Innenminister einigen sich in Brüssel:Asylreform: EU-Staaten wollen schnellere Abschiebungen
Die EU-Staaten haben schnellere Abschiebungen, neue Solidaritätsregeln und vereinfachte Verfahren im Asylpakt beschlossen. Ziel ist eine striktere Migrationspolitik.
Die EU-Innenminister haben sich auf strengere Regeln bei Abschiebungen geeinigt. Asylsuchende sollen nun direkt an den EU-Außengrenzen abgewiesen werden können, wenn ihr Asylantrag aussichtslos ist.
08.12.2025 | 1:35 minDie EU-Innenminister haben sich nach monatelangen Verhandlungen auf eine deutliche Verschärfung der gemeinsamen Asylpolitik geeinigt. Bei ihrem Treffen in Brüssel ebneten sie unter anderem den Weg für sogenannte Rückführungszentren in Drittländern. Die Maßnahmen müssen nun noch vom EU-Parlament gebilligt werden.
Der dänische Integrationsminister Rasmus Stoklund sagte:
Jedes Jahr kommen Zehntausende nach Europa und beantragen Asyl, obwohl sie aus sicheren Ländern kommen.
Rasmus Stoklund, Integrationsminister
Dänemark hat derzeit den rotierenden Vorsitz im Rat inne. Die neuen Regeln sollen schnellere und effektivere Asylverfahren ermöglichen.
Der politische Wille Europas sei eindeutig, einen härteren Migrationskurs zu fahren, so ZDF-Korrespondent Ulf Röller mit einer Einschätzung aus Brüssel.
08.12.2025 | 0:53 min21.000 Schutzsuchende sollen umgesiedelt werden
Zudem wollen die EU-Staaten den Druck auf abgelehnte Asylbewerber erhöhen und Abschiebungen effizienter abwickeln. Dafür sollen Menschen ohne Bleiberecht neue Pflichten erhalten und Leistungskürzungen bei mangelnder Kooperation mit den Behörden erwarten müssen, wie die Mitgliedsländer nach der Einigung beim Treffen der Innenminister in Brüssel mitteilten.
ZDFheute Infografik
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Die Länder einigten sich zudem auf die Verteilung von Asylbewerbern sowie auf Beiträge zum sogenannten Solidaritätspool. Innerhalb der Europäischen Union sollen 21.000 Schutzsuchende umgesiedelt werden, um besonders unter Druck stehende EU-Staaten zu entlasten, wie die EU-Innenminister festlegten.
Zudem sollen weniger belastete EU-Länder im Rahmen des Solidaritätsmechanismus, der mit der europäischen Asylreform 2024 beschlossen wurde, 420 Millionen Euro bereitstellen. Eigentlich ist in der Asylreform die Umsiedlung von mindestens 30.000 Asylbewerbern und die Bereitstellung von 600 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Da die europäische Asylreform aber erst ab Juli 2026 in Kraft tritt, einigten sich die EU-Länder auf insgesamt geringere Beiträge.
Der "große, richtige Schritt" sei, "einen fairen Verteilungsschlüssel in der Europäischen Union" zu haben, sagt Erik Marquardt (Grüne), Mitglied des Europäischen Parlaments.
12.11.2025 | 5:13 minDeutschland betont geleistete Solidarität und lobt EU-Einigung
Welche Beiträge Deutschland oder andere Länder gemäß Einigung nun konkret leisten müssen, blieb zunächst unklar. Die Bundesrepublik kann sich nach einer Analyse von EU-Innenkommissar Magnus Brunner aber darauf berufen, dass sie sich bereits um sehr viele Asylbewerber kümmert, für die eigentlich andere EU-Staaten zuständig wären.
Auch andere Solidaritätsbeiträge wie Geld- oder Sachleistungen wären demnach von deutscher Seite nicht notwendig. Diese können theoretisch von unterstützungspflichtigen EU-Staaten geleistet werden, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte zuvor von einem "europäischen Momentum einer neuen Migrationspolitik" gesprochen. Deutschland habe bereits "in den vergangenen Jahren sehr viel Solidarität" gezeigt. "Diese Solidarität der Vergangenheit wird Anrechnung finden auf die zukünftige Solidarität", verdeutlichte er. Dies sei aus deutscher Sicht "ein sehr gutes Ergebnis".
Die EU-Kommission stellt Vorschläge für einen neuen Solidaritätsmechanismus zur Migration vor. Deutschland kann sich demnach bisher aufgenommene Asylbewerber anrechnen lassen.
11.11.2025 | 2:39 minGriechenland, Italien und Spanien sollen mehr Unterstützung erhalten
Als Länder, die im kommenden Jahr wegen eines hohen Migrationsdrucks Anrecht auf Solidarität anderer EU-Staaten haben, stuft die EU-Kommission in ihrer Analyse Griechenland und Zypern sowie Spanien und Italien ein. Zu den EU-Staaten, die nach den neuen Regeln wahrscheinlich Migranten aus anderen Ländern aufnehmen oder andere Solidaritätsbeiträge leisten müssen, zählen Länder wie Schweden, Portugal, Ungarn, Rumänien und Luxemburg.
Die Zahl der neuen Asylbewerber innerhalb der EU sowie in den Nicht-Mitgliedsländern Norwegen und Schweiz ging im ersten Halbjahr dieses Jahres insgesamt zurück. Bis Ende Juni wurden in der Staatengruppe aus 29 Ländern (EU+) insgesamt 399.000 neue Anträge registriert - im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 ein Rückgang von 114.000 beziehungsweise 23 Prozent.
Die Ergebnisse müssen noch vom EU-Parlament abgesegnet werden. Konservative und rechte Parteien haben bereits ihre Zustimmung angekündigt.
Mehr zu den Themen
Land zählt zu Risikogruppe:EU-Migrationsanalyse: Wird Deutschland entlastet?
mit Video2:39Trotz Kritik aus eigener Partei:Wadephul hält an Einschätzung der Lage in Syrien fest
mit Video0:26Pläne von Innenministerin Mahmood:Großbritannien will Migrationspolitik stark verschärfen
mit Video1:27Eilentscheidung aus Karlsruhe:Visa für Afghanen? Bund muss zügig entscheiden
von Daniel Heymannmit Video1:37