Palla plant Neuausrichtung der Bahn:Bahnchefin: "2026 wird das Jahr des großen Umbaus sein"
Die neue Bahnchefin krempelt den Konzern um: Es soll schlankere und effizientere Strukturen geben - und bald auch spürbaren Folgen für Fahrgäste. Doch grundlegende Probleme beiben.
Bahnchefin Evelyn Palla vor dem neuen ICE L der Deutschen Bahn in Berlin - radikaler Umbau geplant.
Quelle: dpaDie neue Bahnchefin Evelyn Palla will den bundeseigenen Konzern ab dem kommenden Jahr grundlegend neu aufstellen.
Das Jahr 2026 wird das Jahr des großen Umbaus sein, in dem wir uns neu ausrichten.
Bahnchefin Evelyn Palla
Ein wesentliches Ziel sei dabei eine Dezentralisierung der bisherigen Organisation. "Wir wollen Entscheidungsstrukturen in die Fläche bringen und dorthin verlagern, wo die Herausforderungen am besten bekannt sind", betonte Palla, die seit Anfang Oktober an der Spitze der Bahn steht. Bis Dezember solle das konkrete Konzept ausgearbeitet sein, sagte die Managerin.
Eveyln Palla. Was zeichnet die 52-Jährige aus Südtirol aus? Ein Porträt.
22.09.2025 | 1:09 minMehr Eigenverantwortung in den Regionen
Was sie schon verrät: Regionale Führungskräfte sollen künftig eigenverantwortlicher das operative Geschäft in den jeweiligen Regionen steuern können. Dafür sollen sie mehr Entscheidungsfreiheit und Ressourcen bekommen. Gleichzeitig seien sie künftig auch dafür verantwortlich, wenn Dinge nicht funktionierten und die Qualität und die Wirtschaftlichkeit nicht stimmten.
Die Managerin verwies als Beispiel etwa auf die Wartung und rechtzeitige Bereitstellung von Regionalzügen. Auf diese Weise habe sie bereits die Regionalverkehrssparte der Deutschen Bahn umgebaut, betonte Palla, die zuvor als Vorständin für diesen Bereich verantwortlich war. DB Regio fuhr im ersten Halbjahr erstmals seit Jahren wieder einen Gewinn ein.
Die DB-Cargo Chefin soll gehen, "weil sie bei der Gütersparte der Deutschen Bahn offenbar sanieren und sparen wollte, ohne dafür aber ein ausreichendes Konzept zu haben“, so ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz.
22.10.2025 | 1:49 minPalla setzt auf Tempo
Wie sie nun auch den Fern- und Güterverkehr dezentraler aufstellen will, ließ sie offen. Das Runterbrechen auf regionale Einheiten funktioniere dort nicht ohne Weiteres, räumte sie ein.
Trotzdem werden wir uns die Frage stellen, ob es möglich ist, unternehmerische Verantwortung im Fernverkehr stärker regional zu verankern als das heute der Fall ist.
Evelyn Palla, Bahnchefin
Das wesentliche Element des Umbaus sei Tempo. "Ab dem 1. Januar werden wir mit der Umsetzung beginnen." Die Neuaufstellung gehe auch mit einer Verschlankung der zentralen Managementstrukturen einher. Auch Stellen müssten dafür reduziert werden. Zahlen dazu nannte Palla nicht. Der Konzern mit hunderten Beteiligungen und Tochtergesellschaften hat mehr als 230.000 Beschäftigte.
DB-Cargo erzielt mit seinem Güterverkehr keine Gewinne mehr. Deshalb will das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn in den kommenden vier Jahren tausende Stellen streichen.
04.05.2025 | 1:29 minGrundlegende Probleme nicht schnell lösbar
Das erst vor rund einem Jahr aufgelegte Sanierungsprogramm S3 des damaligen Bahnchefs Richard Lutz stellt Palla zur Disposition. Zentrale Elemente, wie die Generalsanierung wichtiger Strecken, die Verbesserung des Betriebs und die finanzielle Sanierung des hoch verschuldeten Staatskonzerns blieben bestehen, betonte Palla. Gleichwohl müsse sie das Programm anpassen.
Wann die Fahrgäste die positiven Auswirkungen der neuen Konzernstruktur merken werden, blieb offen. Kurzfristig - so sieht es die neue Bahnstrategie des Bundes vor - sollen sich etwa die Sauberkeit und die Sicherheit an den Bahnhöfen verbessern. Das Hauptproblem, die hohe Unzuverlässigkeit insbesondere im Fernverkehr infolge eines überalterten und überlasteten Streckennetzes, wird aber auch Palla so schnell nicht lösen können.
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