Kein Durchbruch bei Dobropillja:Ukraine kann Frontlinie stabilisieren
Die Ukraine hat mit Gegenangriffen auf den russischen Vorstoß eine gravierende Veränderung der Front verhindert. Zudem zeigt sich: Die neue Armeekorpsstruktur funktioniert.
Die Ukraine startete ab dem 11. August einen Gegenangriff gegen den russischen Durchbruch bei Dobropillja.
Quelle: action pressBereits seit etwa zwei Wochen führen ukrainische Bodentruppen Gegenangriffe im Donbass durch, sowohl im Gebiet von Pokrowsk als auch im südlichen Teil der Region. Aus der Perspektive des gesamten Krieges ist die Richtung Pokrowsk viel wichtiger.
Sondierung der Ukrainer vor Gegenangriff
Nördlich von Pokrowsk startete die Ukraine vom 11. bis 12. August einen gut geplanten Gegenangriff gegen den russischen Durchbruch bei Dobropillja. Das Ziel war es, zunächst den Durchbruch zu isolieren, um die Russen daran zu hindern, ihn auszuweiten und ihn anschließend schrittweise zurückzuschlagen.
Während zusätzliche Streitkräfte in das Gebiet verlegt wurden, startete die Ukraine mehrere kleinere Sondierungsmanöver, um detaillierte Informationen über die Stärke und den genauen Standort der russischen Truppen im Vorstoß zu erhalten.
Die Stadt Pokrowsk habe durch den russischen Vormarsch die Stellung als wichtigen Knotenpunkt verloren, so Militärexperte Gressel. Dahinter gebe es neue Stellungen, um Russland aufzuhalten.
24.07.2025 | 27:08 minAngriff durch Elite-Brigaden
Am 14. August startete die ukrainische Azov-Brigade zusammen mit der 82. Luftlandebrigade einen Frontalangriff aus nordwestlicher Richtung gegen den nördlichen Rand des russischen Vorstoßes, wobei sie eng koordinierte Artillerie- und Drohnenangriffe einsetzte, um die vorrückenden Panzer zu unterstützen. Am Ende des Tages gelang es ihnen, Zolotyi Kalodiaz zu erreichen und zu passieren.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Parallel zu diesem Manöver wurden zwei Angriffe gegen die Flanken des Vorstoßes zwischen Nove Shakhove und Kucheriv Yar gestartet: Die 79. Luftangriffsbrigade griff aus westlicher Richtung an, während die 93. Angriffsbrigade und die Freiwilligenpolizei-Brigade "Kord" aus östlicher Richtung angriffen. Am Ende des 16. August trafen sie aufeinander und schafften es so, die russischen Streitkräfte nördlich dieser Linie abzuschneiden. Sie befreiten mehrere Siedlungen, die durch den ersten überraschenden Durchbruch der Russen eingenommen worden waren.
Vor den Gesprächen in Washington hat die russische Armee die Ukraine erneut mit Drohnen und Raketen angegriffen. In Charkiw wurden mehrere Menschen getötet.
18.08.2025 | 1:54 minStabilisieren und Festigen der Erfolge
Bis heute ist es den ukrainischen Truppen gelungen, ihre Positionen im südlichen Teil des Vorsprungs zu stabilisieren, und sie arbeiten daran, die noch verbleibenden russischen Truppen im Kessel zu neutralisieren.
Russland versuchte ab dem 14. August zwei Gegenangriffe, um die Verbindung zu seinen abgeschnittenen Truppen wiederherzustellen, aber beide Angriffe schlugen fehl.
Ukraine konnte Frontlinie stabilisieren
Der ukrainische Gegenangriff ist aus mindestens zwei Gründen wichtig. Erstens gelang es der Ukraine, durch eine schnelle und gut geführte Aktion die Russen daran zu hindern, ihren anfänglichen Durchbruch auszuweiten, und so einen Durchbruch auf operativer Ebene zu erzielen. Dies hätte auch zum schnellen Verlust von Pokrowsk geführt.
Nach seinen Gesprächen mit Putin und Selenskyj plant US-Präsident Trump ein direktes Treffen der beiden. Ex-Nato-General Ramms über mögliche Gebietsabtretungen und Friedenstruppen.
21.08.2025 | 29:08 minInsgesamt hat dieser Gegenangriff höchstwahrscheinlich das Hauptziel der laufenden Sommeroffensive Russlands, nämlich die Einnahme von Pokrowsk, verhindert und die Stabilität der gesamten Frontlinie in diesem Abschnitt erhalten.
Erfolgreicher Test der neuen Armeekorpsstruktur
Zweitens zeigten die beteiligten ukrainischen Streitkräfte eine hervorragende Koordination sowie Führung und Kontrolle. Obwohl dies aus offenen Quellen schwer zu rekonstruieren ist, war höchstwahrscheinlich die Azov-Brigade für die gesamte Operation verantwortlich und koordinierte die Aktionen der anderen beteiligten Einheiten, insgesamt drei bis vier Brigaden, einschließlich ihrer unterstützenden Elemente.
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11.07.2025 | 2:03 minDer Gegenangriff bei Dobropillja war damit der erste große Kampftest für die Armeekorpsstruktur, auf die die Ukraine umgestellt hat - und sie hat hervorragend funktioniert. Ohne Übertreibung hat die ukrainische Armee ein so hohes Maß an Führung und Kontrolle auf Brigade- und Korps-Ebene demonstriert, wie es seit den siegreichen Schlachten von 2022 nicht mehr zu sehen war. Obwohl detaillierte Informationen über die genaue Kommandostruktur noch nicht verfügbar sind, hat die Ukraine ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, Operationen auf Korps-Ebene gegen einen vorrückenden Feind in schwierigem Gelände erfolgreich durchzuführen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Führungs- und Personalprobleme der ukrainischen Armee auf einmal gelöst wären. Es bestehen weiterhin große Probleme, die zu vermeidbaren Fehlern und Verlusten an mehreren Abschnitten der Front führen.
Russland annektierte 2022 vier ukrainische Regionen, ohne sie vollständig zu kontrollieren.
Quelle: ZDFAktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog: