E-Fuels für Verbrenner: Chance für klimaneutrales Fahren?

Streit um "Verbrenner-Aus":(K)eine Chance für E-Fuels im Tank?

Mark Hugo

von Mark Hugo

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Grüne E-Fuels in ganz normale Verbrenner tanken - und schon fährt das Auto klimaneutral. Eine Idee, von der in der Politik viele schwärmen. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Abgase aus einem Auspuff

Nach langen Debatten über das Verbrenner-Aus 2035 stellt heute die EU-Kommission ihre Änderungsvorschläge vor. Es scheint sicher, dass ein komplettes Verbot vom Tisch ist, doch daran gibt es Kritik.

16.12.2025 | 1:46 min

"Technologieoffenheit" ist das Zauberwort, mit dem in der Politik gerne manche Probleme adressiert werden. Das betrifft etwa die viel diskutierte Frage, ob in Zukunft Autos mit Verbrennungsmotoren klimaneutral fahren werden. Mit E-Fuels, also künstlich und klimaneutral hergestellten Kraftstoffen.

Die gute Nachricht: Die gibt es schon und man weiß längst auch, wie sie produziert werden. Im Frühjahr etwa hat die Karlsruher Technologiefirma Ineratec in Frankfurt am Main eine Anlage in Betrieb genommen. Sie soll jährlich bis zu 2.500 Tonnen nachhaltigen Kraftstoff herstellen.

Unsere Anlagen sind die Ölfelder der Zukunft.

Tim Böltken, Ineratec

"Mit einem entscheidenden Unterschied: Unsere Produkte sind klimaneutral", sagte dabei Ineratec-Chef Tim Böltken selbstbewusst. E-Fuels seien nun "marktreif".

Ein Pkw mit doppeltem Auspuff steht auf einem Parkplatz.

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Herstellung von E-Fuels braucht viel grünen Strom

Noch allerdings sind die produzierten Mengen weit weg von dem, was die Ölfelder dieser Welt hergeben. Und auch sonst sind Expertinnen und Experten wie Prof. Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI skeptisch - zumindest mit Blick auf den PKW-Markt.



Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Der erste: Für die Herstellung von E-Fuels wird viel grüner Strom gebraucht. Und in einem zweiten Schritt viel grüner Wasserstoff. Beides ist an sich schon ein rares Gut, weil es für die großen Mengen, die künftig gebraucht werden, bei weitem noch nicht genügend Windräder und Solaranlagen gibt. Das gilt damit auch für die aus Wasserstoff hergestellten E-Fuels.

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E-Fuels nur für lange Transportdistanzen

Deshalb: "E-Fuels sollten bei der Mobilität in den Bereichen eingesetzt werden, in denen eine hohe Energiedichte notwendig ist, um lange Transportdistanzen zu überwinden, also im internationalen Flug- und Schiffsverkehr", erklärt Wietschel. Bestenfalls noch für schwere Lkw auf langen Touren. Eben überall da, wo es mit Strom und Batterien nicht funktioniert. Auch der klimaneutrale Sprit aus der neuen Anlage in Frankfurt soll genau da verwendet werden.

Im Bereich der Autos sieht das ganz anders aus, so Wietschel.

E-Pkw sind um den Faktor vier bis fünf effizienter als E-Fuels in Verbrennungsmotoren.

Prof. Martin Wietschel, Fraunhofer ISI

Der Grund ist, dass der Strom direkt für den Antrieb genutzt wird und nicht in die aufwendige Herstellung von E-Fuels fließt. Statt "Technologieoffenheit" bevorzugt er in dem Fall "den Begriff der Technologieklarheit." Käuferinnen und Käufer sollten nicht verunsichert werden. Denn: "Dies führt zu Kaufzurückhaltung und behindert eine erfolgreiche Mobilitätswende, was man heute in Deutschland sieht."

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Literpreis weit höher als bei Benzin und Diesel

Der zweite Grund: Wegen der Knappheit und der aufwendigen Herstellung sind E-Fuels vergleichsweise teuer. Derzeit liegen die Kosten laut Fraunhofer ISI bei 3,50 bis 4,50 Euro pro Liter - ohne Abgaben und Steuern, die nochmal mit mindestens einem weiteren Euro zu Buche schlagen. Auf diesem hohen Niveau werden sie voraussichtlich nicht bleiben.

Mit dem sogenannte "Verbrenner-Aus" ist gemeint, dass in der EU nach aktuellem Stand ab 2035 grundsätzlich keine Neuwagen mehr verkauft werden dürfen, die mit Benzin oder Diesel fahren. Ältere Verbrenner-Autos dürfen weiter gefahren werden. Auch für neue Fahrzeuge, die nur mit E-Fuels betrieben werden, soll es eine Ausnahme geben. Vor allem in den Unionsparteien wurde zuletzt die Forderung laut, das "Verbrenner-Aus" zu kippen oder stark aufzuweichen - mit dem Ziel, die heimische Autoindustrie zu schützen. Die EU-Kommission will nun neue Vorschläge vorlegen. Im Gespräch ist etwa, hybride Antriebe von dem Verbot auszunehmen.


Aber: "Wenn die Anlagen weiterentwickelt und hochskaliert werden und es einen Massenmarkt gibt, können Kosten bis 2035 von circa 1,50 bis 2,50 Euro ohne Steuern erreicht werden", schätzt Wietschel. Das liegt immer noch deutlich über den derzeitigen Preisen von Benzin und Diesel an der Tankstelle. Dafür müssten außerdem die E-Fuels zu einem großen Teil auch aus Ländern importiert werden, in denen der nötige erneuerbare Strom einfacher produziert werden kann.

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E-Fuels "nur für Nischenanwendungen"

Der Massenmarkt im Pkw-Bereich werde sich deshalb weiter auf E-Autos konzentrieren, so der Wissenschaftler. "Weltweit ist dieser Trend ja schon deutlich zu sehen." E-Fuels werde es künftig wohl nur "in Nischenanwendungen, beispielsweise bei Oldtimern" geben.

Dr. Falko Ueckerdt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sieht das sehr ähnlich. Im PKW-Bereich werde es bei den meisten Menschen "keine Zahlungsbereitschaft für E-Fuels" geben, sagte er dem Wissenschaftsdienst SMC. "Das Argument, E-Fuels in Pkw einzusetzen, weckt falsche Erwartungen, verzögert den dringend notwendigen Hochlauf der Elektromobilität und schwächt die Erreichung von Klimaschutzzielen."

Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.

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Über das Thema "Alternativen zum Verbrenner" berichtete WISO am 15.12.2025 ab 19:25 Uhr.

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