Kopenhagen: EU sucht Antwort auf Russlands Provokationen

Gipfel in Kopenhagen:EU sucht Antwort auf Russlands Provokationen

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Die EU-Staaten suchen nach den jüngsten Luftraumverletzungen durch Russland nach einem gemeinsamen Kurs. In Kopenhagen steht dabei auch die Debatte um einen Drohnenwall im Fokus.

Informal Meeting of the EU Heads of State or Government in Copenhagen

In Kopenhagen beraten die Staats- und Regierungschefs zu einer möglichen Verwendung eingefrorener russischer Vermögen. Das Geld könnte zur Unterstützung der Ukraine genutzt werden.

01.10.2025 | 2:47 min

Vor dem Hintergrund der Bedrohung durch Russland haben die Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem informellen Gipfel in Dänemark die Verteidigungsfähigkeit Europas diskutiert. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte in Kopenhagen:

Ich glaube, wir sind in der schwierigsten und gefährlichsten Situation seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Mette Frederiksen, dänische Ministerpräsidentin

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warf Russland vor, "Spaltung und Angst" in Europa säen zu wollen. "Das werden wir nicht zulassen", erklärte sie.

Offenbar breite Unterstützung für Aufbau von Drohnenwall

Eine zentrale Frage dabei ist auch, wie die verschiedenen Verteidigungsfähigkeiten etwa beim sogenannten Drohnenwall an der EU-Ostflanke besser gebündelt werden können, bevor die EU-Kommission zum regulären Gipfeltreffen Ende Oktober in Brüssel eine Art Aktionsplan präsentieren wird.

Die Europaflagge weht vor blauem Himmel.

Drohnen, Luftverteidigung, Europas Einheit und Sicherheitsgarantien für die Ukraine: Themen beim informellen EU-Gipfel, dem durch die aktuelle Sicherheitslage eine besondere Bedeutung zukommt.

01.10.2025 | 4:40 min

Nach Angaben von Ratspräsident António Costa gibt es für den Aufbau eines solchen Drohnenwalls breite Unterstützung. Die EU-Kommission werde nun in zwei Wochen einen konkreten Fahrplan für die geplante Aufrüstung bis 2030 vorlegen, erklärte der Portugiese. Beim nächsten Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU in drei Wochen in Brüssel sei es dann an der Zeit für Entscheidungen.

Luftraumverletzungen: "Muster kommt aus Russland"

Vor dem Treffen hatten zahlreichen Drohnenüberflüge über dänischen Flughäfen und Militäreinrichtungen für Aufsehen gesorgt. Zwar wurden die Drohnen nicht identifiziert, doch vermuten mehrere europäische Regierungen Russland hinter den Vorfällen. Moskau bestreitet jedwede Verwicklung.

Von der Leyen sagte, es obliege den dänischen Behörden, die Herkunft der Drohnen zu klären. Insgesamt sei jedoch ein Muster von Luftraumverletzungen zu sehen, "und dieses Muster kommt aus Russland". Frederiksen forderte eine "starke Antwort" auf Russlands "hybriden Krieg".

Die Justiz in Frankreich gab derweil bekannt, dass sie Ermittlungen gegen einen Tanker der russischen Schattenflotte eingeleitet hat, der als Startplattform für die über Dänemark gesichteten Drohnen gedient haben könnte.

Schaltgespräch Slomka Röller zu EU Gipfel

Der EU-Gipfel in Kopenhagen sei ein besonderer gewesen, sagt ZDF-Korrespondent Ulf Röller. Die Bedrohung Russlands für Europa sei "in den Köpfen der Regierungschefs" angekommen.

01.10.2025 | 1:59 min

Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte in Kopenhagen, die Besatzung des Schiffes habe "schwere Fehler" begangen, ohne nähere Angaben zu machen. Wie aus französischen Militärkreisen verlautete, gingen am Mittwoch auch Soldaten der französischen Marine an Bord. Eine Auswertung von Daten der Website Vesselfinder durch die Nachrichtenagentur AFP ergab, dass sich das Schiff zwischen dem 22. und 25. September nahe der Küste Dänemarks bewegt hatte.

Russisches Vermögen für Ukraine?

Im Zusammenhang mit der Ukraine-Hilfe wurde zudem debattiert, ob die in Europa eingefrorenen russischen Vermögenswerte für Kredite an Kiew genutzt werden sollen. Der entsprechende Vorschlag der EU-Kommission sei "tatsächlich ein ziemlich guter Weg", sagte Frederiksen.

Natürlich gibt es einige rechtliche Fragen, die geklärt werden müssen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden.

Mette Frederiksen, dänische Ministerpräsidentin

Das Konzept sieht vor, mit den russischen Vermögen Kredite in Höhe von 140 Milliarden Euro für die Ukraine zu ermöglichen. Kiew soll das Geld nur zurückzahlen müssen, wenn es zuvor Reparationszahlungen von Moskau erhält.

DÄNEMARK-LUFTFAHRT-DROHNEN-VERTEIDIGUNG

Am Kopenhagener Flughafen waren vor wenigen Tagen erneut Drohnen gesichtet worden. Dänemarks Regierung sieht eine "systematische Bedrohung".

25.09.2025 | 2:15 min

Haften würden nach jetzigem Stand im Zweifelsfall die EU-Länder für die Rückzahlung der Kredite. Der luxemburgische Regierungschef Luc Frieden sagte, der Vorschlag werfe "eine ganze Reihe von Fragen auf". So müsse unter anderem geklärt werden, "wer am Ende des Tages die Verantwortung" für die Rückzahlung der Darlehen trage.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte sich vergangene Woche entschieden für die sogenannten Reparationsanleihen ausgesprochen, um der Ukraine zu helfen. "Wir wollen versuchen, neue Schritte zu gehen, auch im Hinblick auf die Verteidigung dieses Landes", sagte er in Kopenhagen.

Quelle: AFP, dpa
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