Kanzler-Besuch Türkei: Erdogan und Merz bei Gaza-Krieg uneins

Kanzler zu Besuch in Türkei:Erdogan und Merz beim Thema Gaza-Krieg uneins

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Beim Besuch von Bundeskanzler Merz in der Türkei gab es viel Einigkeit - aber nicht zur Rolle Israels im Gaza-Krieg. In der Pressekonferenz zeigten sich die Unterschiede deutlich.

Merz trifft Erdogan in Ankara

Die gemeinsame Pressekonferenz von Merz und Erdogan.

30.10.2025 | 53:07 min

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Bundeskanzler Friedrich Merz sind auf offener Bühne über den Gaza-Krieg verbal aneinandergeraten. Während Merz sich klar an die Seite Israels stellte, warf Erdogan dem Land bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Ankara erneut "Völkermord" vor. Israel habe trotz des Waffenstillstands wieder Ziele in Gaza angegriffen, sagte Erdogan.

Sie greifen Gaza nicht nur an, sondern waren stets darauf bedacht, Gaza mit Hunger und Genozid gefügig zu machen, und das dauert immer noch an.

Recep Tayyip Erdogan, Türkischer Präsident

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) steht mit Recep Tayyip Erdogan (r), Präsident der Türkei, nach der Pressekonferenz nach den Gesprächen im Präsidialpalast.

Bundeskanzler Merz besucht Präsident Erdogan in Ankara und setzt auf Partnerschaft. Beim Thema Gaza geraten beide öffentlich aneinander. Erdogan kritisiert Israels Vorgehen scharf.

30.10.2025 | 2:52 min

Erdogan reagierte mit seiner Kritik auf die Äußerung von Bundeskanzler Merz, der von einem türkischen Journalisten auf den Gaza-Krieg angesprochen sagte: Israel sei ein Zufluchtsort für Millionen Jüdinnen und Juden geworden - viele von ihnen hätten den Holocaust überlebt.

Deswegen wird es immer so sein, dass Deutschland fest an der Seite des Staates Israel steht.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Erdogan: Kann Merz nicht zustimmen

Merz ergänzte: "Israel hat von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch gemacht und es hätte nur einer einzigen Entscheidung bedurft, um auch die zahllosen unnötigen Opfer zu vermeiden. Die Hamas hätte die Geiseln früher freilassen sollen und die Waffen niederlegen müssen. Dann wäre dieser Krieg sofort zu Ende gewesen", sagte der Bundeskanzler.

Schaltgespräch Gökdemir Copur

Im Zeichen der Realpolitik seien sich Merz und Erdogan in Ankara auf Augenhöhe begegnet, so Türkei-Experte Burak Çopur. Beim Thema Gaza werde es jedoch "keine Annäherung geben".

31.10.2025 | 4:46 min

Erdogan sagte daraufhin, er könne Merz leider nicht zustimmen. Die Hamas habe keine Nuklearwaffen und keine Bomben, aber Israel verfüge über all diese Waffen und habe Gaza trotz des Waffenstillstands wieder bombardiert.

Bundeskanzler Merz ist derzeit zu seinem Antrittsbesuch in der Türkei, um unter anderem über Flüchtlingsabkommen und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu sprechen.

Patricia Wiedemeyer

"Da steht kein einziges Haus mehr, alles ist zerbombt", berichtet ZDF-Reporterin Patricia Wiedemeyer zu Johann Wadephuls Nahost-Besuch. Geflüchtete könnten "auf keinen Fall" zurückkehren.

31.10.2025 | 3:07 min

Türkei mit guten Kontakten zur Hamas

Die Türkei verfügt über gute Kontakte zur islamistischen Terrororganisation Hamas. Bei der Vermittlung der Waffenruhe im Gazastreifen vor gut zwei Wochen hatte Ankara eine wichtige Rolle gespielt. Die damals besiegelte Waffenruhe ist inzwischen brüchig.

Offen ist noch, wie die nächsten Schritte im Friedensprozess umgesetzt werden können. Dazu gehört unter anderem die Entwaffnung der islamistischen Hamas. Merz sagte: "Wir wünschen uns, dass die Türkei weiter auch ihre Möglichkeiten ausschöpft, etwa indem sie die Hamas dazu veranlasst, nun auch in die zweite Phase dieses Abkommens einzutreten."

Quelle: dpa

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  1. Dieses vom türkischen Außenministerium am 17. Oktober 2025 aufgenommene und veröffentlichte Foto zeigt den türkischen Außenminister Hakan Fidan (rechts) beim Händeschütteln mit dem deutschen Außenminister Johann Wadephul in Ankara, Türkei.

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