Update der Roten Liste:Warum es der "Suppenschildkröte" besser geht
Gute Nachrichten für die Grüne Meeresschildkröte: Ihre Bestände erholen sich. Auf der neuen Roten Liste bedrohter Arten ist das Reptil damit aber eher die Ausnahme.
Jahrzehntelang schrumpfte Zahl der grünen Meeresschildkröte dramatisch. Doch jetzt steht die Art nicht mehr auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.
10.10.2025 | 1:33 minBis in die 1970er Jahre stand "Schildkrötensuppe" auch auf deutschen Speisekarten. Weltweit wurde sie gejagt, obwohl ihre Bestände schon damals schrumpften. Dann ein Umdenken: Die "Suppenschildkröte"- eigentlich Grüne Meeresschildkröte - wurde zu einem Symboltier bedrohter Arten.
Das bis zu eineinhalb Meter lange Reptil wurde als wichtig erkannt für den Erhalt von Ökosystemen wie Seegraswiesen und Korallenriffen und damit indirekt auch für den Fischfang. Von den Speisekarten verschwand die Schildkröte zunehmend, Schutzzonen für die Brut wurden eingerichtet, die Gefahr, als Beifang in Fischernetzen zu landen, reduziert.
In den Ozeanen fühlt sich André Wiersig als Gast - Begegnungen mit Haien, Walen und Quallen gehören für ihn dazu. Als Meeresbotschafter der UN kämpft er gegen Plastikmüll und Überfischung.
13.04.2025 | 28:54 min"Eindrucksvolles Beispiel" für Naturschutz
Mit Erfolg: Seit den 70ern hat die globale Population um geschätzt 28 Prozent zugenommen, stellt die Weltnaturschutzunion IUCN im neuesten Update ihrer Roten Liste bedrohter Arten fest. Das sei "ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was koordinierter globaler Naturschutz über Jahrzehnte hinweg leisten kann", sagt der IUCN-Experte Roderic Mast.
Solche Ansätze dürfen sich nicht nur auf die Schildkröten konzentrieren, sondern auch auf die Erhaltung ihrer Lebensräume und ihrer ökologischen Funktionen.
Roderic Mast, Weltnaturschutzunion IUCN
Meeresschildkröten könnten ohne gesunde Ozeane und Küsten nicht überleben. "Und auch der Mensch nicht", fügt Mast hinzu.
Seegras bindet 35 Mal so viel CO2 wie Regenwälder. Wissenschaftler wollen das Potenzial besser nutzbar machen, an Nord- und Ostsee finden Neu-Anpflanzungen im Wasser statt.
02.10.2025 | 2:32 minMehr als 48.000 Arten vom Aussterben bedroht
Tatsächlich ist die Erfolgsgeschichte der Grünen Meeresschildkröte eines von nur wenigen Positivbeispielen. Vielen anderen Tieren geht es schlechter. Von den mehr als 170.000 auf der Roten Liste geführten Arten gelten bereits rund 48.600 als vom Aussterben bedroht. Das sind gut 28 Prozent.
Eisschwund bedroht arktische Robben
Eine junge Sattelrobbe auf dem Eis in Neufundland.
Quelle: APZu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören arktische Robbenarten wie etwa die Bartrobbe und die Sattelrobbe. Ihnen macht vor allem der Rückgang des Eises durch den Klimawandel schwer zu schaffen. Sie sind wichtig für das Ökosystem, auch als Nahrungsquelle zum Beispiel für Eisbären, aber auch für indigene Menschen, die in der Arktis wohnen. Robben brauchen die Eisflächen für Brut und Aufzucht, aber auch als Platz für Ruhe und um zu fressen.
Ihre Notlage erinnert deutlich daran, dass der Klimawandel kein fernes Problem ist.
Dr. Kit Kovacs, IUCN
Beim Schutz der Robben gehe es um die Bewahrung "des empfindlichen Gleichgewichts der Arktis, das für uns alle lebenswichtig ist", mahnt die norwegische Forscherin Kit Kovacs. Die IUCN fordert deshalb, den zusätzlichen Druck auf die Tiere, der durch Schiffe, Ölbohrungen, Jagd und Beifang entsteht, künftig deutlich zu reduzieren.
Die Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist die älteste und größte internationale Naturschutzorganisation. Bekannt ist sie vor allem durch die Rote Liste, die auf das Verschwinden und Aussterben von Pflanzen- und Tierarten blickt. Die IUCN ist eine Nicht-Regierungsorganisation, obwohl ihr neben Umweltschutzorganisationen auch viele staatliche Einrichtungen angehören, so zum Beispiel das Bundesamt für Naturschutz und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Insgesamt hat die IUCN mehr als 1.400 Mitglieder aus über 170 Ländern.
Immer mehr Vogelarten unter Druck
Ebenfalls schlecht steht es um immer mehr Vogelarten. Von mehr als 11.000 auf der Liste gehen bei 61 Prozent die Bestände zurück. 2016 waren es noch 44 Prozent. Rund 1.250 Arten gelten als bedroht. Als Hauptgrund wird der Rückgang natürlicher Lebensräume, vor allem der Wälder genannt.
Es ist das größte Massensterben seit 65 Millionen Jahren: Täglich verschwinden auf der Erde rund 150 Arten.
16.01.2025 | 29:48 minAuf Madagaskar zum Beispiel stehen gleich 14 einheimische Vogelarten auf der Liste. Darunter der Gelbbauchjala, der durch leuchtend blaue und grüne Gesichtslappen auffällt. In Mittelamerika ist neuerdings auch der Nachtigallzaunkönig selten geworden. Er lebt in tropischen Wäldern meist gut versteckt im dichten Unterholz und würde wohl kaum wirklich auffallen, wenn er nicht so eindringlich singen würde.
Durch die Erderwärmung geht wertvolles Leben verloren. Statt bunter Korallenriffe sind in den viel zu warmen Ozeanen immer mehr weiße Flächen zu sehen. Noch nie war das Ausmaß der Korallenbleiche so groß.
30.04.2025 | 27:42 minBiodiversitäts-Krise gravierend
Für die IUCN ist die Entwicklung ein deutliches Alarmsignal. "Dass drei von fünf Vogelarten auf der Welt rückläufige Populationen haben, zeigt, wie gravierend die Biodiversitäts-Krise geworden ist", so Dr. Ian Burfield von BirdsLife International. Und es zeige auch, wie dringend die Regierungen der Welt handeln müssten.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.
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