EU-Asylreform: Kommissar Brunner spricht von Migrationswende

Interview

EU-Asylreform:EU-Kommissar: "Sind inmitten der größten Migrationswende"

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Nach der Einigung der EU-Innenminister auf strengere Asylregeln betont Migrationskommissar Brunner die Fortschritte. Es habe ein Umdenken in den EU-Mitgliedsstaaten begonnen.

Magnus Brunner | EU-Kommissar für Inneres und Migration

Laut Magnus Brunner halten die EU-Mitgliedsstaaten eine "Balance zwischen Solidarität und Verantwortung". Auch Abweichler müssten sich "an das europäische Rechtssystem" halten.

09.12.2025 | 9:24 min

Die EU-Innenminister haben sich auf eine weitreichende Reform der europäischen Asyl- und Migrationspolitik geeinigt. Die neuen Regeln sollen Verfahren an den Außengrenzen bündeln, Rückführungen erleichtern und mehr Kontrolle ins System bringen. Der EU-Migrationskommissar Magnus Brunner sagte dazu im ZDF-Morgenmagazin:

Wir sind inmitten der größten Migrationswende eigentlich. Wir reformieren das ganze Asyl- und Migrationssystem in Europa und die Mitgliedstaaten ziehen mit.

Magnus Brunner, EU-Migrationskommissar

Der EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnus Brunner, spricht am 8. Dezember 2025 während eines Treffens der europäischen Innenminister in Brüssel, Belgien, mit der Presse.

Die EU-Innenminister haben sich auf schärfere Regeln bei Migration geeinigt. Asylsuchende ohne Aussicht auf Aufnahme sollen an den Außengrenzen zurückgewiesen werden.

08.12.2025 | 1:45 min

EU-Parlament muss Asylreform noch zustimmen

Der Brüsseler Beschluss sieht vor, Menschen künftig leichter in sogenannte sichere Drittstaaten abschieben zu können - auch in Länder, zu denen sie keine kulturellen oder familiären Verbindungen haben. Das EU-Parlament muss dem Vorhaben allerdings noch zustimmen. "Wir haben uns vor über einem Jahr auf dieses neue europäische Asylsystem geeinigt. Die Mitgliedstaaten haben sich darauf geeinigt und ich habe schon das Gefühl, dass ein Umdenken begonnen hat", so Brunner.

Wir sind gestern einige Schritte weitergekommen.

Magnus Brunner, EU-Migrationskommissar

Einige Teile, die im Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (GEAS) noch gefehlt hätten, seien nun beschlossen worden, sagte der Österreicher. "Das ist ein guter Weg, dass wir entschlossen sind auf der einen Seite, aber natürlich auch fair auf der anderen Seite."

sgs-knaus-gökdemir

Die EU-Innenminister haben sich auf strengere Maßnahmen in der Migrationspolitik verständigt. Zentral sei die Frage der Drittstaatenabkommen, so Migrationsforscher Gerald Knaus.

09.12.2025 | 5:08 min

Solidaritätsmechanismus soll Außengrenzen entlasten

Ein zentraler Bestandteil ist ein Solidaritätsmechanismus, der Länder an der Außengrenze - etwa Italien oder Griechenland - entlasten soll. Staaten können Geflüchtete aufnehmen oder Ausgleichszahlungen leisten. Einige Mitgliedstaaten, darunter Ungarn, wollen sich dem jedoch entziehen.

Das haben wir gehört, dass Ungarn nicht mitmachen will, was ich sehr schade finde, weil natürlich dieses europäische System, Migrations- und Asylsystem, für alle Vorteile mit sich bringen würde.

Magnus Brunner, EU-Migrationskommissar

Als Beispiele nannte er sichere, besser geschützte Außengrenzen und effizientere Verfahren. Wer Teil der EU sein wolle, müsse sich an das geltende Recht halten, betonte Brunner:

Jeder, der teilnehmen will an der Europäischen Union, muss sich natürlich auch daran halten, selbstverständlich.

Magnus Brunner, EU-Migrationskommissar

ZDF-Korrespondent Röller schaut in die Kamera.

Der politische Wille Europas sei eindeutig einen härteren Migrationskurs zu fahren, so ZDF-Korrespondent Ulf Röller mit einer Einschätzung aus Brüssel.

08.12.2025 | 0:53 min

Abschiebungen in Drittstaaten rechtlich neu geregelt

Zu den umstrittensten Neuerungen zählt die Möglichkeit, Geflüchtete künftig in Drittstaaten außerhalb Europas unterzubringen. Großbritannien war mit einem ähnlichen Modell in Ruanda bislang gescheitert.

Für die EU sei nun dafür erstmals ein klarer rechtlicher Rahmen geschaffen worden, sagte Brunner: "Es hat die rechtliche Grundlage nicht gegeben und genau diese rechtliche Grundlage ändern wir jetzt."

Nun müsse mit Drittstaaten über konkrete Vereinbarungen verhandelt werden. Dabei solle Europa seine Stärke "auf den Tisch legen" und Migrationsdiplomatie betreiben.

Rückführungszentren sollen unter EU-Aufsicht stehen

Ein weiteres Element des Reformpakets sind Rückführungszentren außerhalb der EU, sogenannte Return Hubs. Dort sollen nur Menschen untergebracht werden, deren Asylantrag bereits abgelehnt wurde. Brunner betonte im Interview, dass mit internationalen Organisationen und mit der EU-Asylagentur zusammengearbeitet werde, damit "die Menschenrechte und die Standards auch eingehalten werden. Das ist uns wichtig und ist nicht zu diskutieren".

Schaltgespräch nach Brüssel

Die EU-Innenminister haben sich auf strengere Regeln bei Abschiebungen geeinigt. Asylsuchende sollen nun direkt an den EU-Außengrenzen abgewiesen werden können, wenn ihr Asylantrag aussichtslos ist.

08.12.2025 | 1:35 min

Offen bleibt, ob das EU-Parlament die Reform in dieser Form annimmt. "Wichtig war gestern der Schritt im Europäischen Rat, dass sich alle 27 darauf geeinigt haben, mit Mehrheiten natürlich", sagte Brunner. Im Parlament jedoch müsse erst noch um Mehrheiten geworben werden.

Ich habe das Gefühl, dass es bei den Rückführungen durchaus eine Mehrheit auch mit den Sozialdemokraten, mit den Liberalen geben wird. Bei den sicheren Drittstaaten und sicheren Herkunftsländern ist es noch offen, da laufen die Verhandlungen im Parlament.

Magnus Brunner, EU-Migrationskommissar

Ob die neuen Asylregeln tatsächlich in Kraft treten, entscheidet sich damit in den kommenden Monaten - für Brunner mit Sicherheit eine entscheidende Phase seiner Amtszeit.

Quelle: ZDF
Über dieses Thema berichtete das gemeinsame Morgenmagazin von ARD und ZDF am 09.12.2025 ab 05:30 Uhr.

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