Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt: Jobkiller oder Chance?

Arbeitsmarkt:Wird KI wirklich zum Jobkiller?

von Richard Luttke

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Die ersten Unternehmen bauen bereits tausende Stellen ab. Doch Experten sehen auch Chancen in Künstlicher Intelligenz. Wie stark bedroht KI tatsächlich unsere Arbeitsplätze?

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Künstliche Intelligenz stellt die Arbeitswelt auf den Kopf. Experten schätzen, dass rund 800.000 Jobs wegfallen könnten, jedoch auch ähnlich viele neue entstehen.

28.11.2025 | 1:18 min

"Es wird ein Punkt kommen, an dem keine Arbeit mehr benötigt wird", so prophezeite es Tesla-Chef Elon Musk bereits vor zwei Jahren. Nun ist Musk bekannt für große Versprechungen - doch mit der These, dass KI große Teile der Arbeit übernehmen wird, steht er bei Weitem nicht alleine da.

Mitte des Jahres sprach auch der Chef des Autoherstellers Ford, Jim Farley, davon, dass KI "die Hälfte aller Büroarbeiter in den USA ersetzen" werde. Wann und ob es so weit kommt, ist unklar. Doch immer mehr Unternehmen bauen tausende Stellen ab - begründet mit Künstlicher Intelligenz. Ist das der Anfang einer radikalen Entwicklung?

Künstliche Intelligenz: Erste Stellen fallen weg

Wie die Technologie selbst kommen auch die Meldungen zu Stellenstreichungen vor allem aus den USA. Ende Oktober kündigte der Onlinehändler Amazon an, rund 14.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung durch KI ersetzen zu wollen. Andere Unternehmen wie der Computerhersteller HP planen Ähnliches: In den nächsten drei Jahren sollen 6.000 Stellen wegfallen.

In Deutschland ergab eine Umfrage des Ifo-Instituts Mitte des Jahres, dass mehr als jedes vierte Unternehmen einen Stellenabbau durch den Einsatz von KI in den kommenden fünf Jahren erwartet. Die meisten Unternehmen rechnen jedoch nicht mit Veränderungen, einige sogar mit zusätzlichen Arbeitsplätzen durch die Entwicklung.

Es sind zwei Würfel zu sehen mit der jeweiligen Aufschrift "KI" und "Mensch"

Die KI gilt als fester Bestandteil des Arbeitsmarkts, wodurch Mitarbeitende entlastet werden. Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, dass aber auch ein Stellenabbau erwartet wird.

03.11.2025 | 1:32 min

Mehr Produktivität durch KI

Von der industriellen Revolution bis zur Einführung des Internets haben technische Entwicklungen schon immer zu Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt geführt. Aber "bisher ging es bei Automatisierung eher immer um die Helferstellen oder um die mittelqualifizierten Tätigkeiten. Jetzt sind auch Hochqualifizierte betroffen", beschreibt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Besonderheit der KI-Entwicklung.

Dadurch kann zum ersten Mal sogenannte Wissensarbeit von einer Maschine übernommen werden und das branchenübergreifend. "Das kann beim Arzt die Mustererkennung von Krankheiten sein, das kann bei Juristen der Mustervertrag sein und das können bei der Marketingagentur Designvorschläge sein", erklärt Andrea Hammermann vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.

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Jobs fallen weg, neue entstehen

Für die Unternehmen geht es dabei vor allem um eine Größe: Produktivität. Diese wird laut Weber durch den Einsatz von KI erhöht - mit Folgen für manche Arbeitnehmer:

KI wird zu Umwälzungen am Arbeitsmarkt führen. Sie wird Tätigkeiten übernehmen, die jetzt Menschen ausüben.

Enzo Weber, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Gleichzeitig betont er, dass KI auch "neue Bedarfe, neue Geschäftsmodelle und neue Investitionen" schaffen wird. So kommt eine neue Studie des IAB zu dem Schluss, dass sich 1,6 Millionen Jobs verschieben dürften, also einige wegfallen, aber an anderer Stelle neue entstehen.

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Neben neuen Arbeitsplätzen im IT-Sektor profitieren auch Bereiche, die nicht direkt mit KI zu tun haben. So steigt durch den Umgang mit KI und neuen Technologien etwa der Bedarf an Bildungsangeboten. Weber konstatiert daher:

KI wird im Arbeitsmarkt nicht zu einem Einbruch führen, sondern zu einem Umbruch.

Enzo Weber, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Weiterbildungen sind wichtiger Faktor

Dieser Umbruch könnte jedoch für manche Arbeitnehmer schwer werden. Denn die neuen Jobs entstehen oft in anderen Bereichen oder gar Unternehmen. Daher kommt es laut IW-Forscherin Andrea Hammermann darauf an, Menschen umzuschulen, "sodass die Tätigkeiten, die entweder neu entstehen oder wichtiger werden, auch gut besetzt werden können."

Mit Blick auf jeden Einzelnen resümiert Arbeitsmarktforscher Weber:

Was KI in fünf Jahren können wird, das wissen wir jetzt noch nicht. Aber wie wir uns selber weiterentwickeln können mit unseren Kompetenzen, das haben wir in der Hand.

Enzo Weber, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Richard Luttke ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft & Finanzen.

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