Technisches Hilfswerk hilft seit 75 Jahre im zivilen Notfall

Technisches Hilfswerk :Was das THW seit 75 Jahren leistet

ZDF-Korrespondentin Ina Baltes in Solingen
von Ina Baltes
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Wenn Technik gebraucht wird und schweres Gerät, rückt das THW an. Im In- und Ausland schützen sie in Notfällen die Zivilbevölkerung. 98 Prozent des Personals arbeitet im Ehrenamt.

75 Jahre Technisches Hilfswerk

Vor 75 Jahren wurde das THW geschaffen. Das Ziel: Den nicht-militärischen Schutz der Zivilbevölkerung sicherstellen.

21.08.2025 | 8:56 min

Eine nicht-militärische Organisation, die die Zivilbevölkerung im Kriegsfall und bei Katastrophen schützen soll. Das war das Hauptargument für die Gründung des Technischen Hilfswerkes THW am 22. August 1950, also vor 75 Jahren.

Ganz bewusst unterstellte man das THW dem Innenministerium und nicht dem Verteidigungsministerium. Im Kriegsfall dürfen die Helfer des zivil geprägten THW nicht kämpfen und laut Genfer Konvention auch nicht angegriffen werden.

An aerial drone photo shows the flood-stricken Rongjiang County, southwest China s Guizhou Province, June 28, 2025.

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Beim THW arbeiten 88.000 Ehrenamtliche

Weltweit wohl einzigartig ist die Struktur des THW. Den rund 2.200 festangestellten Mitarbeitern stehen 88.000 Ehrenamtler zur Seite. Sie helfen bei Naturkatastrophen im In- und Ausland, rücken immer an, wenn Technik und schweres Gerät gebraucht wird.

Das THW arbeitet bundesweit und flächendeckend. Rund 700 Ortsgruppen sind über alle Bundesländer verteilt. Die Präsidentin ist Sabine Lackner, sie leitet das THW seit 2023 von der Zentrale in Bonn aus. Nachwuchssorgen kennt sie nicht, schon mit sechs Jahren kann man tätig werden im THW:

Wir sind so viele Einsatzkräfte wie noch nie in unserer Geschichte, wir sind so viele Kinder und Jugendliche, wie noch nie in unserer Geschichte. Wir sind so viele Frauen wie noch nie in unserer Geschichte.

Sabine Lackner, Präsidentin THW

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Das Technische Hilfswerk baut auch Brunnen im Sudan

Auch im Ausland ist das THW im Einsatz. Sie sind dort so eine Art Botschafter für Deutschland, ein wichtiger Baustein für die internationalen Beziehungen unseres Landes. Die Hilfe wird über das Auswärtige Amt vermittelt, wenn ein anderer Staat darum bittet. Über die Jahre gab es zahllose Hilfseinsätze im Ausland.

Zum Beispiel Brunnen bauen im Sudan oder im kriegszerstörten Beirut eine große Wasserleitung. Auch im Tsunami 2004 hat sich das THW einen Namen gemacht. Hat Hilfe geleistet bei der Suche nach Verschütteten und im Norden Sumatras Trinkwasser aufgearbeitet für 80.000 Menschen in dem völlig zerstörten Landstrich.

Besonders bekannt ist die SEEBA Einheit, die bei Bergungen im Ausland im Einsatz ist. Die gibt es seit Ende der 1980er Jahre. Innerhalb weniger Stunden nach Alarmierung sind sie einsatzbereit, mit Hunden und ärztlichem Personal. Vor allem bei Erdbeben fliegen sie ein. Anton Hünnemeyer-Weber zum Beispiel war mit 50 weiteren Kollegen beim Erdbeben in der Türkei 2023. Die Erfahrungen vor Ort, sagt er, sind oft schwer zu verarbeiten.

Wir sind wie eine Familie, wir tauschen uns auch aus über das, was uns da vor Ort belastet, so dass man das nicht so sehr mit nach Hause nimmt.

Anton Hünnemeyer-Weber, freiwilliger THW-Mitarbeiter

Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde die Zukunft des THW oft hinterfragt - ähnlich wie bei der Bundeswehr. Aber spätestens seit der Flüchtlingskrise, wo das THW sehr aktiv beim Aufbau der Unterkünfte mitgeholfen hat und auch seit der Flut im Ahrtal ist das anders. Im Moment nimmt die Zahl der Einsätze sogar noch zu. Oft hat das mit den Folgen des Klimawandels zu tun.

Ina Baltes ist Korrespondentin im ZDF-Studio in Nordrhein-Westfalen.

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