Trotz Widerstand der EVG:Evelyn Palla zur neuen Bahnchefin gewählt
Nun offiziell: Evelyn Palla ist neue Bahnchefin. Der Aufsichtsrat hat die Südtirolerin auf den Spitzenposten berufen. Die EVG hatte angekündigt, gegen die Personalie zu stimmen.
Evelyn Palla ist neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn.
Quelle: ImagoEvelyn Palla ist vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zur neuen Chefin des Konzerns berufen worden. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG hatte im Voraus angekündigt, gegen die Südtirolerin stimmen zu wollen. Da eine einfache Mehrheit für ihre Berufung reichte, konnte die Gewerkschaft den Wechsel an der Konzernspitze aber nicht verhindern.
"Ich freue mich über die Bestellung von Frau Palla zur neuen Vorstandsvorsitzenden der DB AG und wünsche ihr viel Erfolg", erklärte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU).
Sie ist eine exzellente Wahl und ich bin davon überzeugt, dass sie die Bahn besser aufstellen und gut durch schwierige Zeiten führen wird.
Patrick Schnieder, Bundesverkehrsminister
Was zeichnet die 52-Jährige aus Südtirol aus? Ein Porträt.
22.09.2025 | 1:09 minPalla soll Bahn-Aufgaben im Oktober beginnen
Palla wird ihre neue Aufgabe nach Angaben des Konzerns am 1. Oktober beginnen. Die Südtirolerin ist bislang Chefin der Regionalverkehrssparte der Deutschen Bahn, DB Regio. Sie wird nun Nachfolgerin von Richard Lutz, der den Konzern fast acht Jahre lang führte, zuletzt aber keine Trendwende mehr einleiten konnte.
Palla muss sich bei ihrer Arbeit künftig an der neuen Strategie des Bundes orientieren, die Verkehrsminister Schnieder am Montag vorgestellt hat. Der Fokus liegt darin auf mehr Zuverlässigkeit, mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit. Mit drei Sofortprogrammen soll zum Beispiel schon im kommenden Jahr der Komfort für Reisende im Fernverkehr verbessert werden.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder Evelyn hat Palla vorgestellt.
22.09.2025 | 2:04 minMit Blick auf die marode Infrastruktur hält der Bund am Konzept der sogenannten Generalsanierungen fest, mit denen bis 2036 rund 40 besonders wichtige und belastete Strecken von Grund auf modernisiert werden sollen. Schnieder will zudem dafür sorgen, dass die für die Infrastruktur zuständige DB InfraGo eigenständiger und unabhängiger vom Gesamtkonzern agieren kann.
Pünktlichkeitsziele im Fernverkehr werden deutlich gesenkt
Die Pünktlichkeitsziele für die Züge des Fernverkehrs wurden dagegen gesenkt. Nach Vorstellung des Bundes sollen bis Ende 2029 mindestens 70 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich unterwegs sein. Die Bahn selbst hatte sich dieses Ziel bereits für das kommende Jahr gesetzt - Schnieder hält das für "jenseits aller Realität". Im ersten Halbjahr war mehr als ein Drittel der Fernzüge der Bahn unpünktlich unterwegs.
Die EVG stellte sich bei der Berufung quer. ZDF-Korrespondentin Andrea Maurer zu Hintergründen und Gewerkschaftskritik.
22.09.2025 | 1:12 minMittelfristig soll die Quote laut Verkehrsministerium bei mindestens 80 Prozent liegen, langfristig bei mindestens 90 Prozent. Im Nahverkehr soll die Pünktlichkeit dauerhaft mehr als 90 Prozent betragen. Ein konkreter Zeitraum für diese Ziele geht aus der Strategie nicht hervor.
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EVG will Berufung von Rompf verhindern
Offen ist noch, ob Schnieder auch seinen Wunschkandidaten für die Leitung der DB InfraGo durchbekommt. Der Minister möchte an dieser Stelle Dirk Rompf einsetzen, die EVG will die Berufung aber verhindern. Rompf ist bei der Bahn kein Unbekannter: Er war Netz-Chef unter dem damaligen Konzernvorstand Ronald Pofalla. In dieser Zeit verfiel die Infrastruktur zunehmend, weil zu wenig Geld in den Erhalt investiert wurde.
Mit neuer Chefin und abgeschwächten Pünktlichkeitszielen will Verkehrsminister Patrick Schnieder die Krise der Deutschen Bahn angehen. "Die Latte wir ausdrücklich niedriger gelegt, weil man an das Grundproblem nicht angeht", so Tarek Al-Wazir (Grüne).
22.09.2025 | 4:20 minRompf muss vom Aufsichtsrat der DB InfraGo berufen werden, die Sitzung steht in den nächsten Wochen an. Die EVG rechnet sich gute Chancen aus, diese Berufung verhindern zu können. EVG-Chef Martin Burkert geht davon aus, dass für den Manager keine einfache Mehrheit zustande kommen wird, weil auch Vertreter der Arbeitgeberseite im Aufsichtsrat gegen ihn stimmen könnten.
Die EVG betonte, dass ihre Stimmen gegen Palla vor allem als Stimmen gegen Rompf verstanden werden sollten. Nach Ansicht der Gewerkschaft könne mit Rompf als InfraGo-Chef nicht von einem Neustart bei der Bahn gesprochen werden. Laut Burkert ist Rompf in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der DB Netz
nicht aufgefallen - auch nicht positiv aufgefallen, im Gegenteil. Er hat das Spardiktat massiv durchgezogen und ist mitverantwortlich, dass die Infrastruktur in so einem Zustand ist.
Martin Burkert, EVG-Chef
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