderem die Gefahr, dass Russland Vergeltung gegen europäische Privatpersonen und Unternehmen übt und etwa Enteignungen in Russland vornimmt.

Denn rechtlich ist die Situation komplex: Die weltweite Debatte über die Rechtmäßigkeit und die damit verbundenen Risiken der Verwendung des Kapitals dauert an. Beim EU-Gipfel im Oktober äußerte Belgiens Premierminister De Wever bereits Bedenken und bestand darauf, dass mögliche Konsequenzen von allen EU-Staaten gleichermaßen getragen werden müssten.

Trump vor einer Karte der Ukraine

Die USA fordern laut Selenskyj im Rahmen eines neuen Friedensplans eine entmilitarisierte Handelszone in der Ostukraine. Militärexperte Julian Werner analysiert bei ZDFheute live.

11.12.2025 | 35:58 min

Die EZB lehnt den Kredit ab: Die Notenbank sieht die Gefahr, dass man damit gegen das Verbot monetärer Staatsfinanzierung in den EU-Verträgen verstoße.

Welche Auswirkungen könnte das Vorhaben auf die Finanzmärkte haben?

Von der Leyens Plan schade den Finanzmärkten der EU, kritisiert die EZB zudem: Zentralbank-Präsidentin Christine Lagarde warnte bereits vor Jahren, dass Maßnahmen gegen eingefrorene russische Vermögenswerte die Finanzstabilität der Eurozone gefährden und die Stellung des Euro als Reservewährung schwächen könnten. Die negativen Folgen für die EU könnten laut Lagarde größer sein, als der für die Ukraine generierte Betrag.

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Quelle: Mit Material von dpa.
Über dieses Thema berichteten verschiedene Sendungen, etwa die heute-Nachrichten am 11.12.2025 um 17 Uhr und 19 Uhr, "maybrit illner" am 11.12.2025 ab 22:15 Uhr sowie ZDFheute im Beitrag "Warum geht das russische Geld nicht an die Ukraine?" am 04.12.2025.

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