Dobrindt zufrieden mit Abkommen:Keine weiteren Flüchtlinge aus EU-Ländern für Deutschland
Die EU verschärft Asylregeln und rechnet Deutschland die "Solidarität" vergangener Jahre an. Man müsse vorerst keine weiteren Flüchtlinge aus EU-Ländern aufnehmen, sagt Dobrindt.
Die EU-Innenminister haben sich auf schärfere Regeln bei Migration geeinigt. Asylsuchende ohne Aussicht auf Aufnahme sollen an den Außengrenzen zurückgewiesen werden.
08.12.2025 | 1:45 minDeutschland wird nach Inkrafttreten des sogenannten Solidaritätsmechanismus im kommenden Jahr vorerst keine Flüchtlinge aus anderen EU-Ländern aufnehmen müssen. Eine am Montag in Brüssel erzielte Einigung der EU-Innenminister bedeute für Deutschland, "dass wir keine finanziellen Leistungen aufzubringen haben und auf der anderen Seite keine Aufnahmen zu verzeichnen haben", sagte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) nach dem Treffen.
Die Ressortchefs der 27 Mitgliedstaaten einigten sich nach monatelangen Verhandlungen auf eine deutliche Verschärfung der gemeinsamen Asylpolitik. Teil der Einigung ist der sogenannte Solidaritätsmechanismus. Er sieht vor, dass EU-Länder mit einem hohen "Migrationsdruck" wie Italien oder Griechenland Flüchtlinge in andere EU-Länder übersiedeln können. Deutschland müsste nach der Regel eigentlich entweder Flüchtlinge aufnehmen oder 20.000 Euro pro nicht aufgenommenem Flüchtling an die betreffenden Länder zahlen.
Dobrindt: EU erkennt deutsche "Solidarität" an
Die Regelung sieht allerdings auch eine Reihe von Ausgleichsleistungen vor. So können etwa Länder offiziell Verantwortung für Menschen übernehmen, die sich bereits auf ihrem Territorium befinden, für die nach geltendem EU-Recht aber eigentlich ein anderes Land zuständig wäre.
Dobrindt sagte dazu, dass Deutschland sich mehrere tausend dieser Flüchtlinge anrechnen lassen könne und somit seine Verpflichtungen im Rahmen des Solidaritätsmechanismus mindestens für 2026 erfüllt habe. "Die Europäische Union erkennt an, dass Deutschland in den letzten Jahren stark belastet ist", sagte Dobrindt dem ZDF. Deutschland habe in der Vergangenheit "viel Solidarität gezeigt", so der Innenminister. Dies werde nun angerechnet.
Mehrere EU-Innenminister wollten gemeinsam eine Verschärfung der Asylpolitik fordern. Dobrindt trat dabei als Vorreiter auf, so Andrea Maurer.
18.07.2025 | 1:00 minDobrindt spricht von Verständigung mit Italien und Griechenland
Nach Angaben der "Bild"-Zeitung haben Italien und Griechenland sich zudem bereiterklärt, Flüchtlinge aus Deutschland aufzunehmen, für die die beiden Mittelmeerstaaten nach den sogenannten Dublin-Regeln zuständig gewesen wären.
Diese sehen vor, dass jenes EU-Land die Flüchtlinge aufnehmen muss, in dem diese erstmals registriert wurden. "Wir haben uns mit Griechenland und Italien darauf verständigt, dass sie Migranten wieder zurücknehmen, die über ihre Länder die Europäische Union betreten haben", zitierte "Bild" den Innenminister, ohne Zahlen zu nennen.
Europäische Regierungen bei Asylfrage unter Druck
Die EU hatte im Juni 2024 eine Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems beschlossen, das die Mitgliedsländer bis Juni 2026 umsetzen sollen. Im April verkündete die EU-Kommission, Teile der Reform vorziehen zu wollen, um den Mitgliedsländern beschleunigte Asylverfahren zu ermöglichen. Viele europäische Regierungen stehen unter Druck, da die öffentliche Meinung zur Migration sich verschlechtert hat und dies den Zugewinn rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien bei Wahlen begünstigt hat.
Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte sich schon im September für eine Verschärfung des Asylsystems ausgesprochen.
03.09.2025 | 7:39 minDie Vereinbarungen der Innenminister basieren auf einem Vorschlag der EU-Kommission und sehen unter anderem vor, dass außerhalb der EU sogenannte Rückführungszentren eingerichtet werden können, in die Menschen abgeschoben werden können, deren Asylanträge abgelehnt wurden. So gibt es etwa eine niederländische Initiative für ein solches Zentrum in Uganda, an dem sich auch Deutschland beteiligen könnte.
Kritik an Rückführungszentren
Kritiker zweifeln allerdings daran, dass solche Zentren mit europäischem Recht vereinbar sind. "Statt in Sicherheit, Schutz und Integration zu investieren, wählt die EU Politik, die mehr Menschen in Gefahr und rechtliche Grauzonen bringen wird", erklärte Silvia Carta von der Migranten-Hilfsorganisation Picum.
Doch auch einige Mitgliedstaaten sehen die geplanten Maßnahmen kritisch. So zeigt Spanien sich nicht überzeugt vom Konzept der "Rückführungszentren", das bereits in anderen Ländern nicht funktioniert habe. Innenminister Fernando Grande-Marlaska zweifelte zudem daran, ob die Abschieberegelung mit internationalem und humanitärem Recht vereinbar sei.
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