Apple, Google, Youtube und Snapchat:EU wirft US-Plattformen mangelhaften Kinderschutz vor
Die Europäische Kommission verdächtigt Apple, Snapchat sowie Google und YouTube, Kinder auf ihren Plattformen nicht genug zu schützen. Die müssen sich nun erklären.
Die EU-Kommission erhöht den Druck auf die Betreiber digitaler Plattformen und Apps. Der Vorwurf: mangelnder Kinderschutz.
Quelle: epaDie Europäische Kommission verdächtigt Apple, Snapchat sowie Google und Youtube, Kinder auf ihren Plattformen nicht genug zu schützen. Die Brüsseler Behörde verlangt von den Tech-Konzernen daher nun Auskünfte zu ihren Sicherheitsvorkehrungen, wie die zuständige Kommissionsvizepräsidentin Henna Virkkunen bei einem Treffen der EU-Digitalminister im dänischen Horsens mitteilte.
Grundlage für die verpflichtende Forderung nach Informationen ist das Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act, kurz DSA).
Amazon, Google & Co. dominieren den digitalen Alltag. Die EU will das ändern – mit neuen Gesetzen. Doch die Umsetzung stockt. Was bedeutet das für Verbraucher und digitale Rechte?
14.07.2025 | 3:52 minWerden Kinder bewusst süchtig gemacht?
Bei der Videoplattform Youtube, die zum Google-Konzern gehört, hegt die EU-Kommission den Verdacht, dass Altersbeschränkungen für Kinder und Jugendliche zu leicht zu umgehen seien. Zudem soll geprüft werden, inwiefern Youtube mit seinen Algorithmen Kinder süchtig machen könnte.
Von der Leyen hatte App-Entwicklern zuletzt vorgeworfen, Kinder aus Profitinteressen mit den Algorithmen ihrer Produkte süchtig zu machen. Sie kündigte an, bis Ende des Jahres eine Expertengruppe einzurichten, die über das weitere Vorgehen in der EU beraten soll.
In Australien sind soziale Medien erst ab 16 Jahren erlaubt. Auch in Deutschland nehmen die Forderungen nach einem Verbot zu, um Kinder vor den Gefahren im Netz zu schützen.
09.04.2025 | 1:31 minKaufen Kinder auf Snapchat Drogen?
Die Brüsseler Behörde will zudem klären, ob Minderjährige auf den Software-Plattformen von Apple ("App Store") und Google ("Google Play") Glücksspiele, wie etwa Apps für Online-Kasinos, herunterladen und spielen können.
Auf dem sozialen Netzwerk Snapchat könnte es Minderjährigen laut EU möglich sein, Drogen zu kaufen. Außerdem verdächtigen die europäischen Regelhüter das Unternehmen, selbst festgelegte Altersgrenzen nicht zu berücksichtigen. So gelinge es Kindern unter 13, die App zu nutzen, obwohl dies in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) verboten sei.
Der Klick zum Kick: Drogen wie Fentanyl & Nitazene, stärker als Heroin, werden immer gefragter. Synthetische Opioide machen extrem süchtig und werden online als Liquid zum Vapen verkauft.
03.09.2025 | 17:20 minSnapchat: "Werden erforderliche Informationen bereitstellen"
Auf ZDFheute-Anfrage bestätigte eine Sprecherin von Snapchat den Vorgang der EU. Man habe die Anfrage der Kommission erhalten und werde die "erforderlichen Informationen bereitstellen". Der Konzern sei "zutiefst engagiert", die Sicherheit der Snapchat-Community zu gewährleisten. Deshalb habe man "von Anfang an detaillierte Risikobewertungen zur Verfügung" gestellt.
Unser Ziel ist es, Menschen zu helfen, mit ihren engen Freund*innen und Familien in einem Umfeld zu kommunizieren, das ihre Sicherheit in den Vordergrund stellt und Online-Risiken sowie potenzielle Schäden verringert.
Snapchat-Sprecherin
Google: "Bauen Bemühungen weiter aus"
Google teilte auf ZDFheute-Anfrage mit, dass man bereits seit Jahren mit Experten für Kindesentwicklung zusammenarbeite, um "altersgerechte Erlebnisse" bei Google (einschließlich YouTube) zu schaffen - inklusive Kontrollmöglichkeiten für Eltern und Schutzmaßnahmen für Kinder. Man baue diese Bemühungen weiter aus.
Wir werden uns weiterhin mit der Kommission in diesem wichtigen Bereich austauschen.
Google-Sprecher
Der Ton in den Sozialen Medien ist rauer geworden. Mittlerweile dominieren die fünf großen US-Techkonzerne die Sozialen Medien. Welchen Einfluss haben sie auf unsere Demokratie?
25.09.2025 | 41:14 minTech-Konzerne können nun reagieren und Dienste anpassen
Mit den Auskunftsersuchen eröffnet die EU noch kein Verfahren gegen die Tech-Konzerne. Die Unternehmen können jetzt erläutern, wie sie verhindern, dass ihre Produkte Kindern schaden. Sie haben auch die Möglichkeit, Änderungen an ihren Diensten vorzunehmen, um den Verdacht auszuräumen.
Sieht sich die EU-Kommission jedoch bestätigt, könnte sie ein Verfahren wegen unzureichenden Kinder- und Jugendschutzes eröffnen. Gegen den Facebook-Konzern Meta läuft ein solches Verfahren bereits seit vergangenem Jahr. Im Juli hatte die Europäische Kommission einen Leitfaden zu den Kinderschutzgesetzen veröffentlicht, der Unternehmen bei der Einhaltung helfen sollte.
Brüssel legte in den vergangenen Monaten vermehrt ein Augenmerk darauf, welche Erfahrungen Kinder und Jugendliche online machen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte sich zuletzt überraschend für eine Altersgrenze in den sozialen Netzwerken ausgesprochen. Die deutsche Politikerin verglich dabei mögliche Vorgaben für soziale Medien mit denen für Tabak und Alkohol.
Außerdem soll ein digitaler Alterscheck künftig verhindern, dass Kinder und Jugendliche auf Pornografie und andere nicht altersgerechte Inhalte im Internet zugreifen können. Dafür testen derzeit mehrere Mitgliedstaaten einen von der EU mitentwickelten Prototypen.
Quelle: dpa
Die EU-Kommission möchte mit dem Digital Services Act Online-Plattformen auch bei Beleidigungen in die Pflicht nehmen. Ein Fall aus Österreich zeigt, dass das noch nicht konsequent angewendet wird.
12.08.2025 | 3:16 minWieso die USA das Gesetz über digitale Dienste kritisieren
Das DSA soll unter anderem sicherstellen, dass Plattformen illegale Inhalte auf ihren Seiten schneller entfernen als bislang. Nutzern wird es wiederum leichter gemacht, solche Inhalte zu melden. Grundsätzlich müssen große Dienste mehr Regeln befolgen als kleine.
In der Vergangenheit hatte das Gesetz auch für Probleme in der Beziehung zwischen der EU und den Vereinigten Staaten gesorgt. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump kritisierte europäische Digitalgesetze wie das DSA als wettbewerbsfeindlich. Meta-Chef Mark Zuckerberg hatte in Bezug auf die EU-Regeln von "institutionalisierter Zensur" gesprochen.
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