EU-Gipfel in Kopenhagen:Ein "Game-Changer" im Ukraine-Krieg?
Bei Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs kann schon mal ein bunter Strauß Themen auf dem Tisch liegen. Diesmal ist der Fokus eindeutig: Verteidigung. Punkt.
Beim EU-Gipfel in Kopenhagen steht das Thema Verteidigung im Fokus.
Quelle: epaEs könnte den einen oder anderen schmunzeln lassen, auch wenn es ernst ist: Die Bundeswehr rückt an, zur Drohnenabwehr. Was nicht gerade als ihre Stärke gilt. 40 Spezialisten, dazu die Fregatte Hamburg, die am Tagungsort in Kopenhagen vor Anker liegt, um die Luftabwehr zu verstärken.
Die jüngsten Ereignisse, die ständigen Luftraumverletzungen durch Russland, hätten Europas Staatenlenkern Beine gemacht, heißt es in Hintergrundgesprächen. Die Drohnenabwehr rund um die dänische Hauptstadt zu verstärken war dabei ein Sprint. Aus der EU eine militärische Festung zu machen und die Unterstützung der Ukraine zu gewährleisten - das sei ein Marathon.
Nach den Sichtungen unbekannter Drohnen sperrt die Regierung Dänemarks den Luftraum wegen anstehender EU-Treffen auch für zivile Drohnen für eine Woche. Auch Deutschland diskutiert über Maßnahmen.
29.09.2025 | 2:33 minMilitärexperte: "Was Russland da macht ist wirklich beängstigend"
Eine Doppelbelastung, vor allem für die klammen Kassen in vielen europäischen Hauptstädten. Zudem melden sich die USA als finanzieller Unterstützer der Ukraine ab, die Last liegt nun auf Europas Schultern. Ein monetärer Albtraum. Konservativ geschätzt braucht die Ukraine in den kommenden beiden Jahren 100 Milliarden Euro an Hilfen, um militärisch bestehen zu können. Mindestens.
Donald Trump setzt seit seiner Amtseinführung konsequent um, was er zuvor angekündigt hat: weniger Geld für NATO und Ukraine, weniger Unterstützung Europas und hohe Strafzölle.
30.03.2025 | 4:01 minDenn wie Benjamin Jensen, Militärexperte am Center for Strategic and International Studies in Washington, klar macht: Die russische Waffenproduktion laufe mittlerweile auf Hochtouren, wie die Drohnenproduktion.
Russland brauchte lange rund 20 Tage und iranische Hilfe, um genug Drohnen für einen Massenangriff zusammen zu bekommen. Nun machen sie es alleine in drei bis fünf Tagen.
Benjamin Jensen, Militärexperte
Jensen weiter: "Was Russland da macht ist wirklich beängstigend."
Zwischen dem Krieg von Israel und Iran und der Lage in der Ukraine gebe es militärisch keinen Zusammenhang, so Generalmajor Freuding. Russland produziere seine Drohnen nun selbst.
19.06.2025 | 27:27 minEin "Game-Changer" im Ukraine-Krieg
Und so geht plötzlich etwas, über das mehr als drei Jahre nachgedacht und diskutiert wurde, und das aus Berliner Regierungskreisen als "Game-Changer im Ukraine-Krieg" bewertet wird. Etwas, das Wladimir Putin sehr viel näher an den Verhandlungstisch bringen könnte. Dafür will die EU das eingefrorene russische Staatsvermögen nun doch direkt für die Unterstützung der Ukraine nutzen.
Verteidigungsminister Pistorius hat mit Blick auf die Drohnen-Vorfälle erklärt, Russland wolle "unsere Entschlossenheit testen". Bei der Abwehr hinke man derzeit noch hinterher.
30.09.2025 | 0:23 minVon den rund 190 Milliarden Euro, die bei Euroclear in Brüssel potenziell liegen, will man an 140 Milliarden ran, so der Plan, den die Staats- und Regierungschefs beim Kopenhagener Gipfel so weit vorantreiben wollen. So dass er Ende Oktober, beim nächsten Treffen in Brüssel verabschiedet werden kann. Und die Ukraine die ersten Gelder schon im Januar des kommenden Jahres erhalten könnte.
Nachdem russische Drohnen und Kampfjets mehrmals in den NATO-Luftraum eingedrungen sind, reagiert diese mit einer deutlichen Warnung: Man werde sich mit allen Mitteln verteidigen.
23.09.2025 | 1:46 minNot macht erfinderisch
Geboren ist der Plan aus der finanziellen Not. Bislang überwogen bei den meisten Europäern, gerade auch in Berlin, die Bedenken, dass man durch einen solchen Schritt den Finanzplatz Europa gefährden und große Summen ausländischen Kapitals abgezogen werden könnten. Als Präzedenzfall für fehlende Rechtssicherheit. Etwas, was Anleger an Europa, am Euroraum, schätzen.
Auch deshalb liegt eine komplizierte Konstruktion auf dem Tisch: Euroclear investiert das Geld in zinslose EU-Anleihen, dieses Geld reicht die EU als Kredite an Kiew weiter. Die EU-Staaten garantieren den Kredit. Nach Kriegsende soll dann alles mit russischen Reparationen verrechnet werden.
Kommissionspräsidentin von der Leyen hat ihre Rede zur Lage der EU gehalten. Der Ukraine-Krieg und Trump sind nicht die einzigen Themen, die das Bündnis zurzeit herausfordern.
10.09.2025 | 2:52 minDas Risiko, dass Europas Haushalte belastet werden, bleibt, soll aber minimiert und gleichzeitig sichergestellt werden, dass es sich nicht um eine Enteignung Russlands handelt. Komplexe technische Detailfragen, die aber lösbar scheinen, heißt es aus dem Bundeskanzleramt. Auch wie ein mögliches Veto der russlandfreundlichen Ungarn oder Slowaken umgangen werden könnte.
Ein Gipfel der Signale?
Der zweite Schwerpunkt des Gipfels - die Diskussion über verstärkte europäische Rüstungskooperation. Die EU-Kommission will dafür gemeinsame Projekte ("Flagships") vorschlagen, bei denen alle 27 Staaten zusammenarbeiten können. Etwa in der Drohnenabwehr. Dabei geht es nicht nur um Verteidigungsausgaben, sondern auch um die Förderung einer gemeinsamen Rüstungsindustrie.
Deutschland, Frankreich und Italien wollen die Zusammenarbeit jedoch lieber selbst steuern, weniger Macht und Moneten in die Hände Brüssels legen. Ein heikler Punkt, es drohen Verteilungskonflikte unter den Mitgliedsstaaten und Kompetenzgerangel mit der EU-Kommission.
Innenminister Dobrindt hat Pläne zur Drohnenabwehr vorgestellt. Bedingungen für Abschüsse sollen noch im Herbst geklärt werden. Unklar bleiben vorerst die Zuständigkeiten.
27.09.2025 | 1:58 minDoch es ist die Bedrohungslage, die Einigungen momentan wahrscheinlicher macht. Denn die EU will unbedingt Signale aussenden. Richtung Kiew und Moskau, dass man die Ukraine nicht fallen lassen werde. Und Richtung Washington, dass man handlungsfähig sei.
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