Cotswolds: Warum die Region bei US-Amerikanern so beliebt ist

US-Amerikaner in Großbritannien:Malerische Cotswolds sind Top-Urlaubsziel

von Marlene Jacobsen, London
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Die Urlaubsregion "Cotswolds" im Südwesten Englands erlebt einen Tourismus-Boom. Besonders beliebt ist die Gegend bei US-Amerikanern - und einige kommen, um zu bleiben.

Eine Frau fotografiert eine andere Frau vor einem alten schönen englischen Cottage

Die Cotswolds gelten als eine der schönsten Regionen Großbritanniens. Doch der Tourismus wird langsam zum Problem.

17.09.2025 | 7:15 min

Mit US-Vizepräsident J.D. Vance und Reality-TV-Star Kourtney Kardashian hatten die englischen Cotswolds diesen Sommer prominente Urlauber zu Gast. Die Region im Südwesten Englands ist wegen ihrer hügeligen Landschaft und jahrhundertealten Dörfer schon lange ein beliebtes Urlaubsziel bei Briten. Doch zurzeit ziehen die Cotswolds besonders US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner an.

"Ich habe auf TikTok nachgeguckt, was wir in unserem London-Urlaub unternehmen können. Da habe ich ein Video von den Cotswolds gesehen und gedacht: 'Das sieht aus wie aus wie im Märchenland'", sagt Valerie Vancura. Die 28-Jährige aus Boston verbringt mit ihrer besten Freundin Sarah Bates fünf Tage in London. Für einen Ausflug in die Cotswolds haben sie eine Bustour gebucht. Aus London sind es knapp zwei Stunden Fahrt.

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Tagestouristen aus London überschwemmen Cotswolds

Tagestouristen machen den allergrößten Teil der Besucher der Cotswolds aus. 2023 blieben nur zwei der rund 18 Millionen über Nacht in der Region. Vancura und Bates machen auf ihrer Tour in vier Dörfern Halt. Dort sehen sie die Steinhäuser, Kirchen und Schafherden, die sie von TikTok kennen. "Bibury ist bisher mein Favorit", sagt Sarah Bates. "Es ist malerisch, ruhig, aber hat viel Charme."

Die beiden Freundinnen schlendern mit ihrer Gruppe an einer Reihe Häuser vorbei, die Ende des 14. Jahrhunderts gebaut wurden und bis heute bewohnt sind. Mehrere Touristen posieren für ein Foto im niedrigen Türrahmen. Nach einer Dreiviertelstunde müssen sie zurück zum Bus. Zeit, um in den Souvenirläden des Dorfes Geld auszugeben, bleibt kaum.

Bis zu 20.000 Touristen in einem Dorf

Viele der 600 Einwohner Biburys fühlen sich von den Massen an Touristen überwältigt. An einem Wochenende im Sommer kommen bis zu 20.000 Menschen. Die Anzahl an Touristen dürfte weiter steigen, denn Bibury ist Nummer Eins auf der Forbes-Magazin-Liste der schönsten Dörfer der Welt.

Das hat viel mit den sozialen Medien zu tun.

Craig Chapman, Vorsitzender des Gemeinderats von Bibury

"So sehen die Menschen einen idealisierten Ort, der vorher einfach nicht so präsentiert wurde und daher unbekannter war. Jetzt kennen alle Bibury", so Chapman.

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Von den USA in die Cotswolds

Dass das Interesse an den Cotswolds wächst, merkt auch Maria Stengard-Green. Sie hat sich auf die Vermietung von Luxus-Ferienunterkünften in der Region spezialisiert. Für 2.800 Pfund pro Nacht kann man etwa im "Astley Manor" wohnen, einem Anwesen mit Tennisplatz, Heimkino und einem separaten Haus für Personal.

Unter ihren ausländischen Kunden sind US-Amerikaner die größte Gruppe. Einige bleiben gleich mehrere Monate - Leben in den Cotswolds auf Probe. "Manche sagen: 'Ich möchte wegen des politischen Klimas zuhause lieber hier leben.' Viele Amerikaner wollen in der Region ein Haus kaufen. Aber weil sie nicht gleich ihr Traumhaus finden, mieten sie eins", sagt Maria Stengard-Green.

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Damals war ich noch vorlauter. Ich musste erstmal lernen, mich zu zügeln.

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Die Nähe zu London, die gemeinsame Sprache und die amerikanische Community machen die Cotswolds für Auswanderer attraktiv - für einen Neuanfang in der vermeintlich perfekten Idylle.

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