Bundeswehr: Bundespräsident fordert Stärkung bei Nato-Festakt

Bundespräsident bei Nato-Festakt:Steinmeier: Bundeswehr muss gestärkt werden

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Vor 70 Jahren trat Deutschland der Nato bei. Beim Festakt hob Bundespräsident Steinmeier die Bedeutung der Mitgliedschaft hervor - und forderte eine Stärkung der Bundeswehr.

Bundespräsident Steinmeier zu 70 Jahre NATO
70 Jahre NATO-Mitgliedschaft: Deutschland steht vor neuen Aufgaben – Verteidigung stärken, Führungsrolle in Europa annehmen, Präsenz an der Ostflanke zeigen.28.04.2025 | 3:11 min
70 Jahre nach dem Beitritt Deutschlands zur Nato hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Aufrüstung des Landes als dringendstes politisches Projekt für die kommenden Jahre bezeichnet.
"Ich bin überzeugt: Die wichtigste Aufgabe der neuen deutschen Regierung ist es, unsere Bundeswehr zu stärken", sagte er beim Festakt im Nato-Hauptquartier in Brüssel. Ein schlecht gerüstetes Deutschland sei die größere Gefahr für Europa als ein stark gerüstetes Deutschland.

Ich denke, praktisch alle unsere Verbündeten sind schon lange zu dieser Überzeugung gelangt - für uns Deutsche ist dieser Satz viel schwerer zu akzeptieren.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Steinmeier: Deutsche müssen sich neuer Realität stellen

An die Adresse der Verbündeten sagte der Bundespräsident, er hoffe, dass dies in Anbetracht der deutschen Geschichte verständlich sei. Dennoch fordere er seine Landsleute dazu auf, sich dieser neuen Realität zu stellen.

Die Bundesrepublik Deutschland war der Nato am 6. Mai 1955, nur zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, trotz starker Vorbehalte unter anderem Frankreichs beigetreten.

Nach Ende des Kalten Krieges nahm die Bundeswehr an mehreren Nato-Einsätzen im Ausland teil, etwa in Afghanistan und im Kosovo. Dabei kamen nach Angaben der Bundeswehr mehr als 100 deutsche Soldaten ums Leben.

Quelle: AFP

Zur Begründung verwies Steinmeier auf die veränderte Sicherheitslage. Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und zu einer Zeit, in der "die USA ihre europäischen Verbündeten enorm unter Druck setzen", komme Deutschland eine "Schlüsselrolle" in der Nato zu, sagte Steinmeier.
Zugleich beschwor Steinmeier die transatlantische Zusammenarbeit. Wenn Europa und Nordamerika in der Nato "gleich stark" seien, sei "dieses Bündnis für beide Seiten des Atlantiks von unersetzlichem Wert".
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Rutte lobt Deutschland als "verlässlichen Partner"

Zusammen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte legte Steinmeier einen Kranz am Mahnmal der im Dienst der Nato gefallenen Soldaten nieder. Rutte sagte, Deutschland habe sich seit dem Nato-Beitritt als "verlässlicher Verbündeter erwiesen". Die Nato sei dadurch "stärker und sicherer geworden".
Steinmeier drückte seine Dankbarkeit dafür aus, dass Deutschland nach den Verbrechen des Zweiten Weltkrieges "wieder einen Platz am Tisch" bekommen habe und sich "sogar wieder bewaffnen" habe dürfen.
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Ursprünglicher Festakt wurde verschoben

An dem Festakt nahm neben Steinmeier und Rutte auch der geschäftsführende Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) teil. Pistorius bezeichnete den deutschen Nato-Beitritt bei einem anschließenden Empfang als "historischen Schritt, der durch das Vertrauen und die Unterstützung unserer Bündnispartner ermöglicht wurde".
Deutschland sei "bestrebt, mehr Verantwortung für die europäische Sicherheit zu übernehmen", sagte Pistorius laut vorab verbreitetem Redemanuskript auf Englisch. Deutschland habe die Stärkung seiner Verteidigung zu "einer höchsten Priorität gemacht".
Der Festakt fand gut eine Woche vor dem eigentlichen Jubiläum statt. Am tatsächlichen Jahrestag am 6. Mai soll CDU-Chef Friedrich Merz vom Bundestag zum nächsten Bundeskanzler gewählt werden.

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Quelle: dpa

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Quelle: dpa, AFP

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