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Gipfel in Den Haag:Trump veröffentlicht private SMS von Nato-Chef
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Eine verkürzte Agenda, fünf Prozent für Verteidigung und eine außergewöhnliche SMS des Nato-Generalsekretärs: Dieser Nato-Gipfel in Den Haag hofiert US-Präsident Trump.
Donald Trump hat die privaten Nachrichten von Mark Rutte veröffentlicht. (Archivbild)
Quelle: AP
"Donald, du hast uns wirklich zu einem sehr, sehr wichtigen Moment für Amerika, Europa und die Welt gebracht. Du wirst erreichen, was jahrzehntelang KEIN US-Präsident geschafft hat" - so die SMS des Nato-Generalsekretärs Mark Rutte an US-Präsident Donald Trump kurz vor dessen Abflug.
Eine private Nachricht, die Trump auf seiner Social Media Plattform "Truth Social" in ganzer Länge veröffentlicht, kaum, dass er sie erhalten hat. Es zeigt, um wen es sich bei diesem Gipfel dreht - und wer die Spielregeln festlegt: Donald Trump.
Gipfelprogramm wurde deutlich gekürzt
Ursprünglich sollte der Gipfel in Den Haag zwei Tage dauern, jetzt wurde die Agenda auf einen Vormittag eingekürzt - auch ein Zugeständnis an Trump. Eine frühere Abreise des US-Präsidenten wie beim G7-Gipfel soll damit verhindert werden. Am Abend vorher gibt es noch ein Abendessen für alle Teilnehmer beim niederländischen König.
Und Donald Trump kann sehr wahrscheinlich mit einem Erfolg nach Hause gehen: Die Militärausgaben der Nato-Mitgliedsstaaten sollen künftig fünf Prozent betragen, statt wie bisher zwei Prozent. Allerdings sind davon 1,5 Prozent für Investitionen in Infrastruktur vorgesehen - denn was bringt ein Panzer, wenn die Brücke, über die er rollen soll, nicht hält. So die Argumentation. 3,5 Prozent sind konkret für die Aufrüstung.
Donald Trump veröffentlichte auf seinem sozialen netzwerk Truth Social die privaten Nachrichten des Nato-Generalsekretärs an ihn.
Quelle: truthsocial.com/@realDonaldTrump
Rob Bauer, ehemaliger Militärchef der Nato und Admiral der niederländischen Marine, kennt Generalsekretär Rutte gut - die Staats- und Regierungschefs der Nato zusammenhalten sei wie einen Sack Flöhe hüten: "Es ist ein schwieriger Job. Alle diese Staats- und Regierungschef haben Probleme, die sie zuhause ihrem Publikum und ihren Wählern erklären müssen." Rutte, so Bauer im Gespräch mit ZDFheute, würde nicht explizit versuchen, Trump zufrieden zu stellen.
Fünf Prozent für alle Nato-Staaten - außer Spanien?
Und schon jetzt schlägt einer quer: Kaum wurde am Sonntag die Einigung auf fünf Prozent verkündet, erklärt der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez, für sein Land gelte eine Ausnahme: 2,1 Prozent. Sein Außenminister legte am Montag in Brüssel nach: "Wir denken, die Diskussion darf sich nicht um Zahlen drehen, sondern um Fähigkeiten. Und wir können diese Fähigkeiten erreichen, wenn wir 2,1 Prozent investieren."
Vom Nato-Generalsekretär gibt es dafür eine klare Absage:
Die Nato kennt keine Ausnahmeregelungen. Die Nato ist absolut überzeugt, dass Spanien 3,5 Prozent ausgeben muss.
Mark Rutte – Nato-Generalsekretär (23.06.2025)
Jedes Land werde nun regelmäßig darüber berichten müssen, wie es vorankommt beim Erreichen der Ziele, erklärt der Generalsekretär weiter.
Wie viel die Nato-Länder 2024 für Verteidigung ausgaben
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Größte Bedrohung: Russland
Unterstützung bekommt Trumps Forderung aus Litauen: Der baltische Staat investiert schon jetzt fünf Prozent in seine Verteidigung, will auf sechs Prozent aufstocken. Das Land liegt zwischen der russische Exklave Kaliningrad und Belarus, die Bedrohung durch Russland ist dort stärker als im südeuropäischen Spanien.
Doch es geht nicht nur um das reine Geld, sondern um die konkreten Fähigkeiten, in die investiert wird. Das betont der litauische Außenminister Kęstutis Budrys. Dabei gibt es eine klare Übersicht der Nato, welche militärischen Schwachstellen es gibt: "Wir sollten einige unserer Fähigkeitsziele öffentlich machen", so Budrys im Gespräch mit ZDFheute. Das seien Tabellen, wo genau stehe, wie viele Divisionen Deutschland brauche, wie viele Panzer fehlen.
Dadurch, dass wir das alles als geheim eingestuft haben reden wir nur über Zahlen, nicht über echte Dinge.
Kęstutis Budrys, Außenminister Litauen
Rutte reagiert auf SMS-Veröffentlichung
Es sei wichtig, dass die gesamte Nato stärker, werde - tödlicher, wie auch der Generalsekretär selbst sagt: "Obwohl die Nato ein Verteidigungsbündnis bleibt, werden wir zeigen, dass es keinerlei Zweifel an unserem Willen und unseren Fähigkeiten gibt, unsere Mitgliedstaaten zu verteidigen. Und dass wir mit durchschlagender Kraft antworten werden, sollten wir angegriffen werden. Das bedeutet es, eine tödlichere Allianz zu werden."
Und, wie Mark Rutte in der SMS an Donald Trump schreibt, Europa werde sehr viel zahlen müssen. Auf die Veröffentlichung der Nachrichten selbst reagierte der Nato-Chef am Abend und erklärte: er stehe zur der SMS - und habe kein Problem damit, dass sie veröffentlicht wurde.
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