KI-Wettlauf: Wie die Chancen der deutschen Industrie stehen

Industriedaten als Wettbewerbsvorteil:Datenschatz: Deutschlands Chance im KI-Wettlauf

Schaltgespräch mit dem ZDF-Korrespondenten Frank Bethmann

von Frank Bethmann

|

Deutschland sitzt auf einem Schatz: Industriedaten. Ein Wettbewerbsvorteil im Digitalzeitalter. Doch nur dann, wenn die Daten nicht in fremde Hände geraten. Eine Herausforderung.

Ein Man übt einen handwerklichen Beruf aus.

Industriedaten bieten deutschen Betrieben große Chancen im KI-Zeitalter: Doch sie sollten vor internationaler Konkurrenz geschützt werden - eine KI-Agentur will das leisten.

20.12.2025 | 0:37 min

In einer Fabrik in Velbert steht ein Maschinenbauer vor einer Herausforderung: Präzisionsdrehteile müssen gefertigt werden, jeder Ausschuss kostet Geld, Zeit und Ressourcen. Die Lösung? Künstliche Intelligenz, entwickelt in Deutschland.

Die Firma Heismann Drehtechnik hat mit KI-gestützter Qualitätskontrolle begonnen - und ist damit Teil einer stillen Revolution, die sich gerade in deutschen Betrieben vollzieht. "Für uns ist es wichtig , unsere Prozesse in der Drehteilproduktion immer weiter zu optimieren", sagt Martin Gawenda, Geschäftsführender Gesellschafter bei Heismann. "Dabei ist für uns Digitalisierung und gerade auch Künstliche Intelligenz relevant."

Computerchip mit Deutschland-Flagge

Wie digital unabhängig ist Deutschland? Viele Unternehmen hängen von US-Tech ab. Doch wie gelingt mehr Souveränität? Wie Firmen sich auf eine Zukunft mit weniger Abhängigkeit vorbereiten.

17.11.2025 | 4:34 min

Künstliche Intelligenz: Ein strategisch, mächtiges Werkzeug

Für Gawenda ist KI ein strategisches, mächtiges Werkzeug, was zunächst in der Umsetzung vieler Anstrengungen bedurfte. Längst nicht alles klappt auf Anhieb. "Wir lernen aktuell sehr viel," sagt Gawenda weiter. "Bei der Herstellung unserer Produkte fallen Daten an."

Unsere Hoffnung ist, dass KI uns dabei hilft, diese Daten wirklich nutzbar zu machen.

Martin Gawenda, Geschäftsführender Gesellschafter bei Heismann

"Zum Beispiel damit wir wissen, wann eine Maschine tatsächlich betriebsbereit und in welchem Zustand sie ist. Damit können wir nachhaltiger produzieren und Ausschuss reduzieren", so Gawenda.

Baden-Württemberg, Heilbronn: Architekt Jacob van Rijs (l-r), Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt Dorothee Bär, Reinhold Geilsdörfer (Vorsitzender der Schwarz Stiftung), Bundeskanzler Friedrich Merz, Gerd Chrzanowski (Schwarz Gruppe), der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl und IPAI Geschäftsführer Moritz Gräter beim Spatenstich zum IPAI Campus. Im Rahmen seines Antrittsbesuches nimmt Bundeskanzler Merz beim ersten Spatenstich für den IPAI Campus in Heilbronn teil. Auf dem 30 Hektar großen Areal entsteht ab sofort ein zukunftsweisendes KI-Quartier, das Forschung, Anwendung und industriellen Transfer im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) auf europäischer Ebene maßgeblich vorantreiben soll. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

In Heilbronn startet Europas größtes KI-Ökosystem: Ein kreisrunder Campus vereint Forschung, Entwicklung und Unternehmen an einem Ort.

21.10.2025 | 2:26 min

Historische Chance für deutsche Industrieunternehmen

Anstrengungen, die zeigen, KI ist auch in Deutschland bei den Unternehmen angekommen. Dieses Jahr nutzen fast die Hälfte der deutschen Industriekonzerne Künstliche Intelligenz in der Produktion. Trotzdem muss Deutschland im globalen KI-Wettlauf aufholen. Chinesische und US-amerikanische Technologieunternehmen dominieren den Markt.

Gerade aber in der Nutzung von Industriedaten für KI-Anwendungen liegt für heimische Betriebe und dem Mittelstand eine historische Chance. Kaum ein anders Land verfügt über eine derart dichte industrielle Wertschöpfung, präzise dokumentierte Produktionsprozesse und jahrzehntelang gewachsene Maschinenparks - ein Datenschatz, den es gilt in die Moderne mitzunehmen.

Eine Beispielszahlung mit dem Zahlungsdienst Wero

Europa will die digitale Souveränität vorantreiben. Es soll günstiger und besser produziert werden können.

18.11.2025 | 2:00 min

Digitale Souveränität als Voraussetzung

Mehr noch: Wer diese Daten souverän nutzt, kann völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln, die nicht nur effizient, sondern auch sicher sind. Doch dieser Vorteil funktioniert nur, wenn die Daten nicht in fremde Hände geraten.

Digitale Souveränität bedeutet: Unternehmen behalten die Kontrolle über ihre Daten und die KI-Systeme, die darauf trainiert werden. Das ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit. Wer seine Produktionsdaten in eine US-Cloud lädt, gibt nicht nur Informationen preis, sondern auch Innovationspotenzial. Die Herausforderung: An US-Konzernen wie Microsoft, Amazon oder Google kommt man beim Thema "Daten in die Cloud" kaum vorbei. Geht es also überhaupt ohne?

Die Europäische Kommission möchte im Rahmen des Bürokratieabbaus ihre Digitalgesetze vereinfachen. Frank Bethmann berichtet.

Die Europäische Kommission möchte im Rahmen des Bürokratieabbaus ihre Digitalgesetze vereinfachen. Frank Bethmann berichtet.

19.11.2025 | 1:10 min

Datensicherung in Europa als Grundvoraussetzung

In Bremen versucht die KI-Agentur Construktiv das Problem zu lösen. Construktiv hilft Unternehmen, diesen Datenschatz zu heben - ohne die digitale Unabhängigkeit zu verlieren. Die Digitalagentur entwickelt Strategien, wie Industrie-Daten lokal oder in souveränen Cloud-Umgebungen verarbeitet werden können.

Statt auf generische Modelle zu setzen, unterstützt die Agentur die Firmen beim Aufbau individueller KI-Lösungen, die auf den spezifischen Daten eines Unternehmens trainiert werden. Die Sicherheit der Daten spielt dabei eine zentrale Rolle. "Für unsere Geschäftskunden ist das wirklich sehr wichtig", sagt Sebastian Matthies von Construktiv.

Mittlerweile ist es eine Grundvoraussetzung, dass die Daten zumindest in Europa liegen und auch verarbeitet werden.

Sebastian Matthies, KI-Agentur Construktiv

"Inzwischen wird es sogar immer wichtiger, dass das tatsächlich auch in Deutschland passiert. Das heißt, die Daten werden in Deutschland gespeichert und auch nur hier verarbeitet, eben gemäß der DSGVO." Mit DSGVO ist die Datenschutz-Grundverordnung gemeint, die in erster Linie sicher stellen soll, dass Daten geschützt und nicht missbräuchlich verwendet werden.

Kuenstliche Intelligenz,KI,Open AI,Chat GPT,ChatGPT,

Künstliche Intelligenz stellt die Arbeitswelt auf den Kopf. Experten schätzen, dass rund 800.000 Jobs wegfallen könnten, jedoch auch ähnlich viele neue entstehen.

28.11.2025 | 1:18 min

Enormes Potenzial mit große Herausforderungen

"Wir haben in Deutschland eine Spitze, die das Themas KI erkannt hat und investiert", sagt Christian Korff gegenüber der FAZ. Korff ist Manager bei Cisco Deutschland, einer Tochter des US-amerikanischen Netzwerkausrüsters. Die Dynamik entstehe vor allem in den Industriekonzernen mit weltweiten Strukturen. Im Mittelstand, so Korff weiter, flache die Kurve ab.

In Velbert bei Heismann Drehtechnik ist von abflachen nichts zu spüren. Im Gegenteil, wie Gawenda berichtet: "Für uns ist das erst der Anfang. Wir haben die Vision, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre die passenden Daten immer an der richtigen Stelle verfügbar sind, genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie benötigt werden." Das Potenzial ist jedenfalls enorm. Der richtige Umgang mit den Daten bleibt eine Herausforderung.

Ein Student sitzt im Computerraum einer Hochschule vor einem Bildschirm.

Im EU-Vergleich schneidet Deutschland bei der Digitalisierung nur mittelmäßig ab. Doch es gibt auch Fortschritte, immer mehr Unternehmen setzen auf KI.

18.08.2025 | 1:34 min

Über dieses Thema berichtete ZDFheute Xpress in dem Beitrag "KI: Industriedaten als Schatz deutscher Firmen" am 20.12.25 um 16:43 Uhr.

Mehr zu KI in Industrie und Wirtschaft

  1. Das Bild zeigt eine Person im Computerraum die vor einem Bildschirm sitzt. (Symbolfoto)
    Interview

  2. Vorstellung EinfachMachen-Portal

    Portal "EinfachMachen" startet:Per Mausklick zu schlanken Strukturen?

    von Sybille Schultz
    mit Video0:25

  3. Eine Frau mit Brille blickt auf einen Computerbildschirm.

    Arbeitsmarkt:Wird KI wirklich zum Jobkiller?

    von Richard Luttke
    mit Video1:18

  4. Eine Frau sitzt mit einer Decke um die Schultern auf einem Sofa und schaut auf ein Tablet, das vor ihr steht.

    Künstliche Intelligenz statt Arztbesuch:Können KI-Chatbots den Gang zum Arzt ersetzen?

    von Anja Braunwarth
    mit Video4:55