Bericht der EU-Asylbehörde EUAA:Asylanträge in Europa um 23 Prozent gesunken
Die Zahl der Asylbewerber in der EU, Norwegen und der Schweiz ist zurückgegangen. Erstmals seit vielen Jahren war Deutschland nicht mehr das Land mit den meisten Neuankömmlingen.
In der EU gab es im ersten Halbjahr deutlich weniger Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland wurden rund 70.000 Anträge gestellt - ein Minus von 43 Prozent.
08.09.2025 | 0:25 minDie Zahl der neuen Asylbewerber innerhalb der Europäischen Union sowie in Norwegen und der Schweiz ist im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen. Bis Ende Juni zählte die EU-Asylagentur annähernd 400.000 neue Anträge, wie die Behörde mitteilte. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 bedeutet dies ein Minus von 114.000 beziehungsweise 23 Prozent.
Die Statistik umfasst die Zahlen aus allen EU-Staaten sowie aus Norwegen und der Schweiz, die beide nicht zur Union gehören. In den 29 Ländern gab es insgesamt 399.000 Anträge. Dabei lagen Frankreich (78.000), Spanien (77.000), Deutschland (70.000) und Italien (64.000) mit weitem Abstand vorn. Im Unterschied zu den Vorjahren war die Bundesrepublik nicht mehr Nummer eins.
Es kommen immer weniger Asylbewerber nach Deutschland. Im Mai waren es knapp unter 10.000. Die Lage der Kommunen bleibt aber angespannt.
07.06.2025 | 1:51 minRückgang eine Folge des Assad-Sturzes in Syrien
Dem Bericht zufolge ist der drastische Rückgang weniger mit "den politischen Veränderungen in der EU zu erklären". Vielmehr handele es sich um eine direkte Folge des Sturzes des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Dezember 2024.
Zehn Jahre lang stellten Syrer die größte Gruppe unter den Asylbewerbern. Innerhalb weniger Monate ist ihre Zahl dem Bericht zufolge um zwei Drittel auf 25.000 zurückgegangen.
Zehn Jahre nach Angela Merkels historischem Satz "Wir schaffen das" zieht Sarah Tacke schonungslos Bilanz: Wie hat die Migration seit 2015 unser Land verändert? Haben wir es "geschafft"?
14.08.2025 | 43:20 minMeiste Neuankömmlinge aus Venezuela
Erstmals seit einem Jahrzehnt kamen die meisten neuen Asylbewerber (25.000) nicht mehr aus dem Mittelmeerland, sondern jetzt aus Venezuela (49.000) in Südamerika. Aus Afghanistan beantragten 42.000 Menschen neu Asyl.
Mit Ausnahme von Frankreich gingen die Zahlen in den großen Zielländern überall zurück: am deutlichsten in Deutschland (minus 43 Prozent), aber auch in Italien (minus 25 Prozent) und Spanien (minus 13 Prozent).
Kaum ein Thema spaltet Europa so sehr wie die Migration. 2015 herrschte Willkommenskultur, seitdem schwenkt die EU zu einem härteren Umgang mit Geflüchteten.
16.05.2024 | 45:19 minVon den Asylbewerbern aus Venezuela stellten fast alle ihren Antrag in Spanien, wo die gleiche Sprache gesprochen wird. Großbritannien ist nach seinem Austritt aus der EU in dieser Statistik bereits seit Jahren nicht mehr dabei.
Rund 4,3 Millionen Ukrainer, die vor der russischen Invasion in der Ukraine geflohen sind, genießen zudem vorübergehenden Schutz in der EU. Dabei handelt es sich um eine vom Asylverfahren getrennte Maßnahme.
Letzte Nacht feuerte Russland über 800 Drohnen und Raketen auf die Ukraine ab. Erstmals wurde ein Regierungsgebäude in Kiew getroffen - eine neue Eskalationsstufe in diesem Krieg.
07.09.2025 | 1:39 minNur jeder vierte Antrag wird anerkannt
Die sogenannte Anerkennungsquote ging nach Angaben der Behörde auf den niedrigsten je gemessenen Stand zurück: Nur jeder vierte Erstantrag (25 Prozent) wurde bewilligt. In den insgesamt 29 Ländern gibt es gleichwohl einen riesigen Berg an Anträgen, der noch abgearbeitet werden muss: Ende Juni war über mehr als 900.000 Anträge in erster Instanz noch nicht entschieden. Weil Widerspruch möglich ist, stehen insgesamt etwa 1,3 Millionen Entscheidungen aus.
Die Verwaltungsgerichte in Deutschland verzeichnen einen deutlichen Anstieg von Asylklagen, berichtet das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) vorab unter Berufung auf eine Auswertung der Deutschen Richterzeitung auf Grundlage von Daten der zuständigen Landesministerien. Demnach gingen bis Ende Juni 2025 bereits 76.646 neue Hauptsacheverfahren bei den Gerichten ein. Damit übertrifft laut Bericht die Zahl der Verfahren schon jetzt die Gesamtbilanz des Jahres 2023 (71.885) und erreicht bereits drei Viertel des Niveaus von 2024 (100.494). Die höchsten Klagezahlen wurden in Nordrhein-Westfalen (13.304), Bayern (11.412) und Niedersachsen (11.000) registriert. Niedersachsen verzeichnet vor Baden-Württemberg den größten Anstieg.
Die Entwicklung hat auch Folgen für die Dauer der Verfahren. "Die rückläufige Zahl der Asylanträge in Deutschland schlägt bei der Justiz noch nicht durch. Im Gegenteil ist die Zahl der Asylklagen im ersten Halbjahr 2025 deutlich gestiegen, weil das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seine Asylverfahren inzwischen schneller abarbeitet", sagte DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn dem "RND". Die Gerichte hätten dadurch mehr Fälle zu bewältigen, was die Verfahrensdauer vielerorts wieder verlängere.
Quelle: Reuters
Der Umgang mit Migranten gehört seit Jahrzehnten zu den großen Streitthemen der europäischen Politik. Die EU arbeitet inzwischen mit nordafrikanischen Staaten zusammen, um Migranten von der Flucht nach Europa abzuhalten. Bei Versuchen, mit oft kaum seetüchtigen Booten das Mittelmeer zu überqueren, kommt es immer wieder zu tödlichen Katastrophen.
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