UN-Behörde warnt vor Abschiebungen nach Afghanistan

Abgeschoben nach Afghanistan:UN: Rückkehrer bleiben meist ohne Perspektive

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Existenzangst, Verfolgung durch Taliban und systematische Entrechtung von Frauen: Für nach Afghanistan Abgeschobene ist die Rückkehr in das Land oft schwer. Die IOM warnt.

Afghanistan: Ein Polizist der Taliban leitet im August 2025 den Verkehr.

Für abgeschobene Flüchtlinge bedeutet die Rückkehr nach Afghanistan oft Armut und Unsicherheit.

Quelle: Siddiqullah Alizai/AP/dpa

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) sieht Abschiebungen nach Afghanistan kritisch. Viele der zwangsweise zurückgeführten Menschen täten sich mit dem Neuanfang in der alten Heimat extrem schwer, sagt die Leiterin der IOM-Operation in Afghanistan, Mihyung Park. Die IOM ist eine auf Migration spezialisierte Organisation der Vereinten Nationen.

Nicht umsonst stehe Afghanistan aktuell auf der Liste der Staaten, für die IOM ihre Unterstützung für freiwillige Rückkehr vorübergehend ausgesetzt beziehungsweise eingeschränkt hat.

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Existenznot und Verfolgung durch Taliban

Über diejenigen, die aus Pakistan oder Iran nach Afghanistan abgeschoben werden, sagt Park:

Einige dieser Menschen haben noch nie dort gelebt.

Mihyung Park, Leiterin der IOM-Operation in Afghanistan

Andere hätten, um ihre Flucht oder Auswanderung zu finanzieren, Häuser und Land verkauft, teilweise auch Schulden aufgenommen und stünden deshalb nun vor dem Nichts. Frauen werde zudem der Zugang zum Arbeitsmarkt und zu höheren Bildungsabschlüssen systematisch verwehrt.

Hinzu kommen Menschen, die wegen ihrer Tätigkeit vor dem Machtwechsel in Kabul führende Positionen im Regierungsapparat hatten, beziehungsweise aufgrund ihrer Arbeit als Journalistinnen oder Menschenrechtler Verfolgung durch die islamistischen Taliban befürchten.

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IOM-Leiterin lobt Unterstützung aus Deutschland

Park, die nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen in Berlin mit Regierungsbeamten des Bundesinnenministeriums und des Auswärtigen Amts gesprochen hat, lobt die Unterstützung Deutschlands und der Europäischen Union für die Vereinten Nationen, die Rückkehrer nach Afghanistan an den verschiedenen Grenzübergängen in sogenannten Empfangszentren mit dem Nötigsten versorgen.

Dazu gehöre etwa Bargeld, um zumindest die Weiterreise bis zum Zielort innerhalb Afghanistans zu finanzieren. Auch NGOs sind dort aktiv.

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Dobrindt will mehr Abschiebungen nach Afghanistan

Aus Deutschland wurden zuletzt nur männliche Straftäter nach Afghanistan abgeschoben - und auch das nur sporadisch. Seit der erneuten Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 wurden mit Hilfe von Katar zwei Sammelabschiebungen organisiert.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will dafür sorgen, dass Abschiebungen nach Afghanistan künftig häufiger stattfinden. Ob diese wie zuletzt wieder mit Unterstützung des Golfstaats Katar organisiert werden, lässt sein Ministerium offen.

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Bamf: Knapp 29.000 Asylanträge von Menschen aus Afghanistan

Afghanistan ist derzeit das Hauptherkunftsland von Menschen, die in Deutschland Asyl beantragen. Weil Mädchen und Frauen in Afghanistan systematisch entrechtet werden, hätten diese eigentlich am meisten Grund, das Land zu verlassen. Fehlende Ressourcen und zusätzliche Gefahren für weibliche Flüchtlinge sorgen allerdings dafür, dass sich vor allem jüngere Männer auf den Weg machen, oft verbunden mit dem Auftrag, Geld nach Hause zu schicken.

In Deutschland entschied das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) im ersten Halbjahr dieses Jahres über 23.114 Asylanträge afghanischer Männer und Jungen sowie über 5.781 Anträge von Mädchen und Frauen aus Afghanistan.

Quelle: dpa

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