Veränderungen am Arbeitsmarkt:Welche Folgen KI für Berufseinsteiger hat
Der Einsatz von KI hat eine Diskussion über die Zukunft der Arbeitswelt entfacht: Während die einen darin große Wachstumschancen sehen, bangen andere um ihren Job.
Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt spürbar: Besonders Berufseinsteiger spüren die Folgen. Eine Studie zeigt, dass etwa junge Softwareentwickler deutlich seltener eingestellt werden.
27.08.2025 | 1:50 minEin großer Monitor, eine gute Internetverbindung - viel mehr benötigt der Düsseldorfer Unternehmensberater Christian Underwood nicht, um seine Kunden und Projekte zu steuern. Vor ein paar Jahren hatte er noch ein Büro mit rund 30 Beraterinnen und Beratern an Bord. Die Corona-Flaute zwang ihn, das Personal deutlich zu reduzieren, sagt er, und dann kam KI.
Heute betreibt Underwood sein Business praktisch als One-Man-Show, weil er viele Prozesse automatisiert hat. "Früher haben Mitarbeiter wahnsinnig viel Power-Point-Folien gebaut, viel Excel gemacht, viele Recherchen durchgeführt", erklärt er, "und das ist heute wesentlich einfacher möglich mit KI-Agenten."
Wofür ich früher sehr viele Menschen und viel Zeit gebraucht habe, wird heute in Sekundenschnelle erledigt.
Christian Underwood, Unternehmensberater
Im EU-Vergleich schneidet Deutschland bei der Digitalisierung nur mittelmäßig ab. Doch es gibt auch Fortschritte, immer mehr Unternehmen setzen auf KI.
18.08.2025 | 1:34 minKI-Einsatz hat Folgen für Berufseinsteiger
Die Düsseldorfer Firma steht stellvertretend für den Wandel in der Arbeitswelt durch den Einsatz von KI. Sie kann wie ein Mensch Aufgaben ausführen, angefangen von Recherchearbeiten und Analysen bis hin zu Marketing und Vertrieb. Kanzleien, Softwarefirmen, Unternehmensberatungen oder Werbeagenturen - sie alle setzen verstärkt auf KI.
Mit Folgen gerade für Berufseinsteiger, die einen akademischem Hintergrund mitbringen und auf Jobsuche sind. Denn zu ihren Tätigkeiten beim Berufseinstieg gehören vornehmlich Aufgaben, die jetzt die KI übernimmt.
Künstliche Intelligenz auch in Spezialjobs
Andrea Hammermann vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat sich mit dieser Entwicklung wissenschaftlich beschäftigt. "Wir sehen in Studien, dass neun von zehn Experten, also die, die in hochkomplexen Berufen arbeiten, von KI betroffen sind, das heißt, irgendwie mit KI-Anwendungen zu tun haben. In Helfer-Tätigkeiten, beispielsweise in der Gastronomie oder in der Logistik, sind es eben nur einer von zehn", fasst die Wissenschaftlerin zusammen.
In der Pflege herrscht Fachkräftemangel. Ein Seniorenheim im Münsterland nutzt nun KI, um die Abläufe zu erleichtern und das Personal zu entlasten.
16.08.2025 | 1:31 minUnd das heißt, KI, anders als andere Technologien, treffe erst einmal den gesamten Arbeitsmarkt.
Es trifft aber vor allen Dingen die hochqualifizierten Tätigkeiten - und das ist anders als in früheren Digitalisierungswellen.
Andrea Hammermann, Institut der deutschen Wirtschaft
Stellenangebote im IT-Bereich sinken
In den USA ist dieser Trend in der Tech-Branche schon deutlich abzulesen. Dort haben größere Konzerne wie etwa Microsoft, Google oder IBM im Jahr 2024 bereits tausende Stellen in der Software-Entwicklung gestrichen.
Auch in Deutschland ist die Zahl offener IT-Stellen, laut Branchenverband Bitkom, in den vergangenen zwei Jahren von 149.000 auf 109.000 Stellen gesunken. Ein Trend, der in Zukunft wohl noch weiter voranschreiten dürfte.
Während viele afrikanische Länder unter dem Abwandern gut ausgebildeter Fachkräfte leiden, gelingt Ruanda ein Gegenmodell: IT-Talente bleiben im Land – auch dank internationaler Kooperationen.
09.04.2025 | 3:32 minDoch nicht jeder Einsatz von KI führe automatisch zum Jobverlust, sagt die Wissenschaftlerin Andrea Hammermann. Für Berufsanfänger mit akademischem Hintergrund gehe es jetzt vielmehr darum, keine Angst vor KI zu haben, sondern "eine gewisse Neugier- und Lernbereitschaft an den Tag zu legen und KI auch kritisch zu hinterfragen."
Umgang mit KI: Jobprofile neu ausrichten
Chance oder Risiko durch KI? Die Frage, ob Deutschland durch KI Arbeitsplätze verliert oder gewinnt, darüber sind sich die Experten uneins. Am Ende entscheidet wohl nicht nur die Technik, sondern die Haltung: Ob KI den deutschen Arbeitsmarkt entlastet oder entwertet, hängt weniger von Algorithmen ab als von der Bereitschaft, Kompetenzen zu erneuern.
Eine Aufgabe, die vornehmlich auch an Firmen adressiert ist - denn dort muss entschieden werden, wie KI sinnvoll in den Wertschöpfungsprozess eingebunden werden kann. Wer weiß, wohin die Reise geht, kann Jobprofile so ausrichten, dass sie durch KI ergänzt - aber eben nicht ersetzt werden.
Thadeus Parade ist Reporter im ZDF-Studio in Nordrhein-Westfalen.
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