Land zählt zu Risikogruppe:EU-Migrationsanalyse: Wird Deutschland entlastet?
Ein EU-Bericht stuft Deutschland in der Migration als überlastet ein. Damit könnte das Land vorübergehend seine Solidaritätspflichten aussetzen.
Die EU-Kommission stellt Vorschläge für einen neuen Solidaritätsmechanismus zur Migration vor. Deutschland kann sich demnach bisher aufgenommene Asylbewerber anrechnen lassen.
11.11.2025 | 2:39 minDeutschland könnte beantragen, dass es unter dem neuen EU-Solidaritätsmechanismus bis Ende 2026 keine zusätzlichen Migranten aus anderen Mitgliedsstaaten aufnehmen muss. Das geht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus einer Analyse von EU-Innenkommissar Magnus Brunner zum sogenannten Solidaritätspool hervor, der Staaten mit hohem Migrationsdruck im Zuge der EU-Asylreform entlasten soll.
Ein Solidaritätsmechanismus soll Länder an der EU-Außengrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen entlasten. Von einer Einigung ist man aber noch entfernt, berichtet Ulf Röller.
11.11.2025 | 1:03 minAnalyse: Deutschland droht Migrationsdruck
Deutschland kann sich demnach darauf berufen, dass es sich bereits um sehr viele Asylbewerber kümmert, für die eigentlich andere EU-Staaten zuständig wären.
Auch andere Solidaritätsbeiträge wie Geld- oder Sachleistungen wären demnach von deutscher Seite nicht notwendig. Diese können theoretisch von unterstützungspflichtigen EU-Staaten geleistet werden, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen.
...stuft die Kommission in ihrer Analyse als Länder ein, die 2026 wegen eines hohen Migrationsdrucks Anrecht auf Solidarität anderer EU-Staaten haben. Griechenland und Zypern stehen demnach wegen unverhältnismäßig vieler Ankünfte im vergangenen Jahr unter Druck, Spanien und Italien wegen vieler Seenotrettungen.
...wird zu der Gruppe von Ländern gerechnet, die 2026 Gefahr laufen könnten, aufgrund hoher Ankunftszahlen oder Belastungen der Aufnahmesysteme unter hohen Migrationsdruck zu kommen.
...befinden sich nach Einschätzung der Kommission in einer ausgeprägten Migrationslage. Dies bedeutet, dass sie aufgrund der kumulierten Belastungen der vergangenen fünf Jahre beantragen können, von Solidaritätspflichten ganz oder teilweise befreit zu werden.
Quelle: dpa
Wie steht Deutschland zu dem Vorschlag der EU?
Die EU-Kommission wolle mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung von Migranten erreichen, sagt ZDF-Korrespondent Ulf Röller. Länder an den Außengrenzen, die die Grenze schützen, würden "auf alle Fälle" Solidarität erhalten. Die Bundesregierung sei sicherlich über den Vorschlag zwar "nicht euphorisch, aber zufrieden", schätzt Röller.
Natürlich hätte Deutschland auch gerne zu den Ländern wie Italien und Spanien gehört, die Solidarität bekommen, die Asylsuchende weitergeben können oder eben Geld erhalten.
Ulf Röller, ZDF-Korrespondent
Kaum ein Thema spaltet Europa so sehr wie die Migration. 2015 herrschte Willkommenskultur, seitdem schwenkt die EU zu einem härteren Umgang mit Geflüchteten.
16.05.2024 | 45:19 minBesonders wichtig sei für Berlin, dass "die Leistung, die Deutschland erbracht hat seit 2015 in Sachen Migration, angerechnet wird. Dadurch wird der Anteil, den Deutschland in den Solidarfonds einbringen muss, wesentlich geringer." Problematisch bleibe jedoch, dass ein großer Kompromiss nötig sei:
Eigentlich sind alle EU-Länder der Ansicht, dass sie viel zu viele Migranten haben. Sie wollen abgeben und nicht noch zusätzlich welche aufnehmen - darüber wird es noch viel Streit geben.
Ulf Röller, ZDF-Korrespondent
Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat sich erneut für eine Verschärfung des Asylsystems ausgesprochen. „Wir wollen den Migrationsdruck auf Europa weiter verringern“, so Dobrindt.
03.09.2025 | 7:39 minEU-Parlamentsmitglied für fairen Verteilungsschlüssel
EU-Parlamentsmitglied Erik Marquardt (Grüne) sieht bei diesem Streit einen wachsenden Egoismus unter den Staaten. "Wir haben seit Jahren in der EU-Asylpolitik das Problem, dass die EU-Staaten eigentlich vor allem an sich selbst denken", sagte er im ZDF-Morgenmagazin. Das führe an den Außengrenzstaaten dazu, dass dort die Geflüchteten zwar ankommen, sie aber schlecht behandelt werden und weiterfliehen.
Und das liegt nicht daran, dass die Außengrenzstaaten sagen, sie können das nicht besser, sondern sie wollen das nicht besser.
Erik Marquardt, Grüne
Der "große, richtige Schritt" sei, "einen fairen Verteilungsschlüssel" zu haben, so Erik Marquardt (Grüne), Mitglied des EU-Parlaments.
12.11.2025 | 5:13 minMan versuche seit Jahren, bestimmte EU-Staaten zu überzeugen, sich angemessen am Asylsystem zu beteiligen. "Überzeugungsarbeit wurde schon lange versucht, wir brauchen jetzt Mechanismen, bei denen man den Druck auf diese Mitgliedsstaaten erhöht", sagt Marquardt, zum Beispiel durch Vertragsverletzungsverfahren oder Sanktionen. Der Solidaritätsmechanismus sei dabei ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Der große, wichtige Schritt wäre eigentlich, dass wir einen fairen Verteilungsschlüssel in der Europäischen Union haben und dass man sich nicht freikaufen kann.
Erik Marquardt, Grüne
Momentan könne man sich Zahlungen an Drittstaaten zum Beispiel für den Grenzschutz im Sudan als Flüchtlingshilfe anrechnen lassen.
EU-Kommissar sieht Wirkung von neuer Migrationspolitik
EU-Innenkommissar Magnus Brunner erklärte, es sei offensichtlich, dass Deutschland schon vor dem Inkrafttreten des neuen Asylpakts einen großen Teil dieser Solidarität getragen habe. Die Bundesrepublik werde daher erheblich von der Reform des Asyl- und Migrationssystems profitieren - vor allem durch die neuen Aufgaben der Mitgliedstaaten an den Außengrenzen.
Dazu gehörten die Registrierung von Neuankommenden, Sicherheitsüberprüfungen und das neue Grenzverfahren. Letzteres sieht vor, dass bestimmte Migranten künftig nach einem Grenzübertritt unter haftähnlichen Bedingungen in streng kontrollierte Aufnahmeeinrichtungen kommen könnten. Die strengere Asylpolitik zeige bereits heute Wirkung.
Die illegale Migration ist im vergangenen Jahr um 35 Prozent zurückgegangen.
Magnus Brunner, EU-Innenkommissar
Die EU-Innenminister wollen irreguläre Migration weiter begrenzen. Abgelehnte Asylbewerber sollen z.B. schneller in ihre Herkunftsländer oder Drittstaaten abgeschoben werden.
22.07.2025 | 1:39 minMitgliedstaaten beraten über Vorschlag der EU-Kommission
Der nun erstmals vorgelegte Bericht gilt als ein entscheidender Schritt bei der Umsetzung der Reform des europäischen Asylsystems (GEAS), die auch einen Solidaritätsmechanismus zur Entlastung von besonders von Migration betroffenen Mitgliedstaaten enthält.
Über die Vorschläge der EU-Kommission für den sogenannten Solidaritätspool müssen nun die Mitgliedsstaaten beraten. Sie haben dafür auch detaillierte Zahlen bekommen, die von der EU-Kommission nicht öffentlich gemacht wurden.
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