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E-Mobilität auf zwei Rädern:Europameister bei E-Bikes
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Fast alle in Deutschland verkauften Fahrräder sind E-Bikes. Doch nach den Boom-Jahren während Corona geht der Absatz zurück. Auch deutsche Städte müssten jetzt nachlegen.
E-Bikes sind sehr beliebt. Doch bei den Jungen schwächelt der Absatz. Und die Sicherheit auf deutschen Straßen lässt zu wünschen übrig.
Quelle: dpa
Während sich deutsche Autobauer mehr Stromer auf den Straßen wünschen, haben E-Bike-Bauer hierzulande die Nase vorn. Nirgendwo wird europaweit mehr elektrisch geradelt als in Deutschland. Mit E-Bikes wurde hierzulande 2024 ein Umsatz von knapp 5,4 Milliarden Euro erzielt. Das ist fast die Hälfte des Umsatzes mit Elektro-Rädern in ganz Europa. Das zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY. Doch warum ist das so? Der Zweirad-Industrie-Verband, ZIV, hat dafür eine einfache Erklärung.
Das Fahrrad wurde in Deutschland erfunden. Wir hatten schon immer eine starke Fahrradindustrie hierzulande und sind ein Maschinenbauerland.
Pablo Ziller, Pressesprecher ZIV
"Viele Firmen fertigen sowohl Elektromotoren für den Automotive Sektor als auch für die Fahrradindustrie", sagt Ziller.
Deutschland ist eine E-Bike-Hochburg
Die Zweiräder mit Elektroantrieb sind für 86 Prozent des Gesamtumsatzes mit Fahrrädern zuständig. Auf die Plätze zwei bis vier kommen unsere Nachbarn in
- Österreich mit 77 Prozent,
- den Niederlanden mit 72 Prozent und
- Frankreich mit 58 Prozent. In
- Spanien standen E-Bikes nur für 39 Prozent des Umsatzes.
Die Deutschen sind einfach fahrradbegeistert. Hier fahren Menschen bis ins hohe Alter Rad.
Pablo Ziller, Pressesprecher ZIV
"Die Zielgruppen haben sich ständig erweitert. Das Rad ersetzt oftmals einen Kleinwagen. Kinder werden mit Lastenrad zur Kita gebracht, Haustiere ausgefahren. Auf der Bike-Messe werden spezielle Modelle für die Zielgruppe Hundebesitzer vorgestellt", fährt Ziller fort.
Die rosigen Zeiten scheinen vorbei zu sein
Die erfolgsverwöhnte Branche muss sich etwas einfallen lassen - denn 2024 ging das lukrative Geschäft mit E-Bikes zurück und verschärfte die Krise in der Fahrradbranche, die sich in diesen Tagen zur Messe Eurobike in Frankfurt trifft. So schrumpfte die Zahl der verkauften Elektro-Räder EY zufolge um zwei Prozent auf zwei Millionen, der Umsatz fiel um 12 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Auch der Absatz mechanischer Fahrräder sank - um fünf Prozent zum Vorjahr auf 1,8 Millionen.
Die besten Zeiten könnte die Fahrradbranche mit ihrer Cash-Cow E-Bike also möglicherweise hinter sich haben. Während der Corona-Pandemie, als viele öffentliche Verkehrsmittel gemieden haben, boomte die Branche wie nie zuvor. Sind die goldenen Zeiten vorbei?
Einbußen folgten auf Corona-Boom
Die deutsche Fahrradbranche musste im vergangenen Jahr erneut schmerzhafte Umsatzeinbußen hinnehmen
Stefan Mohr, EY-Partner
Jedoch folgt der Rückgang auf einen Boom in der Corona-Pandemie. So sank der Umsatz der Fahrradbranche 2024 zwar um zehn Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro, er lag damit aber immer noch 58 Prozent höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Volle Lager, die sich nur mühsam leeren, sind die Folge. Kunden dürften also mit Preisnachlässen rechnen - wobei man für ein E-Bike immer noch rund 2.650 Euro berappen muss. Das ist etwa fünfmal so viel wie für ein normales Rad (500 Euro).
Dienstrad-Leasing: Win-Win für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Für wen ein eigenes E-Bike eine zu hohe Ausgabe darstellt, bleibt bei manch einem Arbeitgeber die Möglichkeit, sich ein E-Bike zu leasen. Laut Pablo Zille (ZIV) blicken viele Länder neidisch auf das Dienstrad-Leasing in Deutschland.
Das heißt, man least sich ein E-Bike über seine Firma und nach drei Jahren kann man es dann auslösen, ähnlich wie beim klassischen Auto-Leasing - nur eben umweltfreundlicher. Das ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten sagt Zille. Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren gleichermaßen von gesünderen und motivierteren Mitarbeitern.
Absatz im Kinder- und Jugendbereich nimmt ab
Während die älteren also weiterhin in die Pedale treten, sind die Jüngeren eher weniger am Start. Deutlich schrumpfte 2024 der Absatz von Kinder- und Jugendfahrrädern: um 17 Prozent auf 145.000 Stück. Der wachsende Gebrauchtmarkt könne ein Grund sein, sagt Mohr, aber auch der Trend zu weniger Bewegung bei Kindern und Jugendlichen.
Die meisten Straßen sind zu gefährlich für radfahrende Kinder.
Pablo Ziller, Pressesprecher ZIV
"Deswegen gibt es in manchen Kommunen schon den BC-Bus, das ist ein Bus aus Fahrrädern, die dann zusammen zur Schule fahren. Dieses Projekt hat vergangenes Jahr den Deutschen Fahrradpreis gewonnen", lobt Ziller.
Wie sieht die Zukunft für die Fahrradbranche aus?
Paris macht es vor: die französische Hauptstadt will mehr Autos aus der Stadt heraus und dafür mehr Fahrräder in die Stadt hineinbringen. Ganz anders hingegen sieht es offenbar in der deutschen Hauptstadt aus. Der Zweirad-Industrieverband ist hier alarmiert. "Berlin dreht vieles zurück. Die Politik strebt teilweise den Rückbau der Radwege an. Hamburg und Frankfurt machen hingegen Mut, was ihre Fahrradfreundlichkeit angeht."
Mit dem Fahrrad also zurück in die Zukunft? Auch nach den Boomjahren sieht die Branche keine Marktsättigung. E-Bikes sind nach wie vor beliebt. Manchmal braucht der Motor aber eine Generalüberholung nach 15-20 Jahren - eben genau so wie bei einem ganz normalen Auto.
Sina Mainitz ist Redakteurin und Moderatorin im ZDF-Börsenstudio in Frankfurt.
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