Sicherheitsexpertin bei "illner":Major: USA sehen Europa im Sinne Russlands
von Torben Schröder
Die neue US-Sicherheitsstrategie stößt in Europa auf heftige Kritik. Sicherheitsexpertin Major sieht darin russische Positionen.
Sehen Sie hier die Sendung "maybrit illner" vom 11. Dezember 2025 in voller Länge.
11.12.2025 | 61:01 minMit Blick auf die neue Sicherheitsstrategie der USA hatte der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen von einer "zweiten Zeitenwende" gesprochen. In der ZDF-Sendung "maybrit illner" erläutert er:
Die Ukraine wird zum Business Case und nicht zum Thema gemeinsamer Sicherheit.
Norbert Röttgen, CDU-Politiker
Letztere habe die USA mit dem Papier einstweilen aufgegeben. Es greife die normative Basis der westlichen Welt an, so Röttgen. Allerdings müsse bedacht werden, dass der aktuelle Kurs der USA maximal das halbe Land repräsentiere.
CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen bei "maybrit illner" zu dem möglichen EU-Beschluss, das eingefrorene russische Staatsvermögen in der nächsten Woche zur Verwendung für die Ukraine freigegeben
11.12.2025 | 0:56 minIschinger: US-Papier ist noch keine Scheidungsurkunde
Das Papier, sagt Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, stehe sogar in deutlichem Gegensatz zur Mehrheitsmeinung in den USA. Es seien inakzeptable Sätze enthalten, "aber ich sehe darin noch nicht die Scheidungsurkunde". Das Papier solle auch nicht wie die Heilige Schrift behandelt werden. Gleichwohl: Die Liste der europäischen Defizite sei lang.
Jenseits der rhetorischen Antwort ist Handeln angesagt.
Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz
Es brauche beispielsweise eine Initiative für einen konsolidierten europäischen Verteidigungsmarkt.
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, bei "maybrit illner"
11.12.2025 | 1:57 minHodges: Trump meidet multinationale Organisationen
Ben Hodges, ehemaliger Oberkommandeur der US-Armee in Europa, sagt:
Als ich das Dokument gelesen habe, hatte ich das Gefühl, als wäre mir in den Magen geschlagen worden.
Ben Hodges, Ex-Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa
Das Dokument spiegele wider, wie Donald Trump denkt und spricht, obgleich der US-Präsident es vermutlich gar nicht gelesen habe. Vielfach höre Hodges in den USA die Bitte, die Partnerschaft nicht aufzugeben.
Trump hasse es einfach, sich mit multinationalen Organisationen auseinanderzusetzen. Lieber spreche er mit einzelnen Handlungsträgern. Kanzler Friedrich Merz (CDU) verfolge gleichwohl den richtigen Ansatz, Europa zusammenzuhalten.
Die US-Regierung hat in ihrem neuen Strategiepapier harte Vorwürfe gegen Europa erhoben. Wie reagiert Europa? Brüssel zwischen Empörung, Hilflosigkeit und Hoffnung.
10.12.2025 | 2:00 minMajor: Internationale der Populisten
Europa werde in dem Papier nicht mehr nur als strategisch irrelevant dargestellt, sondern als moralisches, ideologisches Problem, sagt die Politikwissenschaftlerin Claudia Major. Die Beschreibung Europas entspreche ziemlich genau der russischen Perspektive. Man könne von einer Internationale der Populisten und Illiberalen sprechen, von Moskau über die AfD bis zu den aktuellen USA.
Wir befinden uns bereits im Krieg mit Russland, darüber muss man sich nicht hinwegtäuschen. Es ist ein hybrider Krieg.
Katrin Eigendorf, ZDF-Journalistin
Und die AfD agiere im Sinne Russlands, so Eigendorf.
Nato-Generalsekretär Rutte befürchtet, dass Russland es nicht bei einem Krieg gegen die Ukraine belässt. In Berlin warnt er: "Der Konflikt steht vor unserer Tür."
11.12.2025 | 3:06 minKlitschko warnt vor Wahlen im Krieg
Dem Kriegsaggressor will die Ukraine sich nicht beugen. "Wir kämpfen weiter. Keiner kann uns besiegen", sagt Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew.
Unser Traum: Die Ukraine wird ein Teil der europäischen Familie.
Vitali Klitschko, Kiews Bürgermeister
Russland versuche derzeit, die ukrainischen Kraftwerke zu zerstören und damit eine depressive Laune zu verbreiten. Zur Diskussion um eine Präsidentschaftswahl in der Ukraine hat Klitschko eine klare Meinung:
Wie kann eine Wahl stattfinden, wenn ein Land sich im Krieg befindet?
Vitali Klitschko, Kiews Bürgermeister
Man denke an mögliche russische Attacken auf Wahlbüros, die im Einsatz befindlichen Soldaten und Flüchtlinge. Es sei im Übrigen nicht die Zeit, über eine mögliche, eigene Kandidatur nachzudenken.
Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, zu Gast bei "maybrit illner"
11.12.2025 | 3:55 minExperten zweifeln an Pufferzone
Wäre, wie jüngst seitens der USA angedacht, eine entmilitarisierte Pufferzone eine Lösung? Röttgen sieht keine Grundlage, Wladimir Putin zu vertrauen, sodass unklar sei, wie ein solcher Kompromiss abgesichert werden solle. Ischinger kann sich kaum vorstellen, dass Russland verbrieft bekommt, Teile des ukrainischen Territoriums mit seinen Soldaten zu besetzen.
"Nicht eine Sekunde sollten wir glauben, dass die Russen eine solche Vereinbarung akzeptieren würden", sagt Hodges. Die einzige Art und Weise, wie das funktionieren würde, wäre durch eine starke Macht, die diese Zone sichert. Aber stünden die USA nach der "zweiten Zeitenwende" überhaupt bereit?
"Wir als Westen müssen immer sehr klar sein, auch in dieser Phase, wo es vielleicht ein Momentum gibt", so Außenminister Wadephul zu Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine.
11.12.2025 | 5:40 minMehr zur US-Sicherheitsstrategie
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