Trumps Zollstreit mit EU: Deutschlands Wirtschaft bangt
Analyse
30-Prozent-Zölle auf EU-Waren:Zolleskalation: Deutschlands Wirtschaft bangt
von Frank Bethmann
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Die neue Schärfe, die US-Präsident Trump in die Zolldebatte gebracht hat, löst in Deutschland heftige Reaktionen aus. Eine Antwort darauf: mehr Freihandelsabkommen mit anderen.
Die Handelsminister der EU beraten, wie sie die drohenden US-Zölle von 30 Prozent abwenden können. Nach wochenlangen Verhandlungen hatte Trump angekündigt, diese ab dem 1. August einzuführen.14.07.2025 | 5:23 min
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bezeichnet die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump als Alarmsignal. Der Maschinenbau-Verband VDMA sieht bei einem Zollsatz von 30 Prozent auf Exporte in die USA die Existenz vieler Unternehmen gefährdet.
Viele Unternehmen könnten mit zehn Prozent überleben. Bei 30 Prozent sieht das aber anders aus.
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Bertram Kawlath, VDMA-Präsident zum Magazin "Politico"
Experte: Trumps Zölle "provokative Eskalation"
Von einer "provokativen Eskalation" spricht Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt des Finanzdienstleisters Netfonds. 30 Prozent Zölle auf Einfuhren in die USA, gleichzeitig fordert Trump den freien Marktzugang in die EU für alle US-Produkte. Hellmeyer findet klare Worte:
Die US-Position stellt eine Maximalforderung und faktische Unterwerfung der EU dar.
Diese Forderungen könnten nicht "ansatzweise akzeptiert" werden, so der Ökonom.
Im Zollstreit mit den USA hat die EU die geplanten Gegenzölle bis August ausgesetzt und will weiterverhandeln. Über die Reaktionen der Wirtschaft berichtet Stephanie Barrett.14.07.2025 | 1:01 min
Harte Linie im Zollstreit - Verhandlungslösung bleibt Ziel
Auch der deutsche Außenhandelsverband (BGA) fordert im Zollstreit eine harte Linie. Trump wolle einen Deal. Von der 30-Prozent-Forderung darf sich Europa nicht beeindrucken lassen, sondern müsse nüchtern am Verhandlungstisch eine Lösung auf Augenhöhe suchen, erklärt Verbandspräsident Dirk Jandura. Hellmeyer ist skeptisch:
Über Verhandlungslösungen wird sich ein milderes, aber kein gutes Ergebnis erzielen lassen.
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Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt des Finanzdienstleisters Netfonds
Gleichwohl spricht sich auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) für ein baldiges Abkommen aus. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier setzt dabei vor allem auf eine Einigung, die für alle Branchen gelte.
Die EU setzt im Handelsstreit mit den USA trotz einer neuen Zoll-Drohung des US-Präsidenten weiter auf Verhandlungen. Brüssel und Berlin kritisieren Trumps 30-Prozent-Ankündigung.13.07.2025 | 3:05 min
Automobilverband: "Kosten bereits im Milliardenbereich"
Dazu muss man wissen, dass US-Präsident Donald Trump getrennt von den Aufschlägen für einzelne Länder und die EU längst Zölle für bestimmte Branchen erlassen hat. Dazu zählen unter anderem 50 Prozent auf Kupferimporte sowie 25 Prozent auf Autos. Und das sind Einfuhrabgaben, die bereits seit Wochen anfallen und nicht nur, aber auch, die Autobauer treffen.
"Die Kosten für unsere Unternehmen sind bereits im Milliardenbereich - und mit jedem Tag wächst die Summe", klagt Hildegard Müller. Die Präsidentin des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA) fordert daher, dass die USA und die EU "schnellstmöglich eine Lösung finden müssen."
Die vorbereiteten Gegenzölle für US-Waren treten laut EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erst einmal nicht in Kraft. ZDF-Korrespondentin Isabelle Schäfers mit Einschätzungen. 13.07.2025 | 0:57 min
Freihandelszonen und europäischer Binnenmarkt als Antwort
Die Abhängigkeit vom US-Markt verringern, das haben sich sowohl die heimischen Maschinenbauer als auch der deutsche Groß- und Außenhandel auf ihre Fahnen geschrieben. Während der VDMA mit seiner Aussage einen noch intensiveren europäischen Binnenhandel fordert, zielt BGA-Präsident Jandura auf eine Freihandelszone mit den Asean-Staaten und eine rasche Ratifizierung des Mercosur-Abkommens ab.
Wir brauchen eine demokratische Handelskoalition der Willigen, gerne mit, aber zur Not auch ohne die Vereinigten Staaten.
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Dirk Jandura, BGA-Präsident
2023 war der Handelsüberschuss der EU bei den Waren noch geringer und betrug 156,6 Milliarden Euro.
Als Folge der Zolleskalation: Gold, Silber und Bitcoin im Aufwind
Trumps Zollattacke hat zum Wochenanfang auch die Finanzmärkte - wieder einmal - verunsichert. Gold und Silber legten im Preis zu, ebenso der Bitcoin. Die bekannteste Kryptowährung markierte bei 123.000 US-Dollar sogar ein neues Allzeithoch und spiegelt damit die Unsicherheit exemplarisch wider.
"Der schwelende Handelsstreit zwischen den USA und bedeutenden Handelspartnern ist alles andere als vom Tisch und dürfte somit weiterhin als klassisches Damoklesschwert über den Köpfen der Investoren schweben", kommentiert Marktanalyst Timo Emden die aktuelle Entwicklung.