Militäranalyse:Ukrainische Drohnen treffen Russlands Öl hart
Ukrainische Gegenangriffe in Pokrowsk und im Donbass, Russland greift Transkarpatien an und neue ukrainische Marschflugkörper - die Woche im Ukraine-Krieg.
Drohnenangriffe trafen das AKW Kursk und eine Raffinerie im russischen Ostseehafen Ust-Luga. Selenskyj fordert Präsenz ausländischer Truppen zur Sicherheit der Ukraine.
24.08.2025 | 1:39 minDie Ukraine hat ihre Angriffe auf den russischen Ölsektor verstärkt. In der vergangenen Woche griffen Drohnen die Ölraffinerie in Wolgograd an und trafen auch die Raffinerie in Nowoschachtinsk in der Region Rostow.
Letztere brennt bereits seit vier Tagen, nachdem sie Anfang dieser Woche Ziel eines konzentrierten ukrainischen Drohnenangriffs war. Auch die Ölraffinerie in Sysran wurde erneut getroffen und schwer beschädigt.
Ukraine: Wichtige Ölpipeline getroffen
Die Ukraine griff auch erneut die Druschba-Ölpipeline an: Die Pumpstation in Unetscha wurde bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen getroffen, wodurch der Ölfluss sowohl nach Belarus als auch in die Slowakei und nach Ungarn unterbrochen wurde.
Die Unterbrechung des Rohöltransports nach Belarus ist bedeutend, da die beiden großen Ölraffinerien in Masyr und Nawapolazk eine wichtige Rolle bei der Versorgung Russlands mit raffinierten Ölprodukten spielen. Wenn jedoch der Zufluss von Rohöl gestoppt wird, wird auch die Produktion dieser beiden Raffinerien zurückgehen.
Am frühen Morgen des 24. August trafen ukrainische Drohnen auch den russischen LNG-Terminal in Ust-Luga in der Region Leningrad. Nach den derzeit verfügbaren Bildern wurde die Anlage schwer beschädigt.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Russland nimmt massive Luftangriffe wieder auf
Nach etwa zwei Wochen relativer Ruhe startete Russland am 21. August erneut einen großen Luft- und Raketenangriff auf die Ukraine mit Drohnen, ballistischen Raketen, "Zirkon"-Hyperschall-Marschflugkörpern, luft- und seegestützten Marschflugkörpern sowie Gleitbomben.
Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn wurde auch eine größere Stadt in der ukrainischen Region Transkarpatien, Mukatschewe, getroffen: Zwei "Kalibr"-Marschflugkörper zerstörten eine zivile Fabrik des US-Elektronikkonzerns Flex vollständig. Etwa 17 Arbeiter wurden verletzt, einige davon schwer.
Da Transkarpatien bislang von größeren Angriffen verschont geblieben war, löste dieser Angriff erhebliche Nervosität unter der Bevölkerung aus, die nun neue Angriffe befürchtet.
Man dürfe den Einsatz der Bundeswehr für eine Friedensmission in der Ukraine nicht schon im Vorfeld kategorisch ausschließen, sagt Thomas Röwekamp, CDU. Das sei ein Fehler.
23.08.2025 | 3:50 minUkrainische Gegenangriffe am Boden
Nachdem die ukrainischen Streitkräfte den russischen Vorstoß bei Dobropillja isoliert und weitgehend zerstört hatten, starteten sie einen lokalen Gegenangriff gegen den russischen Vorstoß nördlich von Pokrowsk.
Ein weiterer Gegenangriff wurde im südlichen Teil des Donbass gestartet. Russische Streitkräfte wurden aus Selenyj Hai, Tolstoi und auch aus Myrne vertrieben. An letzterem Ort erlitt die 5. separate motorisierte Schützenbrigade Russlands erhebliche Verluste.
Neue ukrainische Marschflugkörper "Flamingo"
Nach monatelangen Gerüchten wurden diese Woche weitere Informationen über die neue schwere Marschflugkörper der Ukraine, die "Flamingo", veröffentlicht. Offiziellen Angaben zufolge soll die Waffe eine Reichweite von 3.000 Kilometern haben und einen Sprengkopf von einer Tonne tragen.
Die Ukraine ist derzeit in der Lage, ein Stück pro Tag zu produzieren, will diese Zahl aber auf sieben Raketen pro Tag erhöhen. Der Name stammt angeblich von einem Unfall: Aufgrund eines Produktionsfehlers kam die erste Waffe in rosa Farbe aus der Fabrik und erhielt daher den Spitznamen "Flamingo", der später hängen blieb.
In Kriegszeiten muss man die offiziellen Angaben zu den Fähigkeiten der Waffe zwar mit Vorsicht genießen, aber es ist klar, dass die ukrainische Rüstungsindustrie nicht nur fortschrittliche Drohnen, sondern auch große und komplexe moderne Waffensysteme herstellen kann.
"Selenskyj fordert seit Beginn des Krieges, dass er Waffen erhält, um russische Positionen angreifen zu können. Diese Waffen hat die Nato bisher nicht gegeben ", so ZDF-Korrespondent Luc Walpot.
22.08.2025 | 3:19 minVerlust eines ukrainischen MiG-Jets
Unterdessen verlor die Ukraine am 23. August ein weiteres MiG-29-Kampfflugzeug. Das Flugzeug stürzte bei der Landung nach einem Kampfeinsatz ab. Der Pilot kam bei dem Unfall ums Leben.
Finanzpakete und US-Marschflugkörper für Ukraine
Der kanadische Premierminister Mark Carney kündigte bei seiner Ankunft in Kiew ein Militärhilfepaket in Höhe von mehr als eine Milliarde US-Dollar für die Ukraine an. Norwegen kündigte ebenfalls ein weiteres Militärhilfepaket im Wert von 700 Millionen an, das hauptsächlich aus Flugabwehrsystemen besteht.
Die USA haben den Verkauf von mehr als 3.000 Extended Range Attack Munition (ERAM)-Marschflugkörpern an die Ukraine genehmigt. Diese Waffen haben eine Reichweite von 250 bis 450 Kilometern und werden die Fähigkeit zum Angriff über lange Reichweiten erheblich erweitern. Die Lieferungen sollen Berichten zufolge in etwa sechs Wochen beginnen. Das Paket im Wert von rund 850 Millionen US-Dollar wird größtenteils von europäischen Ländern finanziert.
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