Katholische Bischofskonferenz:Mit dem neuen Papst oder gegen ihn?
Die Auswirkungen der Papstwahl auf die Kirche und ihren Reformprozess in Deutschland, der Gaza-Krieg und die politischen Debatten im Land waren Themen beim Treffen der Bischöfe.
Vom 22. bis 25. September 2025 berieten die katholischen Bischöfe auf ihrer Herbstvollversammlung in Fulda.
Quelle: epa/Ronald WittekAuch wenn es kein offizieller Tagesordnungspunkt war: die Wahl von Papst Leo XIV. und ihre Auswirkungen auf die katholische Kirche in Deutschland waren in den vier Tagen der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda immer präsent.
Die Frage, ob Papst Leo die Reformbemühungen der Mehrheit der Bischöfe unterstützt, wurde durch ein Interview des Pontifex aus der vergangenen Woche befeuert. Darin hatte Leo XIV. erklärt, dass er nicht plane, schnelle Reformen umzusetzen. Konservative sahen darin eine klare Absage an den Kurs von Papst Franziskus und ein Ende der Reformenbemühungen in Deutschland - wie etwa der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren.
Bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wird über die Probleme der katholischen Kirche diskutiert. Eine Gemeinde in Frankfurt testet bereits neue Wege aus.
22.09.2025 | 1:31 minBätzing: Synodale Kirche braucht Zeit in Entscheidungsfindung
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, betonte mehrfach, dass er keinen Widerspruch zwischen dem Handeln der Mehrheit der deutschen Bischöfe und dem neuen Papst sehe. Die Handreichung etwa zur "Segnung von Paaren, die sich lieben" sei in enger Rücksprache mit den zuständigen Stellen im Vatikan erarbeitet worden.
Papst Leo XIV. habe betont, dass er sich einer synodalen Kirche verpflichtet sehe. Eine synodale Kirche brauche Zeit in der Entscheidungsfindung, so Bätzing. Man werde die deutschen Reformanliegen weiter in die weltkirchlichen Prozesse einbringen.
Bisher haben vier deutsche Bischöfe den neuen Papst getroffen. Sie berichteten, dass das Kirchenoberhaupt sehr interessiert an der Situation in Deutschland sei und auch gut informiert.
Zeit für eine erste Bilanz über die ersten 100 Tage der Amtszeit von Papst Leo XIV. Er will die Gemeinschaft fördern, als Versöhner fungieren.
15.08.2025 | 2:12 minBischöfe kritisieren Gewalt im Gaza-Krieg
Zum Abschluss der Versammlung forderten die Bischöfe ein sofortiges Ende der Gewalt im Gaza-Krieg sowie Frieden für Israel und Palästina.
In einer gemeinsamen Erklärung verurteilen sie den Terror der Hamas scharf und betonen das Selbstverteidigungsrecht Israels. "Aber es ist nicht schrankenlos, sondern unterliegt den limitierenden Vorgaben des Völkerrechts", erklären die Bischöfe.
Weiter stellen sie fest, eine rein militärische Strategie schaffe keine Sicherheit, sondern neue endlose Gewaltspiralen. Von einer "Schande für unser Land" sprechen sie angesichts zunehmender Feindschaft gegen Juden in Deutschland und warnen vor jeder Form des Antisemitismus.
Viele Menschen fühlen sich ihrer Kirche weniger verbunden als früher. Bei der Deutschen Bischofskonferenz geht es auch darum, wie die Kirche Menschen besser erreichen kann.
22.09.2025 | 1:48 minKritik an AfD und rechten Kräften in Deutschland
In den Tagen in Fulda war zu spüren, dass den Bischöfen das Erstarken rechter und nationalistischer Kräfte in Deutschland Sorgen bereitet. Der Vorsitzender der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte bereits zur Eröffnung der Vollversammlung am Montag die AfD scharf kritisiert und vor der Wahl der Partei gewarnt:
Ich rate ab, diesen Spaltern noch mehr Stimmen in unserem Land zu geben.
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Bischofskonferenz
Ohne die Partei beim Namen zu nennen, warnte der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann bei einem Gottesdienst am Donnerstagmorgen vor denen, "die aus der Angst und Verunsicherung der Menschen ihr Kapital schlagen".
Mit Blick auf mehrere bevorstehende Landtagswahlen auf die hohen Umfragewerte der AfD angesprochen erklärte der Konferenzvorsitzende Bätzing zum Abschluss des Treffens, er hoffe, dass die Brandmauer stehe. Es solle im Vorfeld von Wahlen keine Absprachen geben.
Freiwilligkeit bei Wehrpflicht - Forderung nach sozialer Reform
Zurückhaltend zeigten sich die Bischöfe beim Thema allgemeine Wehrpflicht. "Wir setzen auf Freiwilligkeit vor Pflicht", erklärte Bischof Bätzing nach der Versammlung. Zwar sei die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit notwendig, doch stelle die Wehrpflicht "ganz erhebliche Eingriffe in die Freiheitsrechte der Betroffenen dar und sollte deshalb nur eingeführt werden, wenn die Bemühungen um die freiwillige Rekrutierung keinen hinlänglichen Erfolg zeigen".
Mit Blick auf die Debatte über eine Reform des Sozialstaats appellieren die Bischöfe an alle Verantwortlichen, "eine sachliche Debatte" zu führen. Sie fordern eine "sozial gerechte Reform".
Jürgen Erbacher ist Leiter der ZDF-Redaktion Religion und Leben.
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Valerie Nusser, Rom