Debatte über Digitalisierung bei Lanz:Wildberger verteidigt Deutschlands digitale Fortschritte
von Bernd Bachran
Bei "Lanz" verteidigt Digitalminister Karsten Wildberger Deutschlands Fortschritte - und kündigt die digitale Brieftasche an. Michael Bröcker sieht tiefere Mentalitätsprobleme.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 10. Dezember 2025.
11.12.2025 | 45:27 minTrotz jahrzehntelanger Debatten bleibt Deutschland im internationalen Vergleich beim digitalen Wandel weit zurück. Ob bei Verwaltungsportalen, Breitbandausbau oder Künstlicher Intelligenz - andere Industriestaaten haben deutlich früher und entschlossener gehandelt.
Während in Estland Behördengänge längst online erledigt werden und skandinavische Schulen flächendeckend digital unterrichten, ringt Deutschland noch mit Funklöchern und Papierakten. Nun soll ein Bundesminister für Digitales das Thema endlich bündeln und vorantreiben.
Die Modernisierungsagenda für den Bund sei ein "ganz konkretes Umsetzungspapier", sagt der Digitalminister Karsten Wildberger. Das habe man "in dieser Form" noch nicht gehabt.
01.10.2025 | 5:24 minWildberger: "Wir haben fantastische Universitäten"
Karsten Wildberger (CDU) ist Deutschlands erster Minister für Digitales und Staatsmodernisierung. Bei "Markus Lanz" zeichnete er ein weniger düsteres Bild der digitalen Entwicklung als viele Beobachter. "Wir sind im Forschungsbereich, wenn es auch um KI-Entwicklungen geht, sehr gut."
Wir haben fantastische Universitäten, fantastische Ökosysteme.
Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung
Was Deutschland in den vergangenen zwanzig Jahren versäumt habe, sei Innovationen wirklich voranzutreiben. Vor allem fehle es an der Fähigkeit, Ideen in größerem Maßstab umzusetzen, sie zu skalieren und daraus eigene Produkte zu entwickeln.
Die schwarz-rote Regierung wollte die Wirtschaft ankurbeln, doch Aufschwung ist nicht zu spüren. In der Metall- und Elektroindustrie gingen zehntausende Arbeitsplätze verloren.
09.12.2025 | 2:08 minBröcker: "Deutschland hat ein Mentalitätsproblem"
Der Chefredakteur von "Table.Media", Michael Bröcker, attestierte Deutschland beim Thema Digitalisierung ein Mentalitätsproblem. Neue Technologien würden hierzulande zunächst mit Skepsis betrachtet, und es werde häufiger über Regulierung als über Chancen gesprochen. Zudem sehe er auch ein Strukturproblem.
Du bist zwischen Kommune, Land und Bund gefangen in Silodenken, in Technokratien, in Komplexitäten.
Michael Bröcker, Chefredakteur von "Table.Media"
Zettelwirtschaft, Funklöcher, veraltete Software - im Jahr 2025 kämpfen viele mittelständische Unternehmen in Deutschland noch immer mit den Basics der Digitalisierung.
18.08.2025 | 43:58 minBröcker: "Die Vernetzung der Daten ist das zentrale Thema"
Als Beispiel führte Bröcker an, dass man es vor wenigen Jahren in der Pandemie nicht einmal geschafft habe, den Studierenden die 200 Euro Energiepreispauschale auszuzahlen, weil unklar gewesen sei, wie dies organisatorisch umzusetzen sei und die notwendigen Daten nicht vernetzt gewesen seien.
Die Vernetzung der Daten ist das zentrale Thema und das gelingt uns seit Jahrzehnten nicht.
Michael Bröcker, Chefredakteur von "Table.Media"
Markus Lanz wollte von Karsten Wildberger wissen, wann denn in Deutschland endlich der digitale Führerschein oder der digitale Personalausweis kommen werde, "all diese Dinge, die man in anderen Ländern längst auf dem Telefon hat".
Mit neuen Maßnahmen verspricht Digitalminister Wildberger (CDU) einen weiteren Bürokratieabbau. Die Entlastungen bleiben jedoch hinter den Erwartungen der Wirtschaft zurück.
05.11.2025 | 2:48 min"Digitale Brieftasche" soll im Januar 2027 kommen
Daraufhin kündigte der Bundesminister für Digitales die Einführung der "digitalen Brieftasche" für den 02. Januar 2027 an. Darin enthalten: Personalausweis, Führerschein, Fahrzeugschein und Versicherungskarten.
Wir werden dann (…) Releases haben. Jedes Quartal kommen neue Dokumente dazu und dann wird das eine sehr sichere Brieftasche, die ich auf dem Handy immer dabeihabe.
Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung
Wildberger versprach höchste Sicherheitsstandards. Auf dieser Basis könnten dann verschiedene Dinge des täglichen Lebens, wie die Kontoeröffnung bei der Bank oder die Eröffnung eines Mobilfunkvertrags, erledigt werden.
Für Bröcker hat die Digitalisierung - insbesondere die Entbürokratisierung - in Deutschland ein grundlegendes Problem: Diejenigen, die sie umsetzen sollen, arbeiten im Grunde daran, ihre eigenen Stellen überflüssig zu machen.
Bröcker kritisiert Bürokratie in Deutschland
Bröcker sprach davon, dass laut einer aktuellen Studie des IAB in Deutschland in den letzten Jahren 325.000 Menschen in Unternehmen eingestellt wurden "nur um bürokratische Pflichten zu erfüllen."
Das sind Menschen, die eingestellt wurden, um Bürokratie so zu erledigen, damit die Firma von den Behörden keinen auf den Deckel kriegt. Das ist ja völlig irre.
Michael Bröcker, Chefredakteur von "Table.Media"
An den Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung gerichtet sagte Bröcker:
"Sie werden nicht umhinkommen, ganze bürokratische Ebenen, Instanzen, inklusive der Beamten am Ende abzuschaffen, um Bürokratie in Deutschland abzubauen."
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