Elon Musk und X: Wo steht Twitter drei Jahre nach der Übernahme?

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Elon Musk und X:Wo Twitter drei Jahre nach der Übernahme steht

von Anne Sophie Feil
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Im Oktober 2022 kauft Elon Musk Twitter. Drei Jahre später steckt X in der Krise. Nutzerzahlen sinken, Werbeeinnahmen brechen weg. Ein Überblick über die Entwicklung des Konzerns.

Elon Musk vor einem "X"-Logo

Übernahm Twitter 2022 und benannte es später in X um: Elon Musk.

Quelle: AFP

Twitter war einst für seine Kürze und Schlagkraft bekannt: 140 Zeichen, Hashtags und das Vogel-Logo machten die Plattform aus. Der Kurznachrichtendienst beginnt 2006 als internes Projekt der Podcast-Firma Odeo, den ersten Tweet verfasst Jack Dorsey am 21. März 2006.

Twitter wächst danach schnell, zählt 2010 rund 100 Millionen Nutzer und spielt im Arabischen Frühling, bei globalen Protesten und in Debatten über Meinungsfreiheit eine zentrale Rolle. Im November 2013 geht das Unternehmen an die Börse, die New York Stock Exchange bewertet das Unternehmen mit 14,2 Milliarden US-Dollar.



Elon Musks teurer Einstieg bei Twitter

Am 28. Oktober 2022 schließlich übernimmt Tesla-Chef Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter. Seine Vision: Twitter soll zu einer "digitalen Bürgerhalle" werden, einem Ort, an dem die Gesellschaft frei debattieren kann. Er plant neue Funktionen und will gegen Spam-Bots vorgehen. Musk träumt von einer "Everything App" namens X, die nach chinesischem Vorbild Kommunikation, Medien und Finanzdienste vereinen soll.

Elon Musk tanzend bei einer Veranstaltung

Der reichste Mann der Welt besitzt mehrere milliardenschwere Firmen. Mit Tesla hat Musk den E-Auto-Markt aufgemischt, mit X nimmt er Einfluss auf die öffentliche Meinung.

03.01.2025 | 1:11 min

Der Kauf gilt bis heute als einer der teuersten Tech-Deals der Geschichte. Mit 44 Milliarden Dollar liegt der Kaufpreis deutlich über dem Firmenwert. Musk finanziert gut 13 Milliarden Dollar über Kredite, deren Zinslast von über einer Milliarde Dollar jährlich die Bilanz des Unternehmens bis heute belastet.

Der Kaufpreis sei wirtschaftlich schwer aufzuholen, sagen Investoren. Musk selbst sagt, ihm gehe es "überhaupt nicht um die Wirtschaftlichkeit". Laut eMarketer Social Media Trends 2025 ist X aktuell etwa 12,5 Milliarden Dollar wert.

Wichtigste Ereignisse in der Konzerngeschichte von X

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Werbekrise bei X: Musk setzt auf Abo-Modell

Kurz nach der Übernahme entlässt Musk rund die Hälfte der Beschäftigten, um Kosten zu sparen. Gleichzeitig springen über 500 Werbekunden ab, darunter Volkswagen, Pfizer und General Motors. Sie zweifeln, weil Twitter nicht mehr konsequent genug gegen Falschinformationen und Hassrede vorgehe. Ein herber Schlag für Twitter, denn Werbung macht fast den gesamten Umsatz aus.

Die Elon-Musk-Story

Elon Musk attackiert die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung. Auf seiner Kurznachrichtenplattform X hetzt er auf, interagiert mit Rechtsextremen und beschimpft Gegner.

11.03.2025 | 44:30 min

Musk reagiert mit neuen Einnahmequellen: Politische Werbung wird wieder erlaubt und der blaue Haken zum Abo-Modell gemacht. Das einst exklusive Verifizierungsmerkmal ist nun für acht Dollar im Monat käuflich. Aus Protest wechseln einige Nutzer zu Konkurrenz-Plattformen wie Mastodon. Der blaue Haken taucht plötzlich auch bei Taliban-Funktionären auf. Sie können damit ihre Inhalte sichtbarer machen.

Aktive Nutzer auf Twitter / X

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Markenwechsel: Aus Twitter wird X

Im Sommer 2023 firmiert Musk um, Twitter heißt nun X. Im November 2023 startet der KI-Chatbot "Grok", der Echtzeitdaten von X nutzt. Er soll provokant und bewusst weniger politisch korrekt auftreten. Im Juli 2025 wird er wegen antisemitischer Inhalte zeitweise deaktiviert.

Schaltgespräch Lobo & Gökdemir

Elon Musks Wunsch, die Geschichte "neu schreiben zu wollen", habe offenbar Eingang gefunden in Teile des KI-Chatbots Grok, sagt der Blogger Sascha Lobo.

11.07.2025 | 4:27 min

Im März 2025 übernimmt Musks KI-Konzern xAI die X Corp. Musks KI-Modelle können nun mit den Daten des Kurznachrichtendiensts trainieren und neue Funktionen direkt an einer großen Nutzerbasis erproben. Zugleich wird die Plattform X durch die umsatzstärkere KI-Mutter finanziell abgesichert.

Umsatz von Twitter / X

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Ökonomische Bilanz

Immer wieder gerät X in Kritik, Fake News und Hassrede zu verbreiten. Die Nutzerzahlen sinken, Werbekunden wandern ab. Nahm die Plattform laut Social App Report im Jahr 2021 noch 4,5 Milliarden Dollar durch Werbung ein, sind es 2024 nur noch 1,7 Milliarden. 2025 wird zwar ein leichtes Wachstum erwartet, doch die Zinslast drückt den Gewinn. In einer internen Mail schreibt Musk im Januar 2025: "Unser Nutzerwachstum stagniert, die Einnahmen sind wenig beeindruckend und wir erreichen gerade einmal die Gewinnschwelle."

X verliert unter Musks Managemententscheidungen an Reputation, politische Werbung, schwächere Moderation und problematische Akteure mindern das Vertrauen. Nutzer und Werbekunden wenden sich ab, es bleibt kaum Gewinn. Wirtschaftlich gesehen war die Übernahme nicht lukrativ für Musk. Politisch und technologisch aber verschafft X dem Tech-Milliardär mehr Einfluss. Doch aus einer einst bedeutenden Plattform für Demokratie macht er ein Netzwerk mit zweifelhaftem gesellschaftlichen Wert.

Die beliebtesten Accounts auf X

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1. Elon Musk (227,02 Mio. Follower)
Elon Musk ist Unternehmer, bekannt als Chef von Tesla und SpaceX, seit 2022 Eigentümer der Plattform. Musk nutzt die Plattform intensiv als persönliches Sprachrohr

2. Barack Obama (130,05 Mio. Follower)
Barack Obama war von 2009 bis 2017 der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Er ist einer der ersten Politiker, der Twitter (bzw. inzwischen X) professionell zur Kommunikation mit Millionen Menschen einsetzte

3. Cristiano Ronaldo (115,22 Mio. Follower)
Cristiano Ronaldo ist ein portugiesischer Fußballstar. Er nutzt X, um seine globale Fangemeinde direkt anzusprechen und seine Marke zu stärken.

4. Narendra Modi (108,94 Mio. Follower)
Narendra Modi ist Premierminister von Indien. X dient ihm als zentrales Instrument politischer Kommunikation, um Bürgerinnen und Bürger direkt zu erreichen

5. Justin Bieber (107,78 Mio. Follower)
Justin Bieber ist ein weltweit bekannter Popstar aus Kanada und einer der frühesten Musiker, der durch Twitter (bzw. inzwischen X) direkten Kontakt zu Fans aufbaute und so seine Popularität weiter steigerte

6. Rihanna (106,93 Mio. Follower)
Rihanna ist Sängerin und Unternehmerin. Sie setzt X nicht nur für Musikpromotion, sondern auch für ihre Modemarke Fenty und für soziales Engagement ein

7. Katy Perry (103,31 Mio. Follower)
Katy Perry ist eine US-Popsängerin. Ihr Account war lange Zeit der meistgefolgte. Ein Zeichen dafür, wie stark Popstars die Plattform prägten

8. Donald Trump (101,23 Mio. Follower)
Donald Trump  war von 2017 bis 2021 der 45. und ist seit 20. Januar 2025 der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Außerdem ist er Unternehmer und ehemaliger Showmaster. Er gilt als stark polarisierende Figur in der US-Politik. Schon in seiner ersten Amtszeit machte er Twitter zu seinem wichtigsten Sprachrohr. Sein Account wurde 2021 nach dem Sturm aufs Kapitol gesperrt. Daraufhin gründete er seine eigene Social-Media-Plattform namens Truth Social. Nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk 2022 wurde der Account Trumps wieder freigeschaltet.

9. Taylor Swift (94,54 Mio. Follower)
Taylor Swift ist US-Sängerin und Songwriterin. Sie nutzt X zur Fanbindung und veröffentlicht dort Ankündigungen.

10. NASA (85,42 Mio. Follower)
NASA steht für National Aeronautics and Space Administration. Sie ist die Luft- und Raumfahrtbehörde der USA. Ihr Account ist einer der erfolgreichsten institutionellen Accounts. Die NASA veröffentlicht darüber Wissenschaftskommunikation und Live-Bilder. So klärt sie über ihre Arbeit und Missionen auf.


Anne Sophie Feil arbeitet in der ZDF-Redaktion Wirtschaft und Finanzen.

  1. Helene Reiner und Dunja Hayali in "heute journal - der Podcast"

    heute journal - der Podcast:Gefährden die Big Tech unsere Demokratie?

    41:14 min

  2. Elon Musk, Mark Zuckerberg und Donald Trump.
    Interview

    Einfluss von Meta, X und Co.:"Digitale Welt besetzt von Monopolisten"


  3. Diese am 13. Januar 2025 in Toulouse aufgenommene Fotoillustration zeigt Bildschirme mit den Logos von xAI und Grok, einem Chatbot mit generativer künstlicher Intelligenz, der von xAI, dem auf künstliche Intelligenz spezialisierten amerikanischen Unternehmen und seinem Gründer, dem südafrikanischen Geschäftsmann Elon Musk, entwickelt wurde.

    Nachrichten | heute journal update:Türkei: Ermittlungen wegen KI-Chatbot Grok

    von Anne Herzlieb
    2:32 min

  4. Linda Yaccarino

    Onlinedienst von Elon Musk:X-Chefin Yaccarino tritt zurück