Neue Rote Liste zeigt: Artenvielfalt weltweit massiv unter Druck

Update der Roten Liste:Warum es der "Suppenschildkröte" besser geht

Mark Hugo
von Mark Hugo
|

Gute Nachrichten für die Grüne Meeresschildkröte: Ihre Bestände erholen sich. Auf der neuen Roten Liste bedrohter Arten ist das Reptil damit aber eher die Ausnahme.

Ecuador, Galapagos: Eine pazifische grüne Meeresschildkröte schwimmt vor der Insel Wolf im Norden des Galapagos-Archipels durch das Wasser.

Jahrzehntelang schrumpfte Zahl der grünen Meeresschildkröte dramatisch. Doch jetzt steht die Art nicht mehr auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.

10.10.2025 | 1:33 min

Bis in die 1970er Jahre stand "Schildkrötensuppe" auch auf deutschen Speisekarten. Weltweit wurde sie gejagt, obwohl ihre Bestände schon damals schrumpften. Dann ein Umdenken: Die "Suppenschildkröte"- eigentlich Grüne Meeresschildkröte - wurde zu einem Symboltier bedrohter Arten.

Das bis zu eineinhalb Meter lange Reptil wurde als wichtig erkannt für den Erhalt von Ökosystemen wie Seegraswiesen und Korallenriffen und damit indirekt auch für den Fischfang. Von den Speisekarten verschwand die Schildkröte zunehmend, Schutzzonen für die Brut wurden eingerichtet, die Gefahr, als Beifang in Fischernetzen zu landen, reduziert.

Extremschwimmer André Wiersig mit Robbe im Wasser

In den Ozeanen fühlt sich André Wiersig als Gast - Begegnungen mit Haien, Walen und Quallen gehören für ihn dazu. Als Meeresbotschafter der UN kämpft er gegen Plastikmüll und Überfischung.

13.04.2025 | 28:54 min

"Eindrucksvolles Beispiel" für Naturschutz

Mit Erfolg: Seit den 70ern hat die globale Population um geschätzt 28 Prozent zugenommen, stellt die Weltnaturschutzunion IUCN im neuesten Update ihrer Roten Liste bedrohter Arten fest. Das sei "ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was koordinierter globaler Naturschutz über Jahrzehnte hinweg leisten kann", sagt der IUCN-Experte Roderic Mast.

Solche Ansätze dürfen sich nicht nur auf die Schildkröten konzentrieren, sondern auch auf die Erhaltung ihrer Lebensräume und ihrer ökologischen Funktionen.

Roderic Mast, Weltnaturschutzunion IUCN

Meeresschildkröten könnten ohne gesunde Ozeane und Küsten nicht überleben. "Und auch der Mensch nicht", fügt Mast hinzu.

moma future: Seegras als Klimaretter?

Seegras bindet 35 Mal so viel CO2 wie Regenwälder. Wissenschaftler wollen das Potenzial besser nutzbar machen, an Nord- und Ostsee finden Neu-Anpflanzungen im Wasser statt.

02.10.2025 | 2:32 min

Mehr als 48.000 Arten vom Aussterben bedroht

Tatsächlich ist die Erfolgsgeschichte der Grünen Meeresschildkröte eines von nur wenigen Positivbeispielen. Vielen anderen Tieren geht es schlechter. Von den mehr als 170.000 auf der Roten Liste geführten Arten gelten bereits rund 48.600 als vom Aussterben bedroht. Das sind gut 28 Prozent.

Klimagutachten des IGH
:Warum Umweltschutz ein Menschenrecht ist

Der Internationale Gerichtshof unterstreicht die Verantwortung von Staaten, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Sein Gutachten dürfte viele Klimaklagen nach sich ziehen.
von Charlotte Greipl
Archiv: Rauch und Dampf steigen aus den Kühltürmen und Schornsteinen des Braunkohlekraftwerks Niederaussem
mit Video

Eisschwund bedroht arktische Robben

Eine junge Sattelrobbe auf dem Eis in Neufundland

Eine junge Sattelrobbe auf dem Eis in Neufundland.

Quelle: AP

Zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören arktische Robbenarten wie etwa die Bartrobbe und die Sattelrobbe. Ihnen macht vor allem der Rückgang des Eises durch den Klimawandel schwer zu schaffen. Sie sind wichtig für das Ökosystem, auch als Nahrungsquelle zum Beispiel für Eisbären, aber auch für indigene Menschen, die in der Arktis wohnen. Robben brauchen die Eisflächen für Brut und Aufzucht, aber auch als Platz für Ruhe und um zu fressen.

Ihre Notlage erinnert deutlich daran, dass der Klimawandel kein fernes Problem ist.

Dr. Kit Kovacs, IUCN

Beim Schutz der Robben gehe es um die Bewahrung "des empfindlichen Gleichgewichts der Arktis, das für uns alle lebenswichtig ist", mahnt die norwegische Forscherin Kit Kovacs. Die IUCN fordert deshalb, den zusätzlichen Druck auf die Tiere, der durch Schiffe, Ölbohrungen, Jagd und Beifang entsteht, künftig deutlich zu reduzieren.

Die Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist die älteste und größte internationale Naturschutzorganisation. Bekannt ist sie vor allem durch die Rote Liste, die auf das Verschwinden und Aussterben von Pflanzen- und Tierarten blickt. Die IUCN ist eine Nicht-Regierungsorganisation, obwohl ihr neben Umweltschutzorganisationen auch viele staatliche Einrichtungen angehören, so zum Beispiel das Bundesamt für Naturschutz und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Insgesamt hat die IUCN mehr als 1.400 Mitglieder aus über 170 Ländern.


Immer mehr Vogelarten unter Druck

Ebenfalls schlecht steht es um immer mehr Vogelarten. Von mehr als 11.000 auf der Liste gehen bei 61 Prozent die Bestände zurück. 2016 waren es noch 44 Prozent. Rund 1.250 Arten gelten als bedroht. Als Hauptgrund wird der Rückgang natürlicher Lebensräume, vor allem der Wälder genannt.

Nashorn in Afrika

Es ist das größte Massensterben seit 65 Millionen Jahren: Täglich verschwinden auf der Erde rund 150 Arten.

16.01.2025 | 29:48 min

Auf Madagaskar zum Beispiel stehen gleich 14 einheimische Vogelarten auf der Liste. Darunter der Gelbbauchjala, der durch leuchtend blaue und grüne Gesichtslappen auffällt. In Mittelamerika ist neuerdings auch der Nachtigallzaunkönig selten geworden. Er lebt in tropischen Wäldern meist gut versteckt im dichten Unterholz und würde wohl kaum wirklich auffallen, wenn er nicht so eindringlich singen würde.

Korallenbleiche: Erderwärmung ist verantwortlich für das Absterben der Riffe

Durch die Erderwärmung geht wertvolles Leben verloren. Statt bunter Korallenriffe sind in den viel zu warmen Ozeanen immer mehr weiße Flächen zu sehen. Noch nie war das Ausmaß der Korallenbleiche so groß.

30.04.2025 | 27:42 min

Biodiversitäts-Krise gravierend

Für die IUCN ist die Entwicklung ein deutliches Alarmsignal. "Dass drei von fünf Vogelarten auf der Welt rückläufige Populationen haben, zeigt, wie gravierend die Biodiversitäts-Krise geworden ist", so Dr. Ian Burfield von BirdsLife International. Und es zeige auch, wie dringend die Regierungen der Welt handeln müssten.

Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.

Welttag der Biodiversität
:Kinder für die Natur begeistern

Biodiversität ist fad und abstrakt - oder auch nicht. Die Zooschule Nordhorn zeigt Kindern, wie wertvoll und spannend Natur sein kann. Und ist dafür jetzt ausgezeichnet worden.
von Mark Hugo
Schippern auf der Vechte mit der Zooschule

Mehr zum Thema Artenschutz

  1. Eine Grüne Meeresschildkröte schwimmt im Meeresmuseum in Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern durchs Aquarium.

    Klimawandel bedroht Art:Den Meeresschildkröten gehen die Männchen aus

    von Carolin Holscher
    mit Video

  2. Gesamtansicht eines Hochofenwerks des deutschen Stahlherstellers Thyssenkrupp in Duisburg, Deutschland, am 12. November 2024.

    Überbeanspruchung und Artensterben:EU-Bericht: Umwelt in besorgniserregendem Zustand

    mit Video

  3. Ara-Pärchen auf einem Ast auf Bali

    Milliardengeschäft Tierschmuggel:Mühsamer Kampf gegen den Wildtierhandel

    von Volker Wasmuth
    mit Video

  4. Ein Schmetterling der Art Tagpfauenauge sitzt auf einem grünen Zweig.

    Gutes Jahr für Tagfalter:Hoffnung für die Schmetterlinge?

    von Andreas Ewels
    mit Video